Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
Tschiang Kai-scheks, die unter anderem auch den Nord teil Vietnams arg bedrängt hatten, 1949 siegreich beendet wurde, war der psychologische Schub riesig gewesen. Der Zulauf zu den Viet Minh, die 1945 nur etwa 5000 Kämpfer versammelten, vergrößerte die Bewegung auf rund 700 000 Aktive. 2 Gleichzeitig war der Einfluß bis weit in den Süden nach Saigon ausgedehnt worden.
Auf der der französischen Niederlage in Dien Bien Phu folgenden Indochina-Konferenz wurde im Mai und Juli 1954 die Teilung des Landes besiegelt. Die gefaßten Beschlüsse standen deutlich unter dem Zeichen des Kalten Krieges und seiner weltweiten Probleme, von denen Vietnam nur eines war. Die damals als Nachfolger Stalins regierende kollektive sowjetische Führung um Chruschtschow zeigte sich angesichts ihrer politischen Schwierigkeiten in Europa gesprächsbereit. Der Aufstand in der DDR lag gerade ein Jahr zurück und die von Moskau befürchtete Europäische Verteidigungsgemeinschaft, in der die Franzosen mit den Westdeutschen zusammen eine gemeinsame Armee aufstellen sollten, schien damals in greifbarer Nähe. Am meisten waren aber die Chinesen nach fast dreißig Jahren Krieg an einem Kompromiß über Vietnam interessiert. China mußte dringend wieder aufgebaut werden, und das letzte, was man dafür brauchte, war eine Neuaufnahme des Konflikts mit möglicher direkter Beteiligung der Amerikaner, die ohnehin die geflohene nationalchinesische Regierung auf Taiwan gegen Mao unterstützten. Am 20. Juli 1954 willigte dann auch Hös Demokratische Republik Vietnam (DRV) unter sowjetisch-chinesischem Druck in die Bedingungen des Waffenstillstands ein. Wie im geteilten Korea sollte in Vietnam eine demilitarisierte Zone eingerichtet werden, die in diesem Fall am 17. Breitengrad gezogen wurde. Allgemeine Wahlen waren für das Jahr 1956 in Aussicht gestellt, nach denen auch die Wiedervereinigung möglich sein sollte. Indes, als eine Lösung wurde die Teilung auch von der vietnamesischen Bevölkerung nicht verstanden. Die vom Westen unterstützte Südregierung unter Ngö Dinh Diem in Saigon weigerte sich ohnehin, gesamtvietnamesische Wahlen durchzuführen, weil sie zu Recht den Sieg der Nordregierung unter Hö befürchtete. Statt dessen begann man hier eine massive Verfolgung der noch im Südteil verbliebenen Viet Minh , die sich ihrerseits wieder auf einen Partisanenkrieg einrichteten. Er entbrannte ab 1958 in vollem Ausmaß.
Die USA waren bereits in der französischen Phase des Vietnamkriegs massiv finanziell beteiligt gewesen. Von März 1950 bis zur Niederlage investierten die Amerikaner rund sieben Milliarden Dollar in den sich immer ungünstiger entwickelnden Krieg. 3 Man hat errechnet, daß Washington 1952 rund 40 Prozent der Kosten aufbrachte und 1954 sogar 80 Prozent. 4 Trotz oder vielmehr wegen der französischen Niederlage machte die noch im selben Jahr von den USA forcierte Gründung der südostasiatischen Verteidigungsgemeinschaft SEATO deutlich, daß man auch hier keine weitere Ausdehnung des kommunistischen Einflußbereichs akzeptieren würde. Indirekt, und entgegen den Genfer Abmachungen, waren darin große Teile des ehemaligen französischen Kolonialgebiets eingeschlossen: Südvietnam, Kambodscha und Laos. In der nun folgenden Eskalation in Südostasien, die bis 1965 zum vollen militärischen Eingreifen der USA gegen Nordvietnam führte, spielte, wie so häufig im Kalten Krieg, neben der unbestrittenen Tatsache, daß hier die beiden Blöcke indirekt aufeinanderstießen, die sich rasch radikalisierende Wahrnehmung der Gefährdung eine wichtige Rolle. Zum einen hatte sich die amerikanische Einschätzung der Viet Minh grundlegend gewandelt. Ähnlich wie später im Fall Castro und seiner kubanischen Revolution waren die Viet Minh zunächst als respektable antikoloniale Befreiungsbewegung gesehen worden, dann aber als eine von Moskau und Peking kontrollierte antiwestliche Guerilla-Organisation. Für die USA wurde Vietnam nun zu einem weiteren zentralen Austragungsort des weltweiten Kampfs gegen den Kommunismus. Die finanzielle Unterstützung, die Washington für Südvietnam bereitstellte, betrug ab 1955 bis zum Amtsende Eisenhowers rund zwei
Milliarden US-Dollar. 5 Zusätzlich wurden ab 1954/55 auch hier «Berater» aus der Armee, dem FBI und der CIA eingesetzt. Unter den CIA-Agenten, die bereits 1954 eintrafen, um den verdeckten Krieg gegen Nordvietnam zu forcieren, war dann auch jener Edward Lansdale, der als The Quiet American in Graham
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