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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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was?!»
    "Hören Sie, Dick», erklärte Bob mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. «Seit ich meinen Job verloren habe, sind die Dinge ziemlich hart geworden.»
    «Hart? Ja, das kann ich mir denken. Vor allem, wo Ihre Frau ihre Sachen packt und abhaut ... Kann man ihr nicht übelnehmen. Wer will schon mit so einem Schlappschwanz wie Ihnen festsitzen?»
    «Hören Sie, das geht Sie einen Scheißdreck an.»
    Pratt trat dicht an Bob heran und begann, ihm den Zeigefinger in die Rippen zu rammen, während er seinen Vortrag hielt. «Hey, ich bin hier nicht zum Kaffeeklatsch hergekommen, Freundchen. Ich hab da drüben bei mir ein UPS-Päckchen mit Ihrem Namen drauf, und das kriegen Sie erst, wenn ich ein bißchen gottverdammtes Grün gesehen hab! Sie schulden mir immer noch dreizwanzig, Sie nutzloser Saftsack!»
    Bob hatte Pratts Beschimpfungen satt, und da er nichts von UPS erwartete, schlug er einen forschen Ton an. «Behalten Sie das Scheißpäckchen», sagte er. «Das ist wahrscheinlich mein Lottenegewlnn.»
    «Witzbold. Wissen Sie, Sie sind wirklich eine Schleimtüte sondergleichen, Dillon. Können keinen Piß-Job mehr als ein paar Monate halten und schicken Ihr eigenes Kind zum Kekseverkaufen raus, um Ihre Miete zu bezahlen. So 'n verfickter Versager.»
     
    Bob hatte keine Ahnung, was Pratt damit meinte, und er traute sich nicht nachzufragen.
    Pratt wandte sich zum Gehen, drehte sich dann noch einmal zu Bob um. «Ach ja», meinte er, «diese vierundzwanzig Mäuse, die Ihre Kleine mir gegeben hat ... betrachten Sie das als Zinsen auf die Sut:nme, die Sie mir schulden.»
    Jetzt wußte Bob, was Pratt meinte, und von Beschämung gelähmt blieb er auf seiner Türschwelle stehen. Diesmal würden nicht einmal das unheimliche blaue Licht und die Sinfonie des Wanzsaals ausreichen, Bob zu trösten. Schließlich raffte er sich zu einem Spaziergang auf.
    Die Gewitterwolken zogen immer näher, und Bob konnte den bevorstehenden Regen riechen. Während er niedergeschlagen die 21st Street entlangschlurfte, sah er einen Birkenkäfer (Bucculatrix cadaensisella), hellbraun, die Flügel mit silbrigweißen Balken gekreuzt, der auf einer Eiche hockte und zufrieden daran kaute. Bob spürte, wie ein großer warmer Tropfen Flüssigkeit auf seinem Kopf landete. Als er den rollenden Donner hörte und die schwarzen Wolken sah, wußte er, daß ein schwerer Regen niedergehen würde.
    Der dicke Tropfen kitzelte Bobs Schädel, als er Richtung Nacken kullerte. Kurz überlegte er sich, umzukehren und nach Hause zu gehen, anstatt in einem Wolkenbruch durch die Straßen zu schlurfen, aber er fand, daß dies letztere Bild besser zu seiner gedämpften Stimmung paßte, und so beschloß er, hinaus in den Regen zu gehen.
    Weiterer Donner in der Ferne erklang zusammen mit einem hungrigen Knurren aus Bobs Magen. Marys und Katys Weggang und Pratts Besuch hatten ihn derart beschäftigt, daß er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, und jetzt hatte er plötzlich einen Bärenhunger.
    Vor ihm an der Straßenecke war ein Hot-dog-Stand. Bob näherte sich, gerade als der mißmutige Würstchenverkäufer beschloß dichtzumachen. Der Mann wollte dringend noch vor dem Wolkenbruch einpacken, und so wartete er ungeduldig, mit seiner Zange mürrisch gegen den Soßenbehälter klappernd, während Bob in seinen Taschen nach Kleingeld kramte.
    Als nur die Zipfel seiner leeren Taschen zum Vorschein kamen, ließ der Verkäufer Bobs Würstchen wieder zurück in das würzige rosa Wasser plumpsen und rannte in Deckung. Bobs Magen knurrte wie ein zorniger kleiner Flaschenteufel.
    Es begann jetzt wirklich zu gießen, Kübel voller Wasser entsprachen Bobs Sehnsucht nach einer scfme pathetique, und so ging er weiter und versuchte zu entscheiden, ob er seinen Traum aufgeben sollte, um die Frau, die er liebte, zurückzubekommen.
    In dem Moment bemerkte er vor sich das Schild:
    DIE BEEBE AVENUE MISSION
    LASS DEINE SORGEN VOR DER TÜR JEDER WILLKOMMEN FÜR SUPPE UND GEBETE
    Bob, der mit Gebeten nicht soviel anfangen konnte, blieb stehen und erwog das Suppenangebot. Aber bevor er sich entschieden hatte, ging die Tür auf, und eine stämmige schwarze Frau mit einer seltsamen Narbe über dem linken Auge, in der Nähe ihres Nasensattels, schaute zu Bob hinaus.
    Wie eine mißbilligende Mutter schüttelte sie den Kopf und setzte ein großes freundliches Lächeln auf. «Mein Kind, komm lieber herein aus dem Regen raus, bevor du dir den Tod holst.» «Ha?» Bob hatte nicht ganz mitbekommen,

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