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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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1969, also unmittelbar auf dem ersten Höhepunkt des Konflikts am Ussuri und Amur, hatte US-Präsident Nixon die Gelegenheit ergriffen, China indirekt politisch zu stärken. In seiner «Guam-» bzw. «Nixon-Doktrin», die in den folgenden Jahren weiter ausgebaut und am 25. Februar 1971 zusammenfassend vorgelegt wurde, hatte er die Reduzierung amerikanischen Engagements in Südostasien in Aussicht gestellt. Dabei waren finanzielle Erwägungen und nicht etwa der unbefriedigende Verlauf des Krieges in Vietnam in den Mittelpunkt gestellt worden. «Die Aufrechterhaltung der Integrität unserer Verpflichtungen macht es notwendig», so hieß es in der Nixon-Doktrin umständlich, «ihre greifbaren Manifestationen - Truppenstationierungen oder finanzielle Beiträge - den sich wandelnden Verhältnissen anzupassen.» 21 Da in Asien jeder Truppenabzug der USA darauf hinauslief, China als Vormacht in der Region zu stärken, wurde die Nixon-Doktrin, die in erster Linie den US-Rückzug aus Vietnam politisch begründen sollte, zum Türöffner für eine politische Annäherung an Peking. Mit Vermittlung des Verbündeten Pakistan, aber vor allem durch die unermüdlichen Gespräche, die Nixons Sicherheitsberater Henry Kissinger mit den Chinesen führte, konnte Washington am 15. Juli 1971 eine Sensation verkünden, die die Fronten des Kalten Krieges nachhaltig veränderte. Der amerikanische Präsident teilte mit, daß er Anfang 1972 zu diplomatischen Verhandlungen nach Peking reisen werde. Noch im Vorfeld war man den «Rotchinesen» weiter entgegengekommen. Peking durfte 1971 den Sitz Taiwans im UN-Sicherheitsrat einnehmen; zudem waren die Patrouillenfahrten der US-Flotte in der Formosa-Straße eingestellt worden. Die «Anti-Hegemonie-Klausel» im Schlußmemorandum des amerikanisch-chinesischen Treffens 1972, dem sogenannten Schanghai-Kommunique, richtete sich dann sogar eindeutig gegen die Sowjetunion. Die Grenzen des Konsenses waren trotzdem erkennbar geblieben. Taiwans Integrität, so stellte das Papier auch klar, durfte nicht angetastet werden. Erst am 2.Januar 1979, lange nach dem Tod Maos, der zuvor immer wieder seinen ausdrücklichen Protest gegen die Annäherung an den Erzfeind USA angemeldet hatte, wurden dann offiziell diplomatische Beziehungen zwischen China und den USA aufgenommen. Wenig später kam der stellvertretende chinesische Premier Deng Xiao-ping auch zu einem Gegenbe-

    die Öffnung Chinas Eine der großen Sensationen des Kalten Krieges: Nixons Staatsbesuch in China 1972, der nicht nur die Öffnung des kommunistischen Landes für die USA und den Westen bedeutete, sondern vor allem eine Schwächung für die Sowjetunion. Das Bild zeigt Nixon mit Tschou En-Lai in Schanghai am 28. Februar 1972.
    such in die Vereinigten Staaten, während die USA zum gleichen Zeitpunkt ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan zunächst abbrachen. Dieser Kurs gegenüber Peking, der es allerdings immer vermied, China über Gebühr mit westlichem Know-how zu stärken, änderte sich erst unter Reagan wieder. Unter seiner Präsidentschaft stärkten die USA wieder ihre Sicherheitsgarantien für Taipei.
    Peking war es mit dem Schanghai-Kommunique 1972 tatsächlich gelungen, den Machtanspruch der UdSSR in Ostasien einzudämmen und sich gleichzeitig als Vormacht für diesen Raum zu empfehlen. Ideologisch mündete dies 1974 zunächst in die «Drei-Welten-Theorie». Unter diesen politischen Vorzeichen erfolgte dann im Februar 1979 auch der sogenannte «Erziehungsfeldzug» gegen die aus Pekinger Sicht unbotmäßigen Vietnamesen. Die Weigerung der USA, dem chinesischen Wunsch nachzukommen und die Annäherung zu einem globalen antisowjetischen Pakt auszubauen, führte mittelfristig allerdings zu einer neuen «Kurs-korrelctur» Pekings. Sie mündete ab 1979/80 in eine vorsichtige Entspannung mit Moskau. Maßgeblich dafür war wieder der Flügel der «Realisten» und «Modernisierer» um Deng Xiao-ping, der sich ab 1980 gegen die maotreue Riege durchsetzen konnte. Neuer Ministerpräsident wurde ein Mitglied des Deng-Flügels, Tschao Tse-jang. Gestärkt wurden sie durch die Berufung von Hu Yao-bang, der als wirtschaftspolitischer Pragmatiker bekannt war. Als 1980 der dreißig Jahre zuvor abgeschlossene chinesisch-sowjetische Bündnisvertrag auslief, wurde der Pakt dann gekündigt, aber gleichzeitig wurden Normalisierungen in Angriff genommen. Bereits 1983 konnte das Handelsvolumen signifikant erhöht werden.
    Auch aus US-Sicht sollte die

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