Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
Vom Netzwerk:
Jahre später, Bob», stellte Mary klar. «Hier geht's um jetzt.»
    Draußen fuhr ein Taxi vor, und Mary wuchtete die Koffer
    hoch. «Du kennst Moms Nummer.» «Liebling, bitte. Geh nicht weg.»
    Sie stellte die Koffer ab und umarmte ihren Mann.
    «Bob, du weißt, Katy und ich lieben dich über alles, aber du mußt endlich aufhören, unsere Zukunft aufs Spiel zu setzen. Ich hab es satt, von der Hand in den Mund zu leben. Du mußt dich zusammenreißen und den größeren Zusammenhang sehen.»
    «Mary, ich schaff das hier nicht ohne dich. Bitte geh nicht.
    Bitte.»
    Mary nahm Katy an der Hand und führte sie zum Taxi.
    Katy war den Tränen nahe. «Wiedersehen, Daddy. Ich hab dich lieb.» Sie riß sich von ihrer Mutter los und rannte zu Bob, der sie umarmte. «Ich hab dich auch lieb, Doodlebug. Und mach
    dir keine Sorgen, es wird schon wieder.»        .
    Mary kämpfte gegen ihre eigenen Tränen. Sie wollte nicht so hart sein, aber sie spürte, daß es die einzige Möglichkeit war, Bob zur Besinnung zu bringen. Sie ging zu Katy und ergriff wieder ihre Hand.
    Es war ein schrecklicher Moment, als Mary Katy an dem winzigen Händchen zum Taxi fortführte.
    Bob folgte ein paar Schritte, zitterte so, wie er es immer tat, wenn er von der Polizei wegen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten wurde, ein Phänomen, das er nicht mehr erlebt hatte, seit er den Pinto besaß. Die Türen knallten zu, und das Taxi entfernte sich Richtung Astoria Boulevard. Das letzte, was Bob sah, war, wie Katy winkte und sich eine Träne aus dem traurigen kleinen Gesicht wischte. Zaghaft winkte Bob zurück, während sich am Himmel drohende Gewitterwolken zusammenballten.
    So weit war es also gekommen, dachte Bob. Daß Mary ihn verließ, weil er seinem Traum folgen wollte.
    Nein, das war nicht fair gegenüber Mary. Es war nicht sein Traum, was sie dazu gebracht hatte, ihn zu verlassen. Sie war gestreßt wegen dem Geld und weil Bob sie angelogen hatte.
    Aber hatte das Ganze nicht auch eine positive Seite? Sicher, sie war jetzt auf ihn sauer und hatte allen Grund dazu, aber das würde vergehen. Außerdem konnte Mary etwas Freizeit gut gebrauchen, und Katy besuchte ihre Oma immer gern. Und wenn sie weg waren, hätte Bob freie Hand, an seinen Experimenten zu arbeiten, und könnte sein Projekt vielleicht zum Erfolg bringen. Dann würde Mary wiederkommen, und alles wäre in Butter. Verdammt, wenn er richtig drüber nachdachte, war das eigentlich ein Segen!
    Aber sein Optimismus klang diesmal hohl. Bob hatte den einen Menschen angelogen, der an ihn glaubte. Er hatte seine geliebte Frau vertrieben, und jetzt versuchte er, das Ergebnis zu rationalisieren.
    Immer wenn Bob sich etwas durch den Kopf gehen lassen mußte, ging er in den Wanzsaal und setzte sich in den zerschlissenen alten Drehstuhl. Er fand ebensoviel Trost in dem unheimlichen blauen Licht wie seine Viecher. Als er dem Gezirpe seiner Grillen lauschte, merkte er, daß sie irgendwo unter der Fußleiste steckten. Die Grillen mußten entkommen sein und sich in den Wandzwischenräumen niedergelassen haben.
    Er überprüfte das Insektarium der Grillen, aber es gab keine Anzeichen für einen Ausbruch. Vielleicht waren die unter der Fußleiste gekommen, um die anderen zu befreien. Scheiß drauf, dachte er, darum würde er sich später kümmern, er hatte jetzt wahrlich andere Sorgen.
    Bob fragte sich, ob er seinen Traum aufgeben müßte, um Mary wiederzubekommen. Er fragte sich, ob Katy durch dieses kleine Melodrama für ihr restliches Leben gezeichnet wäre. War es möglich, daß ein harmloser Ehestreit einem Kind, das soviel Gewalt in den Medien gesehen hatte, seelischen Schaden zufügen konnte? Und während die Grillen unter der Fußleiste weiter vor sich hin zirpten, fragte er sich, ob sie mit ihren Kollegen in den Insektarien kommunizierten. Wenn ja, was sagten sie sich wohl?
     
    Wahrend Bob darüber nachgrübelte, hantierte er mit Marys goldenem Anhänger. Vielleicht würde er ihn ihr schicken zusammen mit einem Brief, in dem er sie um Vergebung bat. In dem Brief würde er ein erneutes Versprechen abgeben, das nächste Mal, wenn er einen Job bekam, Heptachlor oder Chlordan zu benutzen, was bedeutete schon etwas Kontakt mit krebserregenden Stoffen, wenn es um ihre Ehe ging? Seine Experimente konnten warten.
    Gerade begann Bob, die Dinge für sich zu klären, als es an der Tür klingelte. Widerwillig erhob er sich und machte auf.
    "Sie denken wohl, ich mach Witze wegen dieser Miete, oder

Weitere Kostenlose Bücher