Der Kampf beginnt
eine neue Kommandeurin.
Sie sollte erst später erfahren, wie prophetisch dieser Gedanke gewesen war.
Die Delegation der Republik wartete am Fuß der Rampe. Sie hatte den Geländewagen in der Nähe abgestellt. Am Steuer saß ein uniformierter Soldat, und eine blonde MedTech stand neben dem Fahrzeug und verlagerte ständig das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Die zusätzliche Anwesenheit der beiden war Nikola nicht willkommen, sie verzichtete jedoch auf einen Protest und widmete ihre Aufmerksamkeit den drei am unteren Ende der Schiffsrampe Wartenden.
Es waren drei Krieger, wie vereinbart. Einer von ihnen trug den Arm in der Schlinge. Soweit sie es sehen konnte, war niemand bewaffnet, obwohl keine der Bedingungen eine Waffe ausgeschlossen hatte. Nikola vergewisserte sich der Position ihrer Elementarwachen: je einer zu beiden Seiten des Kopfendes der Rampe. Sie erwartete keine Heimtücke - keine weitere Heimtücke. Aber wie ihr Vorgänger hatte sie gelernt, darauf vorbereitet zu sein.
Nicht jeder spielte nach den Regeln der Stahlwölfe. Vermutlich konnte das auch nicht jeder, überlegte sie. Nicht, wenn er zur gleichen Zeit noch eine ernsthafte Konkurrenz für die genetisch verbesserten Krieger darstellen wollte.
Nikolas Gäste unterhielten sich, während sie die Aktivitäten ihrer Leute interessiert verfolgten. Zumindest taten das zwei von ihnen. Sie war schon halb die Rampe hinabgestiegen, als sie in dem Dritten endlich Sterncommander Yulri erkannte. Er trug eine weiße Leibeigenenkordel um das Handgelenk und wartete schräg hinter der Me-chKriegerin - dieser Tassa Kay - wie ein gehorsamer Wachhund.
Ein kläglicher Anblick, dachte sie, wie tief einer von Torrents handverlesenen Kriegern gefallen ist. Fallen kann. Darin lag eine weitere Warnung.
»Falls ihr mir folgen wollt«, eröffnete sie mit knappen Worten das Gespräch und teilte ihre Höflichkeit mit der missgünstigen Hand eines Geizhalses aus. »Ich bringe euch an einen Ort, an dem wir uns setzen können.«
»Nur wir zwei werden dich begleiten«, antwortete Tassa Kay und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass sie damit sich und Yulri meinte. »Captain Ortega hat heute Morgen noch eine andere Verpflichtung.«
Nikola Demos nickte. »Ich verstehe. Du bist keine Kriegerin der Republik, MechKriegerin Kay. Bist du befugt, ein Batchall für sie auszusprechen?« Batchall war der formelle Begriff für das Aushandeln der an einem Kampf beteiligten Truppen. Nikola war sich nicht sicher, ob es dazu kommen würde, aber falls ja, sah sie keinen Grund, Zeit zu verschwenden.
»Darüber können wir uns drinnen unterhalten«, erwiderte die andere Frau.
Dann drehte Tassa sich zu Raul Ortega um und trat einen halben Schritt an den Captain der Republik heran, ohne die Anwesenheit des Sterncaptains zu beachten. Nikola ertappte sich dabei, wie sie den Mann mit weiblichem Blick abschätzte. Er hatte weder die Körpergröße noch die angeborene Ausstrahlung eines Mannes wie Sterncolonel Torrent. Doch es lag eine Härte - eine Selbstsicherheit -im Blick seiner dunklen Augen, die innere Kraft verriet. Und er hatte Torrent im Kampf besiegt. Gutes Genmaterial, entschied Nikola.
»Bist du sicher?«, fragte Raul. »Ich kann's bis morgen verschieben.« Nikola stufte ihre Einschätzung um eine Stufe herab, als sie seine nachlässige Sprache hörte.
»Jedem das Seine.« Tassa griff in eine Tasche, zog einen gefalteten Bogen Verigraphpapier hervor und überreichte ihn Ortega. »Für deinen Exarchen, mit den besten Grüßen. Ich brauche es nicht mehr.«
Ortega fasste Tassa Kays Hand, verspannte sich einen Moment, als hätte er sich bei einem schändlichen Vergehen ertappt. Dann tat er es doch. Er hob ihre Hand an den Mund und küsste sie. »Mit dem Dank Achernars.«
Tassa Kay lachte. Ihre Stimme war kräftig und voller Leben. »Du bist tatsächlich Republik.« Sie packte den Stoff seiner Uniformjacke und zog ihn zu einem kurzen, harten Kuss auf den Mund an sich. »Spar dir die höfische Liebe für Ritter und Ladys. Und sorg dafür, dass mein Ryoken II sofort hier rausgebracht wird, oder die nächste Liebkosung, die ich dir verabreiche, könnte einen Zahnarztbesuch notwendig machen.«
»Ich werde dich auch vermissen.« Mit einem traurigen Lächeln wechselte Ortega einen lässigen militärischen Gruß mit Tassa Kay, dann ging er, ohne sich noch einmal umzusehen.
»Das klang nach Abschied.« Nikola Demos fixierte die andere Frau mit einem strengen Blick. »Reist du
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