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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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klarzumachen, daß es die USA nicht hinnehmen könnten, wenn die Verpflichtungen aus der Schlußakte von Helsinki und der UN-Charta nicht mehr eingehalten würden. 25 Wenig später unterschrieb Reagan im Mai 1982 jene geheime Weisung (NSDD 32), die ausdrücklich die Verstärkung von Verdeckten Operationen im Ostblock sowie diverse diplomatische und ökonomische Zwangsmaßnahmen zur Lockerung des sowjetischen Drucks in Ostmitteleuropa und vor allem in Polen vorsah. Die Antwort von dort blieb nicht lange aus. Vor allem Erich Honecker nutzte die westdeutschen Bundestagswahlen 1982 zu scharfen Angriffen gegen «Hochrüstung und Konfrontation der aggressivsten Kreise des Imperialismus». 26
    In Polen setzten die USA vor allem auf die religiöse Frage, die insbesondere die Republikaner immer als besonders wirkungsvollen Angriffspunkt für die politische Destabilisierung des Ostblocks verstanden hatten. Nun fanden jene direkten geheimen Gespräche zwischen US-Präsident Reagan und Papst Johannes Paul II. statt, in denen die Frage diskutiert wurde, was der Vatikan zur Befreiung Ostmitteleuropas vom Kommunismus beitragen könne. Inwieweit dies oder die allgemein härter werdende amerikanische Haltung die Situation in Polen und im gesamten Ostblock verbesserte oder verschlechterte, ist schwer zu sagen. In Polen blieb die Situation jedenfalls bis zum Ende der achtziger Jahre extrem angespannt. Erst im Februar 1989 kündigte sich während der Gespräche zwischen Regierung und Opposition am «Runden Tisch» eine allmähliche Lockerung an. Ansonsten zeigte sich jedoch die Entspannungspolitik bei weitem nicht so beschädigt, wie man hätte vermuten können. Insbesondere die deutsch-deutsche Kooperation blieb erhalten und überlebte auch den Regierungswechsel zu einer christlich-liberalen Koalitionsregierung unter Helmut Kohl am 1. Oktober 1982. Im darauffolgenden Jahr setzte sich sogar der als antikommunistischer Hardliner bekannte bayerische Ministerpräsident und frühere Verteidigungsminister in der Regierung Adenauer, Franz Josef Strauß, für einen Milliardenkredit an die
    DDR ein und besuchte Jaruzelski. Tatsächlich erwies sich gerade in dieser kritischen Phase des Kalten Krieges, daß der Wille zur Entspannung zwischen den Blöcken wesentlich stärker war, als ihre Kritiker annahmen.
Öffentliche Meinung und die neue Rolle der Friedensbewegung
    Die öffentliche Meinung war von Beginn an einer der maßgeblichen Faktoren im Kalten Krieg. Besonders deutlich zeigte sich dies in den USA, wo die regelmäßigen Umfragen ein zentraler Orientierungspunkt für politische Entscheidungen blieben. Kein US-Präsident im Kalten Krieg konnte und wollte es sich leisten, gegen die öffentliche Meinung zu arbeiten. Zwar war insbesondere Truman als der erste US-Präsident, der sich mit den spezifischen Fronten des Kalten Krieges auseinanderzusetzen hatte, sehr kritisch gegenüber den Demoskopen, was nicht zuletzt mit ihrer spektakulären Fehldiagnose bei den Präsidentschaftswahlen 1948 zusammenhing. Aber auch er orientierte außenpolitische Entscheidungen an der Stimmung unter den Wählern. Auch Reagan hörte in den achtziger Jahren sehr genau auf den Wandel in der öffentlichen Meinung, was ihn zum Beispiel 1984 dazu veran-laßte, in einer Fernsehansprache zu erklären, daß man nun wieder bereit sei, mit den Sowjets zu verhandeln.
    Im Ostblock war diese Situation prinzipiell ähnlich. Die Rolle der Demoskopie übernahmen hier vor allem die Staatssicherheitsbehörden, die nach Vorstellung von Partei und Regierung Alarm zu schlagen hatten, falls sich eine unerwünschte Stimmung abzeichnete. Wissenschaftlich begleitete Umfragen wurden zum Teil zwar unternommen, blieben allerdings in der Regel unter Verschluß. Wie weit offizielle Wahrnehmung und tatsächliche Bevölkerungsmeinung schließlich auseinanderklafften, konnte man anschaulich in den letzten Jahren vor dem Zusammenbruch des Ostblocks beobachten. (Was mich immer gestört hat», sagte der DDR-Gewerkschaftschef Harry Tisch nach der Öffnung der Mauer 1989, «war, daß wir nie diskutiert haben über die Stimmung in der Bevölkerung, das gab’s nie auf der Tagesordnung des Politbüros. Wir haben die Informationsberichte der Ersten Sekretäre gelesen, und wenn es mal einen kritischen Hinweis darin gab, wurde darüber dann auch im Politbüro etwas gesagt - es wurden Hinweise gegeben, es wurde auch manchmal Hilfe gegeben, wenn’s um Versorgungsfragen oder andere Probleme ging. Aber über

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