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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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es um fünfstellige Dollarsummen. Also hätte Grant heute im Laufe des Tages oder am Abend (er pflegte solche Geschäfte schnell abzuwickeln) den Rest des Honorars von den Gangstern bekommen müssen. Und Brillanten-Goscha trennte sich eben nur höchst ungern von seinem Geld. . .
    Version zwei: Grant war von der Kolomna-Mafia aufgespürt und erledigt worden. Sie hatten ihm den Mord an ihrem Kassenwart nicht verziehen.
    »Mit dem Boden hier ist auch nichts anzufangen. Man kann nichts erkennen«, drang Kassjanows knurrige Stimme zu Kolossow. »Keine vernünftigen Spuren, keine Schuhabdrücke . . . Aber trotzdem, ich habe den Eindruck, dass hier eine ganze Bande am Werk war. Welche Kraft müsste man haben, mit einem solchen Burschen allein fertig zu werden!«
    Bis jetzt war nicht klar, wie viele Leute an dem Mord beteiligt gewesen waren. Ein einziger? Eine Gruppe? Reifenspuren hatten auf der asphaltierten Straße vor der Gartenpforte nicht festgestellt werden können. Sollten die Brüder von der Mafia dahinter stecken, waren sie bestimmt prahlerisch im Mercedes aufgekreuzt. Zu Fuß zu gehen hatten diese Leute längst verlernt. Natürlich war auch möglich, dass für Grants Beseitigung ebenfalls ein Killer engagiert worden war.
    »Ich glaube, wir müssen heute ein paar Männer zur Kontrolle in das Zigeunerlager schicken.« Kassjanow verfolgte seine Linie unbeirrt weiter. »Vielleicht haben die etwas damit zu tun.«
    Drei Kilometer entfernt, nicht weit von der Arbeitersiedlung Mebelny, lag die so genannte Zigeunervorstadt. Die Lokalverwaltung hatte die Gegend als Bauland deklariert; jetzt errichteten die Roma dort dreistöckige Villen samt Tiefgaragen.
    »Iwan Pawlowitsch möchte Sie sprechen.« Der Mann von der Spurensicherung trat auf sie zu.
    Grants Leiche, die bereits untersucht und fotografiert worden war, lag jetzt auf einer Segeltuchtrage an der Hausmauer.
    »Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einige Beobachtungen lenken, Kollegen.« Der Gerichtsmediziner, ein winziger, grauhaariger Gnom, den alle hinter seinem Rücken nur Iwan den Schrecklichen nannten, wischte die Grashalme ab, die an seinem Overall klebten. »Die Verteilung der Blutspuren. Sehen Sie hier.« Er wies auf den Holzstoß und auf die Bretter des Zauns. »Diese ganze Farbpalette in Blutrot ist meiner Meinung nach sehr ungewöhnlich.«
    »Was meinen Sie damit?« Kassjanow horchte auf.
    »Ich neige immer mehr zu der Ansicht, dass diese Blutspritzer . . . genauer gesagt sind es keine Spritzer, denn bis hier konnte das Blut gar nicht spritzen . . . einen sozusagen künstlichen Ursprung haben.«
    Iwan Pawlowitsch hatte die lästige Angewohnheit, seine Ansichten äußerst gewunden darzulegen, aber es hatte noch nie einen Fall gegeben, in dem seine Thesen sich als falsch erwiesen hatten.
    »Die Art und Weise, wie dieser Mann zu Tode kam, war meiner Meinung nach wie folgt: Er wurde überraschend von hinten überfallen. Der Tod trat fast augenblicklich ein. Ursache war der Bruch der Halswirbel. Die Wunde an der Kehle ist postmortalen Ursprungs. Hier diese Spuren«, der Gerichtsmediziner zeigte auf die Blutstropfen an den unteren Zweigen des Jasminstrauchs, »dürften sich in dem Moment gebildet haben, als dem Opfer die Wunde an der Kehle zugefügt wurde. Das Blut spritzte wie eine Fontäne heraus. Aber diese Spuren hier am Zaun und am Brennholz sind erst später entstanden.«
    »Was soll das heißen – später?«
    »Sie sind zu weit von der Leiche entfernt, und ihre Gestalt ist für derartige Spritzer völlig untypisch. Außerdem sind es viel zu viele. Schmierspuren sind es aber auch nicht. Es ist also nicht anzunehmen, dass der Mörder versucht hat, sich die blutverschmierten Hände am Zaun und am Holz abzuwischen. Dem Aussehen nach erinnern diese Spuren an Spritzer – das Blut ist von oben nach unten geflossen – , aber sie sind zu niedrig, als dass sie . . .«
    »Iwan Pawlowitsch, das kapiere ich nicht«, gestand Kolossow ehrlich.
    Der Gerichtsmediziner ließ sich in die Hocke nieder.
    »Derjenige, der auf so ungewöhnliche Weise mit Antipow abgerechnet hat, Kollegen, hat sich auch im Anschluss an die Tat recht unkonventionell verhalten.« Pawlowitschs Brille funkelte in der Sonne. »Möglicherweise hat es sich so abgespielt: Jemand saß hier neben der Leiche, schöpfte mit der hohlen Hand das aus der Wunde fließende Blut. . .«
    Kolossow wechselte einen Blick mit dem Untersuchungsführer.
    »Sie wollen uns doch kein Ammenmärchen von einem Vampir

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