Der Kampf der Insekten
Karabinermündung mit der Gewehrgranate in das kleine Loch, das die Brechstange gemacht hatte, und drückte ab. Die unterirdische Explosion war ein dumpfer Schlag, der die Erde erzittern machte.
Unter der Rasenfläche vor ihnen entstand ein heftig scharrendes Geräusch, ein Rumoren und Platschen. Martinho nahm Alvarez den Karabiner ab und feuerte eine zweite Gewehrgranate in den Boden.
Auf den dumpfen Schlag der Explosion folgte eine hektische Aktivität im Untergrund, ein Brodeln, Gurgeln und Plätschern von Grundwasser.
Dann Stille.
Martinho blickte auf. Virho hatte seinen Karabiner mit einer neuen Gewehrgranate geladen. Andere Bandeirantes mit Schutzschilden und Sprühgewehren hatten sich in einem Halbkreis formiert. Er legte seinen Karabiner auf den Rasen und griff wieder zur Brechstange.
»Ich werde aufmachen. Halte dich bereit, Padrinho.«
»Ich bin bereit, Joao.«
Martinho stieß die Brechstange am Rand des Lochs in den Boden, drückte das andere Ende nieder. Die Abdeckung hob sich langsam, eine vielleicht fünfzehn Zentimeter dicke Schicht aus Gras und Erde, deren Unterseite mit einer gummiartigen Substanz verfestigt schien. Martinho schob ein Knie unter die Brechstange und warf die Abdeckung auf den Rasen. Mehrere Lampen waren neben Martinho und leuchteten in das Loch. Bröckelnde Erdwände waren zu sehen, darunter, in etwa zwei Metern Tiefe, öliges schwarzes Wasser. Es hatte den fauligen Geruch des Flusses.
»Sie kamen vom Fluß herein«, sagte Alvarez.
Martinho richtete sich auf, ließ die Brechstange fallen und überblickte die Plaza. Es war so still, als erwarte die ganze Stadt irgendein Unheil. Einige Leute standen herum – wahrscheinlich privilegierte Amtspersonen –, aber die Menschenmenge war weit in die angrenzenden Straßen abgedrängt worden.
»Was nun?« sagte Virho.
»Wir machen den Deckel wieder darauf, und Schluß«, sagte Martinho müde. Er warf Chen Lu einen Seitenblick zu und knurrte: »Ich muß einen Bericht an die Regierung vorbereiten, bevor andere es tun.«
Sie hatten ihr Gerät verladen und die Schutzkleidung abgelegt, als der Seewind ein unheimliches Geräusch herübertrug, wie ein dumpf anschwellendes, aufbrandendes Stöhnen. Erst als es sich wiederholte, erkannte Martinho es als das, was es war: das vieltausendstimmige Gebrüll einer gereizten Menschenmenge. Die harten Peitschenschläge entfernter Schüsse schienen diese Deutung zu bestätigen.
Alle standen still und lauschten.
»Das hört sich nach Aufruhr an«, sagte Chen Lu. »Ich denke, wir würden gut daran tun, uns aus dem Stadtinnern abzusetzen, bevor wir zu Prügelknaben der Volkswut werden.«
Ein Polizeiwagen kam aus einer breiten Avenida und bog reifenquietschend in die Plaza ein. Er hielt in ihrer Nähe, und ein Polizeibeamter und Rhin Kelly sprangen aus dem Fond. Martinho sah sie herankommen, und er bewunderte ihre anmutigen Bewegungen.
»Wir müssen sehen, daß wir schnellstens von hier verschwinden«, sagte sie. »Die Hölle ist los.«
Wie um ihre Worte zu bekräftigen, verstärkten sich die Geräusche des entfernten Tumults. Das Gebrüll schwoll an, unterlegt mit dem unregelmäßigen Geknatter von Schüssen.
Chen Lu sagte ruhig: »Was haben Sie erfahren, Doktor Kelly?«
»Es hat eine Anzahl von Toten und viele Verletzte gegeben«, sagte sie. »Am Hafen soll ein Lagerhaus eingestürzt sein, weil die Fundamente unterwühlt waren. Und am Monte Ochoa hat es einen Erdrutsch gegeben, der Teile des Klosters und das Waisenhaus unter sich begrub. Ich habe die Abbruchstelle gesehen. Der ganze Hügel ist wie ein Fuchsbau. Durchzogen von Löchern und Gängen. Das Volk gibt den Bandeirantes die Schuld. Was die Leute hier gesehen haben, scheint sie darin zu bestärken. Sie wissen, wie viele Gerüchte es gegeben hat und was gesagt wird …«
»Ich werde zu diesen Leuten sprechen«, sagte Martinho. Er empfand rechtschaffene Entrüstung über den Gedanken, von denjenigen bedroht zu sein, denen er zu dienen glaubte. »Das ist völliger Unsinn! Wir haben nichts damit zu tun.«
»Joao«, sagte Virho, »einer aufgebrachten Menge kommst du mit Vernunft nicht bei. Schon gar nicht jetzt, wo es überall knallt.«
»Er hat recht, Senhor«, sagte der Polizist. »Wie ich hörte, sind drei oder vier Bandeirantes, die sich in einem Lokal am Hafen aufgehalten hatten, massakriert worden. Umstürzlerische Gruppen nützen die Situation aus, um die Menge gegen Polizei und Staatsorgane aufzuhetzen. Polizeireviere werden
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