Der Kampf beginnt
Feinde - in ihrem Aufstieg zur Macht waren sie beides. Der Tag, an dem Colton Fetladral Torrent nicht beachtete, war entweder der Tag, an dem Torrent bei den Stahlwölfen keine Rolle mehr spielte, oder der, an dem er Fetladral umbrachte.
Aber noch war dieser Tag nicht gekommen, nicht mit den Truppen, die er für diese Mission befehligte. Er hatte gut geboten und sich einen Platz in vorderster Front für die Umsetzung der Stahlwolf-Pläne gesichert. Selbst ohne seine Vorauskräfte war er überzeugt, genügend Kräfte mitzuführen. Genug, um Achernar anzugreifen, zu besetzen und der Kontrolle der Republik zu entreißen.
Morgen würden die Stahlwölfe den ersten Schritt zur Eroberung der Präfektur IV tun.
3. Timing
Firmenhauptquartier von Taibek Mining, Hahnsak, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
15. Februar 3133
Erik Sandoval-Gröll stand am bronzegetönten Fenster seines Büros im vierten Stock und hörte höchstens mit halbem Ohr Michael Eus' täglichem Bericht zu. Eine dampfende Tasse Kaffee mit einem gehörigen Schuss Brandy wärmte Erik die Hände, eine feste Nachmittagsgewohnheit. Das würzige Aroma stieg ihm in die Nase, als er sich über die Tasse beugte und tief einatmete. Der Geschmack des Brandys zog eine wohltuende Spur bis tief in die Magengrube hinab.
Aus dem Firmenhauptquartier von Taibek Mining schaute Erik hinaus auf die schläfrige Wohnstadt Hahnsak. Unter ihm füllten sich die Straßen, als der Schichtwechsel um 16 Uhr dem Ort bescherte, was man hier Stoßverkehr nannte. Da konnte es schon einmal vorkommen, dass ein Wagen an der Kreuzung zwei Ampelphasen lang warten musste. Sandoval-Gröll ließ die Augen über die Stadt gleiten, vorbei am Fluss und Taibek Minings umweltverschmutzender Fabrikanlage, an dem Schienenstrang entlang, der sie mit dem Bergwerk verband. Sein strenger Blick bohrte sich in den Mittelgebirgszug der Taibeks, der sich zwischen Hahnsak, ihm selbst und seiner langsam anwachsenden Militärstreitmacht auf der einen und River's End auf der anderen Seite erstreckte.
»Und abschließend, Phillip Mendosa. Er ist Ihr Bergwerksmana-ger«, erinnerte ihn Eus. »Mendosa hat eine weitere Warnung wegen der sinkenden Produktionszahlen geschickt. Der Umbau so vieler IndustrieMechs macht es unmöglich, die Quoten zu erfüllen.«
Erik trank gelassen einen Schluck Kaffee. Der Brandy überdeckte den bitteren Nachgeschmack hervorragend. »Sie haben drei weitere BergbauMechs aus der Produktion abgezogen?«, fragte er. »Einen aus jeder Schicht?«
»Und die besten Piloten zur Kampfausbildung eingeteilt«, bestätigte Eus. »Die Buchhaltung hat ihren Lohn wie angewiesen erhöht. Ich sollte vielleicht anmerken, dass die Profit-Kosten-Rechnungen fast aller Bergwerksanlagen angesichts dieser Menge von Angestellten auf bezahlten .«
»Der Umbau verläuft planmäßig?«, unterbrach Erik die Klage über den ungesunden Zustand der Geschäftsbilanzen. Ihn interessierten weit mehr die drei Laser, die er endlich aus dem Zugriff des Zolls befreit hatte, sowie ihr Einbau in die ArbeitsMechs.
»Soweit ich das verstanden habe, gibt es Schwierigkeiten bei der Anpassung der Laser an konventionelle Generatoren.« Michael blätterte durch die Datenseiten des Compblocks und suchte nach den entsprechenden Informationen. »Die Ingenieure bemühen sich, die notwendigen Verstärkersysteme einzubauen.« Er schaute auf. »Derzeit arbeiten sie nur mit reduzierter Feuergeschwindigkeit.«
Das hatte Erik erwartet. »Werden sie planmäßig fertig?«, fragte er noch einmal.
Michael Eus war Taibek Minings Geschäftsführer. Er war kein Militär, doch er wusste, wann man Befehle annahm und wann Diplomatie angebracht war. »Ja.«
Irgendwie würde sein Angestellter die ihm gestellte Aufgabe erledigen, das wusste Erik, und nur darauf kam es ihm an. »Dann spielt es keine Rolle, ob die Bergwerke ihre Abbauquoten erfüllen.«
»Die örtlichen Titanabnehmer werden Fragen stellen«, erinnerte Eus ihn. »Und unsere Exporte werden ebenfalls darunter leiden.«
»Erfüllen Sie die hiesigen Bestellungen mit Vorrang. Alle Exportsendungen laufen über Tikonov, richtig?« Er wartete kaum Eus' Nicken ab, das er als Reflektion in der Fensterscheibe sah. »Füllen Sie die entsprechenden Container mit Roherz, Abraum, alten Maschinen. Ganz gleich, was.«
»Das wird Duke Sandoval nicht gefallen.«
Eriks Blick löste sich von den Taibekbergen und glitt an dem Netz rostfleckiger Schienen und schlaglöcheriger Straßen entlang
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