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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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aufgeregt hatte, als sie erfuhr, daß er sie wegen dem Gift im «Maison Henri» angelogen hatte, und wie sie mit Katy weggefahren war und wie Katy geweint und er sich geschämt hatte, als er erfuhr, daß Katy diesem Scheusal Pratt ihre vierundzwanzig Dollar von dem Pfadfinder-Keksgeld gegeben hatte. Während Bob so quatschte, hörte Gertrude geduldig zu, warf gelegentlich ein «Ah-ha», ein «Ich weiß, was du meinst» und vielleicht ein «Tatsächlich» ein.
    Bob ergriff einen großen Topf und begann, ihn zu schrubben.
    Gertrude stand neben ihm und trocknete eine Pfanne ab.
    «Hört sich an, als machte sie sich bloß Sorgen wegen Katy»,
    meinte Gertrude. «Ich glaube, sie liebt dich wirklich sehr.» «Meinst du wirklich?» fragte Bob.
    Sie unterbrachen kurz ihre Arbeit.
    «Schätzchen, das weiß ich. So was merk ich. Du bist ein guter Mann. Du mußt bloß diese Wanzengeschichte in Schwung bringen und die Rechnungen bezahlen, und dann ist sie in Null Komma nix wieder da!» schnippte Gertrude mit den Fingern.
    «Hoffentlich», sagte Bob.
    Gertrude legte Bob die rosa Handfläche ihrer großen Hand auf die Schulter. «Hör mal. Du hast was in dir brennen, das ich bei jedem, der hier reinkommt, wieder versuche anzukriegen. Und das ist ein Traum. Ohne deinen Traum hast du nix. Weiß Gott, diese Stadt ist so schlimm zu Träumern wie der Süden zu einem Nigger. Sie versucht jeden, der einen Traum hat, so lange zu beuteln, bis er keinen mehr hat. Aber du darfst ihn nicht sterben lassen. Du mußt ihn Wirklichkeit werden lassen. Und das schaffst du auch.»
    Sie wandten sich wieder den Töpfen und Pfannen zu.
    Bob war neugierig. «Was ist denn dein Traum ?» fragte er. Gertrude lachte. Sie sprach, ohne aufzublicken. «Die ganzen
    zerbrochenen Träume da draußen wieder heil zu kriegen.» Gertrude drehte sich zu Bob, ein Funkeln in ihrem schiefen Auge. Sie zwinkerte mit dem, das sich schließen ließ.
    Als die Küche endlich sauber war, hatte Bob sich dazu ent- schlossen, Gertrudes Rat zu befolgen, nach Hause zu gehen, etwas Zeit im Wanzsaal zu verbringen und zu versuchen, sein Wanzenprojekt in Schwung zu bringen.
    Gertrude half ihm in seine Jacke. «Danke für die Suppe, Gertrude. Ich -»
    Gertrude schnitt ihm das Wort ab. «Mach, daß du jetzt hier rauskommst, und tu, was du tun mußt. Das ist mein Dank. Keine Sorge, es wird alles klappen. Ich kenn mich in diesen Dingen aus.»
    Bob hielt einen Moment inne, lächelte und umarmte Gertrude, bevor er sich auf den Weg nach Hause machte.
     
     
    6
     
    Wolfe blätterte den großen Haufen Papiere durch, der auf seinem Schreibtisch gestapelt war. Parker stand daneben und hörte seinem Mentor aufmerksam zu. «Geburtsurkunde, High-School-Zeugnisse, Steuerbescheide, Heiratsurkunde ... Das ist die beste gottverdammte Tarnung, die ich je gesehen habe», knurrte Wolfe.
    Er wies mit dem Kopf über den Flur. «Diese Einfaltspinsel drüben beim Zeugenschutz kriegen nicht annähernd so was Detailliertes hin. Deswegen enden die meisten von denen auch mit einem Loch im Kopf. Wir müssen uns diesen Dillon-Typen unbedingt kaufen. Und sehen Sie sich das an», sagte er, während er mit seinem fleischigen Zeigefinger auf Bobs Akte tippte. «Absolut keine Reisebelege. Der hat nicht mal einen Paß, um Himmels willen! Sieht so aus, als hätte er noch kein einziges Mal die Stadt verlassen. DieserTyp ist sehr sehr gut. Und wissen Sie, was mir am besten an ihm gefällt?»
    «Nein, Sir», säuselte Parker entgegenkommend.
    «Ich will's Ihnen sagen. Er ist ein Traditionalist, dieser ganze High-Tech-Scheiß kommt für diesen Typen nicht in Frage, 0 nein.» Er tippte auf ein anderes Dokument in der Akte. «Sehen Sie das? Er arbeitet mit Giften. Das gefällt mir, wenn einer mit Gift arbeitet. Ich wäre bereit zu wetten, daß er keines von diesen neumodischen Laserfernrohren benutzt, wenn er einen Abschuß macht. Ich wette, er läßt sie einfach ins gute alte Fadenkreuz marschieren und ... paff!» Wolfe klatschte die Hände zusammen und lächelte bei dem Gedanken an einen guten Killer von altem Schrot und Korn.
    «Was ist mit dem Madari- und dem Pescadores-Mord?» fragte Parker. «Glauben Sie, die gehen auf sein Konto?»
    «Da ist das große Geld», meinte Wolfe, indem er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. «Niemand hat sich bis jetzt zu ihnen bekannt, und sie zeigen die gleiche saubere Arbeit wie der Huweiler-Mord. Ich glaube, man kann getrost sagen, daß sie wurden, und wenn das stimmt, dann

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