Der Kalte Kuss Des Todes

ruhig eine«, drängt sie mich sanft.
    Ich muss an Märchen, an Betrug und an giftige Geschenke denken. Ich zögere.
    »Ich würde für deinen Tod nicht vergiftete Früchte verschwenden, Kind.« Sie lächelt mich mit ihren spitzen schwarzen Zähnen an, und in ihren hellgrauen Augen erscheint kurz ein unheimliches, gelbes Glühen. Der Wind trägt mir ihren Geruch nach rohem Fleisch zu.
    »Sie sind nicht vergiftet, mein Wort darauf.«
    Ihr Wort ist mehr wert als ihre Ehre, dafür sorgt die Magie. Nicht, dass es mich allzu sehr bekümmert. Der warme, fruchtige Duft der Beeren lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich nehme eine in den Mund. Der reife Saft explodiert auf meiner Zunge und rinnt mir lakritzsüß die Kehle hinab. Ich fühle mich auf einmal so stark und gesund wie schon lange nicht mehr. Das ist mehr, als man von einer einzigen Beere hätte erwarten können.
    »Siehst du, Kind, sie schadet dir nicht«, murmelt Grianne und schiebt mir mit ihren spitzen schwarzen Krallen noch eine Beere in den Mund.
    »Meine Königin möchte dir außerdem Asyl anbieten.« Sie hebt ihre Stimme. »Dieses Angebot gilt ein Jahr und einen Tag – vorausgesetzt, dass du in dieser Zeit kein Kind gebärst.«
    Ein erregtes Murmeln läuft durch die versammelten Fae.
    Das Verdikt der Phouka ist klar: Für ein Jahr und einen Tag stehe ich nun unter dem persönlichen Schutz der Königin. Ich habe ein Jahr und einen Tag Zeit, einen Weg zu finden, den Fluch zu brechen … doch dann werde ich wählen müssen.
    Asyl oder Tod.

    Nachts kommen die Träume.
    Ich steche dem Dämon die Messer ins Herz.
    Er reißt sein Maul auf, und ich beginne in den bodenlosen Abgrund zu fallen …
    Aber da ist Grace, packt mich und hält mich fest. Ich ziehe die Messer aus der Brust des Dämons. Schwarzes Blut sprudelt hervor, durchzieht das Wasser wie dunkle Tinte. Sie drückt mich auf den Altar und in meinen Körper zurück, beugt sich lächelnd über mich. Ihre dunklen Locken sehen aus wie ein Heiligenschein. Ihre Miene ist resolut, entschlossen. Sanft legt sie mir ihre Pentagrammkette um den Hals. Hinter ihr öffnet sich der bodenlose Schlund …
     
    Ich stehe auf dem Friedhof der St. Paul’s Kathedrale und blicke zum weiten blauen Himmel hinauf, an dem eine einsame schwarze Krähe fliegt. In mir herrscht Leere, in meinen Gedanken, in meinem Herzen, in jeder Faser meines Körpers.
    In meiner Seele.
    Allerseelen.
    Ich bin hier, um für die Toten zu beten.
    Ich bin hier, um für Grace zu beten.

Danksagung
    Mein tief empfundener Dank geht an alle, die bei der Entstehung des vorliegenden Buchs mitgeholfen haben.
     
    Fiona MacKenzie danke ich für ihre nimmermüde Begeisterung, all die aufmunternden Gespräche und die Rotstriche; Alison Aquilina für die »Gefühle«; Malcom Angel für die »Action«; Judy Monckton für alle »lebenswichtigen Fragen«; Doreen Cory für die köstlichen Bonmots und Paul Knight dafür, dass er Tavishs »perfektes Heim« gefunden hat!
     
    Dem Gollancz-Team danke ich für seine unermüdliche Unterstützung, John Jarrold, der nie aufgehört hat, an mich zu glauben, und ganz besonders Jo Fletcher, ohne die meine Bücher nur halb so gut wären.
     
    Norman danke ich für sein Verständnis und seine Geduld. Du hast dieses zweite Buch erst möglich gemacht!
     
    Und last but not least danke ich allen Lesern, die mir geschrieben haben, wie begeistert sie von Süßer als Blut waren. Ich kann gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.

Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel
»The Cold Kiss of Death« bei Gollancz,
an imprint of the Orion Publishing Group, London.
     
     
    1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung April 2010
    Copyright © der Originalausgabe 2009 by Suzanne McLeod
    All rights reserved
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagfoto: Studio MPM / Getty Images
Redaktion: Ilse Wagner
NG. Herstellung: Str.
    eISBN : 978-3-641-04338-4
     
    www.goldmann-verlag.de
    www.randomhouse.de