Der Kammerjäger
was sie gesagt hatte.
«Komm herein», sagte sie, «bei mir bist du sicher vor dem Sturm.»
Bob nahm das Angebot an und betrat die Mission, wo es warm, trocken und sauber war und die Suppe ungemein verführerisch duftete.
«Ich war noch nie in so was drill», sagte er unsicher. , «Braucht sich keiner zu schämen, hier reinzukommen. 'ne Menge stolze Leute hier drin, die meine Suppe essen und denen sie auch noch schmeckt.»
«Riecht ja auch wirklich gut», rühmte Bob.
«Ja, das tut sie», bestätigte sie und taxierte Bob. Er wirkte hungrig und niedergeschlagen wie die meisten Männer und Frauen, denen sie half. «Du hast wohl auf dieses Geld gewartet, das die Republikaner vor einiger Zeit versprochen haben, soll in diesen 0 so guten Zeiten zu jedem von uns runtertröpfeln. Die meisten Leute, die hier reinkommen, kennen nur ein Runtertröpfeln, und zwar das Gefühl, daß gerade jemand auf sie draufgepinkelt hat.» Sie lachte und rang Bob ein Lächeln ab. «Na also. Hab doch gewußt, daß da irgendwo ein Lächeln steckt.»
Dann fuhr sie mit ihrer politischen Analyse fort. «Natürlich, jetzt wo wir diesen Demokraten im Amt haben, diesen netten Mr. Clinton, und all die Versprechen, die der gemacht hat ... schätze, ich kann hier jeden Moment dichtmachen, so wie der gesagt hat, daß er alles in Ordnung bringt, also beeil dich lieber und hilf mir, meine Suppe loszuwerden.»
Sie wischte sich die Hand an ihrer Schürze ab und streckte sie Bob entgegen. «Ich heiße Gertrude, und du?»
«Ich bin Bob», sagte er und trat aus der pfütze heraus, die sich
um seine Füße gebildet hatte. «Komm und iß etwas Suppe, Bob.» Verlegen zögerte er.
«Was ist los?» fragte Gertrude. «Ich hab kein Geld.»
Sie reagierte mit gespieltem Entsetzen. «Uuh, du meine Güte!
Das ist ein Problem. Dann kriegst du aber kein' Fenstertisch!» Sie lachte über ihre eigene Theatralik.
«Nein, wirklich», sagte Bob, «ich hätte ein schlechtes Gefühl, Ihre Suppe zu essen, wenn ich nicht dafür bezahlen kann.»
Gertrude schätzte ihn ab und überlegte, wie sie dieses Problem bewältigen konnte. «Okay, in Ordnung. Dann kannst du es abarbeiten, aber ich will, daß es sich für mich auch lohnt, deswegen mußt du erst was essen, sonst bist du zu schwach zum Arbeiten.»
Sie servierte Bob eine Schale Suppe und ein großes Stück süßes Maisbrot, das in einer gußeisernen Bratpfanne gebraten worden war. Sie plauderte, während Bob den Flaschenteufel in seinem Bauch fütterte.
Wie sich herausstellte, stammte Gertrude ursprünglich aus Yazoo City, Mississippi, war aber nach New York gezogen, kurz nachdem die guten Leute jenes Staates einen Mann in das Gouverneursamt gewählt hatten, den sie als einen tabakkauenden rassistischen frustrierten Kleinbauern mit weniger geistigen Pferdestärken als ein zusammengebrochenes Maultier bezeichnete.
Sie war nach New York gezogen, um von all dem wegzukommen, wofür der Süden stand, und weil sie hier Freunde hatte. Die Narbe über ihrem linken Auge stammte aus ihrer Kindheit. Sie war einmal bei einer Erdklumpenschlacht von einem Stein getroffen worden. Zu Hause nähte ihre Mutter die klaffende Wunde mit Nadel und Zwirn zusammen. Das Ergebnis war ein komischer schiefer Gesichtsausdruck, und Bob fragte sich, ob das linke Auge jemals vollständig schloß.
Nachdem sie ihren Gast ausgiebig gefüttert hatte, führte Gertrude ihn in die Küche, in der sich riesige Kochtöpfe und zerbeulte alte Pfannen stapelten, die gereinigt werden mußten. Während sie abwuschen, erzählte Bob ihr alle seine Probleme, wieso er seinen letzten Job gekündigt hatte, von seiner Idee, Insekten mit anderen Insekten zu töten, und daß er seinen eigenen Kombi mit einer Glasfaserwanze obendrauf haben wollte.
Er erzählte ihr auch von der Frau von Con-Ed, die vorbeigekommen war, um ihm den Strom abzudrehen. «Was sollte ich da machen?» fragte Bob rhetorisch. «Ohne Strom können wir schlecht leben, oder?»
«Stimmt», sagte Gertrude.
«Und so hab ich in einem von diesen Secondhand-Plattenläden ein paar Schallplatten verkauft.»
«Das ist aber schade», sagte Gertrude.
«Ich hab meinen Superfly-Soundtrack verkauft und meine gesamte Iron-Butterfly-Sammlung, sogar das Album, nur um genug zusammenzukriegen, um meine Mindestzahlung zu leisten. Wenigstens haben sie mir dann den Strom nicht abgestellt.»
«Du hast das Richtige getan, mein Sohn», sagte Gertrude.
Bob erzählte Gertrude, wie sehr sich Mary
Weitere Kostenlose Bücher