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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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gesehen?«, fragte Kolossow.
    »Was ist das für ’ne Art, mitten in der Nacht die Leute hochzujagen.« Der Wächter gähnte ausgiebig. »Ja, ja, den hab ich gesehen. Der hat die Datscha von der alten Prosorowa gemietet. Vor einer Woche oder so kam er schon mit den Schlüsseln angefahren. Hat mich gebeten, den elektrischen Boiler zu überprüfen.«
    »Was ist das für eine Alte?«, fragte Kolossow.
    »’ne Witwe, ’ne Professorsche. Prosorowa. . . Dolores . . . Rom. . . Romualdowna, irgend so was Unaussprechliches. Sie ist schon an die achtzig und kommt selber kaum noch her. Die Datscha hat sie ständig vermietet. Letztes Jahr waren schon Mieter drin, und jetzt ist dieser Bursche gekommen. Die Rente reicht ja vorn und hinten nicht, deshalb . . .«
    »Ist dieser Mann heute schon da gewesen?«, unterbrach Kolossow ihn.
    »Woher soll ich das wissen? ’n Auto ist keins gekommen, und Licht hat auf der Datscha auch nicht gebrannt. In der Straße da vorn ist es, das fünfte Haus.«
    Der Wächter schaute den seltsamen Besuchern nach. Sie ließen ihren Wagen gleich neben seiner Bude stehen und gingen mit schnellen Schritten zu dem bezeichneten Haus. Der Wächter kratzte sich unter der Achsel, schnauzte den Hund an und stolperte zurück in seine Bude, um weiterzuschlafen.

3 Zu spät gekommen!
    Das von einem hohen Zaun umgebene Haus wirkte auf den ersten Blick still, dunkel und unbewohnt. Die Gardinen vor den Fenstern waren zugezogen, doch irgendjemand befand sich offenbar im Innern des Hauses, denn als Kolossow und Chalilow sich der Gartenpforte näherten, erblickten sie am anderen Ende des Grundstücks neben dem Schuppen einen dunkelblauen Shiguli. Die Pforte war unverschlossen. Vorsichtig überquerten sie die mit Löwenzahn überwucherte Wiese. Ein kurzer Blickwechsel, und Chalilow schlich geräuschlos durchs Gras und umrundete das Haus vom Schuppen aus, während Kolossow direkt auf die Eingangstür zusteuerte.
    Im Grunde war das alles völlig regelwidrig – der abenteuerliche Versuch einer Festnahme. Grant war sicher nicht der Mann, der beim Zuruf »Waffen fallen lassen!« widerspruchslos gehorchte. Folglich hätte man eigentlich Unterstützung holen und eine Überwachung des Hauses anordnen müssen. Aber irgendein inneres Gefühl sagte Kolossow, dass er jetzt gleich zupacken musste, ohne zu zögern. Beruflicher Ehrgeiz und Selbstüberschätzung waren seine Hauptfehler, das wusste er, doch es war ihm keineswegs gleichgültig, wer die Lorbeeren für eine so außergewöhnliche Festnahme erntete.
    Die Tür zur Terrasse war merkwürdigerweise auch nicht verschlossen. Im Haus herrschte Grabesstille. Kolossow verharrte regungslos auf der Schwelle. Was waren das nun wieder für Schliche? Das Auto stand doch hier! Und der Wächter hatte ihn auf dem Computerbild identifiziert. Aber diese gastfreundlich geöffnete Tür. . . Als wollte er jemanden einladen, oder als wartete er in der Dunkelheit versteckt geduldig ab: Willkommen, ungebetener Gast, gleich geht’s dir an den Kragen.
    Kolossow bewegte sich geräuschlos vorwärts. Er sah eine dunkle Terrasse und rechts die Tür zum Wohnzimmer. Davor führte eine Wendeltreppe in den ersten Stock. In der Ecke der weiße Fleck eines Kühlschranks. Ein dumpfes Knurren und Rattern ließen Kolossow zusammenzucken. Verdammt! Es war nur der Kühlschrank, der sich eingeschaltet hatte. Kolossow überlegte schon, wie er am geschicktesten den offenen Raum vom Türpfosten bis zur Terrassenecke durchqueren könnte, als plötzlich Chalilow auf der Vordertreppe auftauchte.
    »Komm schnell! Er ist hinter dem Haus. Wir sind zu spät gekommen.« Chalilow keuchte, als hätte er einen Hundertmeterlauf hinter sich.
    Zwei Stunden später, das Einsatzkommando auf dem Datschengrundstück arbeitete bereits und der Untersuchungsführer der Staatsanwaltschaft, ein Mann von der Spurensicherung und der Gerichtsmediziner krochen buchstäblich auf allen vieren durchs Gras und untersuchten Zentimeter für Zentimeter den neuen Tatort, saß Nikita Kolossow auf einer niedrigen, unbequemen und halb verfaulten Bank, die Ellbogen auf einen ebenso niedrigen und unbequemen Gartentisch mit abblätternder Tischplatte gestützt, und blinzelte in die Sonne. Sie schimmerte rötlich, als ginge sie gleich unter, dabei war es gerade halb acht Uhr morgens. Nikita kam es vor, als sähe er den Mars, den Roten Planeten. Diese Vision verhieß nichts Gutes.
    »Wie seltsam das alles ist, Nikita Michailowitsch!« Mit schweren Schritten

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