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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Berliner Friedrichstraße eingerichteten interalliierten Kontrollstelle, standen sich beide Parteien mit aufeinan-

    showdown, aber keine Krise Die berüchtigte Konfrontation am Checkpoint Charlie im Oktober 1961 war in erster Linie eine Machtdemonstration, mit der Lucius D. Clay als Sonderbeauftragter Kennedys in Berlin die Sowjets zur Einhaltung der alliierten Abmachungen zwingen wollte.
    der gerichteten Kanonen 24 Stunden lang gegenüber. Der unmittelbare Grund dafür war eher geringfügig gewesen. Die Eskalation verwies daher auf die prinzipielle Dimension, die die Amerikaner mit ihrer Stellung in Westberlin verbanden. Wenige Tage zuvor hatten DDR-Grenzer dem Ersten Gesandten der US-Mission in Westberlin, Allan Lightner, die Einreise in den Ostteil verwehrt, weil dieser auf seinem Recht bestanden hatte, als offizieller Vertreter ohne Ausweiskontrolle zu passieren. Auch 1962 gab es noch wiederholt Behinderungen, unter anderem auch Eingriffe der Sowjets in den Luftverkehr. Im Juli 1962 setzten die USA, wie in der Ersten Berlinkrise 1948/49, sogar wieder Jäger zur Begleitung von amerikanischen Flugzeugen ein. Der wirkliche Abschluß der Zweiten Berlinkrise konnte tatsächlich erst Ende Oktober 1962 erreicht werden, als mit der Beendigung der Konfrontation um Kuba auch die Lage in Berlin entschärft wurde. 31 Doch erst mit dem Ber-lin-Abkommen im Rahmen der «Neuen Ostpolitik» entspannte sich am Beginn der siebziger Jahre die Lage wirklich.
Auf Eis gelegt
    Die Enttäuschung der Westdeutschen war nach dem Mauerbau offensichtlich. Das Boulevardblatt Bild brachte es am 16. August 1961 so auf den Punkt: «Was tut der Westen? Der Westen tut nichts! In den westlichen Hauptstädten wird beraten. Nachgedacht. Spekuliert. Fühlung genommen. Man bereitet vor. Man versucht, sich zu einigen. Und inzwischen rennen sich unsere Landsleute am Stacheldraht der Kommunisten die Köpfe blutig. Was tun eigentlich die westlichen Staatsmänner? Kennedy, der junge Präsident, schweigt. Macmillan, der erfahrene [britische] Premier, schießt Schnepfen. Adenauer, der greise Kanzler, spielt Wahlkampf [...]. Wir sind enttäuscht. Wir sind in das westliche Bündnis gegangen, weil wir geglaubt haben, dies sei für Deutschland wie für den Westen die beste Lösung. Die Mehrheit der Deutschen, die überwältigende Mehrheit sogar, ist auch heute noch davon überzeugt. Nur wird diese Überzeugung nicht gerade gestärkt, wenn einige unserer Partner in dem Augenblick, in dem die deutsche Sache in höchster Gefahr ist, kühl erklären: (Alliierte Rechte sind nicht betroffen.)» 32 Tatsächlich bedeutete der von der
    DDR gewünschte und von der Sowjetunion schließlich genehmigte Mauerbau für viele das weitgehende «Ende der Illusionen» über die Wiedervereinigung, wie Willy Brandt damals notierte. «Ich habe später bemerkt», schrieb er im Rückblick, «man habe im August 1961 einen Vorhang weggezogen, um uns eine leere Bühne zu zeigen. Man kann es auch schroffer sagen: Uns sind die Illusionen abhanden gekommen, die das Ende der hinter ihnen stehenden Hoffnungen überlebt hatten - Illusionen, die sich an etwas klammerten, das in Wahrheit nicht mehr existierte. Es wurde Ulbricht erlaubt, der Hauptmacht des Westens einen bösen Tritt vors Schienbein zu versetzen - und die Vereinigten Staaten verzogen nur verstimmt das Gesicht.» 33
    Der wichtigste Grund für die auffällig attentistische Haltung der US-Regierung im Sommer 1961 lag in dem geostrategischen Perspektivenwechsel, den ihre Außenpolitik zum gleichen Zeitpunkt vollzog. Er war wiederum unmittelbar vom sowjetischen Vorgehen in der Dritten Welt, an der Peripherie des Kalten Krieges, beeinflußt. Die amerikanischen Überlegungen zur Zukunft der Auseinandersetzung mit den Sowjets bezogen sich im Jahr des Mauerbaus angesichts der militärischen Risiken eindeutig nicht mehr oder kaum mehr auf Europa. Während hier die direkte Konfrontation einstweilen stillgelegt und eher verdeckt fortgeführt wurde, fand die militärische Auseinandersetzung der beiden Blöcke nun in den Entwicklungsländern statt. Eine der ersten Maßnahmen Kennedys für das geteilte und von kommunistischer Machtübernahme der Viel Minh bedrohte Südvietnam war die verstärkte Entsendung militärischer «Berater» für die südvietnamesische Armee. Ihre Zahl stieg steil an: von 500 (1960) auf 16 500 (1962) und 23 300 (1964). 34 Parallel dazu erteilte der neue Präsident die Order, die 7. US-Flotte, die immer noch in

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