Der Kampf beginnt
Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen und kombinierte eine Bemerkung Tassa Kays mit ihren Befehlen. »Du planst, uns zurück nach Tigress zu begleiten.« Es war keine Frage. Tatsächlich klang es aus Nikolas Mund beinahe wie eine Anschuldigung. Ihre Entschiedenheit nahm zu. »Du glaubst tatsächlich, Kal Radick wird dich so einfach unterstützen?«
Mit einer schnellen Bewegung zerriss Tassa die Halskette, dann warf sie Nikola den Kodax zu. »Hier findest du deine Antworten.«
Es kostete nur einen Moment, den in Torrents Büroschreibtisch -ihrem Büroschreibtisch! - eingebauten Computer hochzufahren und den Datenkristall in einen kleinen Schlitz an einer Kante der makellosen Oberfläche zu stecken. Der Hologrammprojektor erwachte zum Leben und erzeugte eine weiße Fläche, über die zweidimensionale Seiten Text, Daten und ein Verzeichnis von Bildberichten rollten. Tassa Kays Militärgeschichte, von Achernar rückwärts datiert, durch eine militärische Operation auf Dieron und davor auf dem re-publikanischen Planeten Marfik.
Und mehr. Tassas ursprünglicher Positionstest als MechKriegerin und Sterncolonel. Ebenso ihr kompletter genetischer Stammbaum und eine Bestätigung ihres Sieges im Kampf um einen Blutnamen des Hauses ...
»Du bist eine ...« setzte Nikola an, dann schluckte sie mühsam, um ihre Stimme kräftiger zu machen. »Ich will sagen, wir haben eine .«
Tassa schüttelte ihre dunkelrote Haarmähne aus und schenkte Nikola Demos ein giftiges Lächeln.
»Der Name, nach dem du suchst«, half Tassa ihr mit einem großzügigen Schuss Humor aus, »lautet Kerensky.«
Epilog - Kollaps
ComStar-HPG-Station Stryker-A7, River's End, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
19. März 3133
Jessica Searcy bemühte sich, sich ihre Ansichten nicht vom Gesicht ablesen zu lassen, während sie Raul über die größeren Schutthaufen und durch die verdrehten Trümmer half, die einmal der Eingang der HPG-Station gewesen waren. Zwischen ihr und Raul gab es noch viel zu klären, aber zum ersten Mal seit Tagen hatte sie wieder Hoffnung, und es gefiel ihr gar nicht, wie er sich nur einen Tag nach einem derartigen Blut- und Flüssigkeitsverlust schon wieder anstrengte. Wenn schon nichts anderes, so war er doch immer noch ein Patient. Außerdem war er allerdings noch ein Mann, der ihr einmal sehr viel bedeutet hatte - und noch immer bedeutete.
Von außen sah die Anlage besser aus, entschied Jessica nach dem ersten Blick auf das verwüstete Innere des Gebäudes. Rußgeschwärzte Mauern und eine von Raketen aufgerissene Straße waren alles, was außen noch von den Spuren des jüngsten Kampfes zurückgeblieben war. Das und ein zerschmolzenes Gerüst, das an einer Seite des Stützturms hinauf zu einem verbogenen Gitterwerk an der Rückseite der gewaltigen Antennenschüssel lief.
Die Zerstörungen im Innern waren weit schlimmer und trafen sie wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
An allen Kundenschaltern standen abgedunkelte Konsolen. Ein Teil der Monitore war wie durch einen gewaltigen Stromstoß explo-diert. Dunkle, ölige Rauchflecken verunstalteten die Decke über ihnen. Der beißende Ozongeruch von Elektrikbränden hing schwer und drückend in der Luft.
Glassplitter bedeckten den Boden und ragten aus den Rücklehnen von Sesseln, als wären sie mit dem Gewehr hineingefeuert worden. Der Schaden erinnerte Jessica an die zahlreichen Splitter und Scherben, die sie aus Rauls Hals und Schulter entfernt hatte, nachdem die MedTechs ihn aus dem Cockpit des Jupiter gezerrt hatten: zwölf tiefe Schnittwunden, die Scherbe mitgezählt, die er sich selbst aus der Schulter gezogen hatte. Ja, er würde eine anständige Narbe zurückbehalten, die ihn weiter an diesen Tag erinnern mochte. Und warum hatte sie deswegen Schuldgefühle?
Sie hatte nicht wirklich gewollt, dass er verletzt wurde.
Gut, sie glaubte auch daran, war fest davon überzeugt, dass Raul sie nicht hatte verletzen wollen. Aber war sie bereit, ihm deswegen keine Schuldgefühle mehr zu verursachen?
»Was, zur Hölle, macht der hier?«, fragte Raul, und sie spürte, wie er sich unter ihrer Hand versteifte.
Erik Sandoval-Gröll bahnte sich einen Weg über einen eingestürzten Teil der hängenden Decke. Dabei klopfte er sich weißen Kreidestaub von den Händen und durchbohrte Raul mit Blicken. Der junge Adlige hatte einen Rußfleck über einem Ohr, wo er sich die Schläfe bis zum Haaransatz rasiert hatte. Sein Dutt hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Er war
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