Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
Vom Netzwerk:
Lebensstandards, auf dem der Westen am stärksten ist. Abgesehen davon, daß es sich dabei um ein Ziel handelt, das den Westen als Vorbild hinstellen muß und an seiner Leistung orientiert ist, ist offensichtlich, daß diese Politik nicht allein die Zone innerhalb des Ostblocks ausnehmen kann. Den Prozeß zur Hebung des Lebensstandards zu beschleunigen, weil sich dadurch Erleichterungen mannigfacher Art für die Menschen und durch verstärkte Wirtschaftsbeziehungen verstärkte Bindungen ergeben können, würde demnach in unserem Interesse liegen.»
    Die Konsequenz und der Preis für die Stillegung des Kalten Krieges in Europa, so kann man zusammenfassen, war die Ausdehnung des Konflikts in der Dritten Welt. Die Kriege, die hier geführt wurden, waren zu einem wesentlichen Teil die der Supermächte. Für Europa ergab sich daraus die Chance, einen anderen Weg der Auseinandersetzung im Kalten Krieg zu suchen. Die von Kennedy erhoffte Verminderung der finanziellen Aufwendungen für den globalen Konflikt ergab sich daraus allerdings nicht zwangsläufig. Zwar führte die von Berlin ausgehende Entspannungspolitik mittelfristig zu Abrüstungsverhandlungen und -Verträgen, die den ungebremsten Ausbau bestimmter Waffensysteme zumindest zeitweilig verringerten. Allerdings waren die Entspannungsjahre eine finanziell nicht minder aufwendige Phase des Kalten Krieges. Zum einen konzentrierten sich die Rüstungen regelmäßig auf die von den Vereinbarungen noch nicht erfaßten Systeme. Zum anderen wuchsen in ihr nicht zuletzt die Ausgaben für die sogenannte passive Rüstung überproportional: Gerade der Bau von Bunkern wurde in diesen Jahren auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs verstärkt vorangetrieben. Im Ostblock investierte man darüber hinaus vermehrt in den Ausbau des Sicherheitsapparates, um den unerwünschten Folgen der Annäherung der Blöcke entgegenwirken zu können.

5. Eine Welt in Waffen
Atomwaffen und Rüstungswettlauf
    Die angenommene Bedrohungssituation im Kalten Krieg bewirkte auf beiden Seiten eine sich selbst fortsetzende Rüstungsspirale, die in erheblichem Umfang die Atomwaffen betraf. 1 Der Kalte Krieg fraß kontinuierlich und zunehmend Ressourcen, die an anderer Stelle fehlten. Dies traf sowohl für den Westen als auch für den Ostblock zu. In den letzten Jahren des Kalten Krieges waren es dann jährlich rund 700 Milliarden Dollar, die für die Rüstung der NATO und des Warschauer Pakts ausgegeben wurden. 2 Den Anfang machte auch hier das Schlüsseljahr 1947. Beide Seiten hatten bei Kriegsende in größerem Umfang die riesigen stehenden Heere abgerüstet: Die USA reduzierten von etwa zwölf auf unter zwei Millionen Soldaten, die UdSSR von gut fünfzehn auf etwa drei Millionen Mann. 3 Ab etwa 1947 änderte sich diese Entwicklung grundlegend.
    In der Sowjetunion wurde mit großem Aufwand die Modernisierung der Roten Armee vorangetrieben, ihre Feuerkraft und Beweglichkeit erhöht. Insgesamt kann man davon ausgehen, daß sich bereits 1948 die Zahl ihrer Kraft- und Kampffahrzeuge verdreifacht hatte. 4 Bis 1955 wuchs die Rote Armee - nicht zuletzt durch den Schub, den der Koreakrieg weltweit verursachte - noch einmal um das Doppelte ihrer Stärke von 1945: auf rund 5,8 Millionen Soldaten. Ansonsten wurden zu diesem Zeitpunkt erhebliche Ressourcen in die Herstellung neuer Waffensysteme investiert. 1947 eröffnete die Sowjetunion in Sagorsk ihre erste Produktionsanlage für neue biologische Kampfstoffe. Der Großteil der zur Verfügung stehenden Mittel floß allerdings in den Bau der ersten Atombombe und parallel dazu in die Luftwaffe. Sie profitierte, wie auch in den USA, als erste Waffengattung von der kommenden Revolution der Waffensysteme. Nachdem bereits 1945 die Atomwaffenentwicklung unter die Obhut Berijas und des sowjetischen Geheimdienstes gestellt und beim Staatlichen Verteidigungskomitee ein eigener Bereich für Nuklearwaffen eingerichtet worden war, konzentrierte man jetzt zentrale Einrichtungen in eigens geschaffenen geheimen Städten. Nun entstand unter anderem Arsamas-16. Nachdem der schon 1942 ernannte wissenschaftliche Leiter des sowjetischen Atomwaffenprogramms, Igor Kurtschatow, Anfang 1947 in einem Gutachten festgestellt hatte, es sei durchaus möglich, binnen zwei Jahren eine eigene Nuklearwaffe zu produzieren, begann die Rote Armee im September des Jahres in Kasachstan das neue Testgelände Semipalatinsk einzurichten. Hier fand dann 1949 der Test der ersten sowjetischen Atombombe und 1953

Weitere Kostenlose Bücher