Der Kampf beginnt
den Erwartungen, die mit dem Status als Wahrgeborener einhergingen. Er war in militärischer Umgebung aufgewachsen, hatte sich beim körperlichen Training ausgezeichnet und schon früh Führungsqualitäten gezeigt. Zu seiner akademischen Ausbildung hatte Geschichte gehört, Studien über andere Krieger, die ihm vorausgegangen waren und ihn mit ihren Leistungen inspirierten.
Kein anderes Blutrecht genoss einen solchen Respekt unter Wahrgeborenen wie seines. Es war General Aleksandr Kerensky gewesen, der seine Anhänger vor so vielen Jahrhunderten aus der Inneren Sphäre geführt und die Clan-Heimatwelten besiedelt hatte. Er und sein Sohn Nicholas waren die großen Gründerväter der Clangeschichte. Nicholas hatte Kriegsrecht und ein striktes Eugenikprogramm dazu benutzt, seine Vision einer gewaltigen Kriegerrasse zu verwirklichen: Gefechtspanzerbewehrte Infanterie von erschreckender Körpergröße, Jagdpiloten mit übernatürlichen Reflexen, MechKrieger.
Als die Clans schließlich zurückgekehrt waren, um die Innere Sphäre zur Ordnung zu rufen, hatte ein Kerensky die zweite Hälfte der Invasion geleitet. Und während des Heiligen Krieges war es Katya Kerensky gewesen, die in Devlin Stone einen würdigen Anführer erkannt und später einen großen Teil des Wolfsclans mitgebracht hatte, um bei der Gründung der Republik der Sphäre zu helfen.
Die Nachkommen dieser ClanKrieger hatten ihre Traditionen bewahrt, selbst innerhalb der Republik. Jetzt hatte Torrent vom Bluthaus Kerensky sich verpflichtet, Galaxiscommander Kal Radick dabei zu helfen, die Stahlwölfe zurück in die Reihen ihres Mutterclans zu führen. Eine derartige Leistung würde Torrent beträchtlichen Ruhm eintragen, und die Militärakte seines Kodax würde alle Einzelheiten festhalten. Danach blieb nur noch, im rituellen Kampf einen Blutnamen zu gewinnen - und sein Platz im Zuchtprogramm der Stahlwölfe war ihm sicher. Mit seiner DNS würden ganze Geschkos von Kadetten entstehen, selbst nach seinem Tode. Die Wissenschaftler versprachen ihm eine Unsterblichkeit, von der alle ClanKrieger träumten.
Und es war an der Zeit, die nächste Generation von Kerensky-Er-ben zu inspirieren.
Der Dockring der Sternenjäger lag in der Mitte des Schiffes um den Rumpf, ein kreisförmiger Korridor, der alle vier Dockkrägen des Raumschiffs verband. Torrent näherte sich der offenen Bodenluke zur Lupus, trat auf den Einstiegsabsatz und fasste die Leiter. Von unten schaute ein bekanntes Gesicht zu ihm herauf. Sterncolonel Colton Fetladral versperrte ihm den Weg.
»Warst du wieder auf der Brücke und hast unseren guten Kapitän Thule Nygren belästigt?«
Colton Fetladral war zehn Jahre älter als Torrent, mit mokkafarbe-ner Haut und ebenholzschwarzem Haar, das an den Schläfen vorzeitig stahlgrau wurde. Mit achtunddreißig Jahren war er nach
Clanmaßstäben alt, aber durch das Erringen eines Blutnamens und den Aufstieg zum Sterncolonel hatte er sich seinen Platz im Zuchtprogramm bereits verdient. Er befehligte einen der drei StahlwolfSternhaufen. Die Chancen standen ausgezeichnet, dass Colton Fet-ladral zum Kommandeur der Stahlwölfe aufsteigen würde, sollte Kal Radick etwas zustoßen.
Torrents Chancen standen gut, und er holte mit zunehmender Geschwindigkeit zu Fetladral auf.
»Ich bin immer da, wo etwas geschieht«, antwortete er mit einem Schulterzucken, das die Nähte seiner Uniformmontur strapazierte. »Bei einem Sprung ist das die Sprungschiffbrücke.«
Fetladral nickte. »Und hast du deine Wette mit Sterncaptain Nikola Demos gewonnen?«
»Yulri redet zu viel.«
»Mach ihm keine Vorwürfe. Ich habe ihn unter Druck gesetzt. Und ein Krieger sollte stolz auf seinen Kommandeur sein, frapos?« Fet-ladral trat beiseite.
Torrent ließ die Leiter los, sodass er mit Knien, die zum Abfedern gebeugt waren, durch die letzte Luke fiel. Eine Hand erhoben griff er zu, um sich zu fangen. Fetladral hielt seinen Kameraden fest, bis beide bequem am Fuß der Leiter standen. Genau wie Torrent trug er eine graue Montur mit messerscharfen Bügelfalten, aber seine war von der Arbeit mit seinen Techs fleckig und ölverschmiert. Eigentlich war eine derartige Tätigkeit unter Fetladrals Würde, aber falls er an der bevorstehenden Offensive teilnehmen wollte, ließ sie sich nicht vermeiden.
»Und?«, fragte der ältere Offizier noch einmal. »Hast du gewonnen?«
Torrent starrte verärgert auf seine Hand, die jetzt mit derselben roten Schmiere verdreckt war wie Fetladral. Sie stank
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