Der Kampf um die Sieben Inseln
Seeleute von den Inseln und aus Prevesa ausgewählt, die seit Wochen bei Leutnant Thomson mit den Seesoldaten auf der Festung waren und eine Grundausbildung erhielten. Unzuverlässige Kandidaten seien schon ausgesondert worden. »Alle kennen nun die wichtigsten Befehle in englischer Sprache und können mit Kanonen und Musketen umgehen. Die Heuer für diese Zeit habe ich verauslagt, Sir David, und auch einiges für Bekleidung.«
David lächelte. »Unser Zahlmeister wird das ausgleichen, und ich bin Ihnen sehr dankbar. Ich muß nun unbedingt den neuen Präsidenten, Mr. Angelo Orio, sprechen. Könnten Sie das vermitteln und mich begleiten?«
»Aber sicher, Sir David. Ich schlage vor, daß Sie jetzt mit meiner Kutsche zur Festung fahren, und in zwei Stunden gehen wir zu Präsident Orio. Er hat mich übrigens interessiert nach dem Schoner gefragt, den sie im Hafen Guin geankert haben.«
»Das trifft sich ausgezeichnet. Diesen Schoner will ich ihm anbieten.«
Leutnant Thomson ließ es sich nicht nehmen, die Truppen, die er ausgebildet hatte, in Paradeaufstellung und bei einigen Übungen vorzuführen. »Das Problem bei den Griechen ist nur, daß sie längere Kasernierung nicht gewohnt sind. Sie kamen sonst zusammen, wenn sie ihr Land verteidigen mußten oder wenn ihr Fürst einen Beutezug unternahm. Danach waren sie wieder in ihren Dörfern, verpraßten die Beute und arbeiteten etwas in der Landwirtschaft. Nur Soldaten zu sein sind sie nicht gewohnt. Ich muß oft mit ihnen in die Landschaft marschieren und dort Angriff und Verteidigung üben. Ich muß sie auch Arbeitsdienst tun lassen, um den Zwang der Kasernierung etwas aufzulockern.«
»Haben Sie denn Offiziere, die Ihre Aufgabe übernehmen können?«
»Ach, wissen Sie, Sir, es gibt Griechen, die in Venedig, Rußland, der Türkei oder auch im Königreich beider Sizilien als Offiziere gedient haben. Die meisten sind wie unsere Armeeoffiziere: arrogant und faul. Aber ich habe jetzt einen ehemaligen Hauptmann der russischen Marineinfanterie und einen Leutnant aus venezianischen Diensten. Beide haben sich aus dem Mannschaftsstand hochgedient, verstehen ihr Handwerk aus dem Effeff und werden von den Leuten respektiert. Ihnen kann ich die Truppe ohne Sorgen übergeben.«
»Das freut mich. Hoffentlich können Sie mir über unsere künftigen Seeleute auch Gutes sagen.«
»Ich habe sie nicht exerzieren lassen, Sir«, lächelte Thomson. »Aber sie kennen die wichtigsten Befehle in unserer Sprache und haben eine Grundausbildung mit Entermesser, Muskete und an der Kanone. Ich glaube, daß sich die, die durchgehalten haben, auf unseren Schiffen bewähren werden.«
»Gut, ich werde die Maate schicken. Wir übernehmen zwanzig auf die Thunderer, zehn auf die Bulldog, fünf auf die Vulcano, und zehn bleiben hier, bis die Shannon einläuft. Aber ich will mit Ihnen über einen Verdacht sprechen, der sich mir hinsichtlich der Albanerräuber aufdrängte.«
Und er schilderte Thomson seine Vermutung, daß die Albaner aus Stadt oder Burg beim Auslaufen der britischen Schiffe in den Kanal von Korfu durch Lichtsignale gewarnt würden. Thomson holte eine Karte, und sie überlegten, wie am Strand unterhalb der Burg, auf der Insel Vido und an der alten Mühle bei Castrati Beobachtungs- und Eingreiftrupps postiert werden konnten. Thomson würde vier Gruppen mit je zehn zuverlässigen Soldaten unter englischer Führung aufstellen und einen Trupp gleicher Stärke, der sie je nach Bedarf begleite. Als Melder sollten griechische Korporale dienen.
»Also dann bis übermorgen am späten Abend«, verabschiedete sich David.
Präsident Orio hatte zwei Posten in traditioneller korfutischer Tracht vor seinem Haus und zeigte in seinem Verhalten die Würde seines Amtes, ohne sie aufdringlich herauszustreichen. Er war ein welterfahrener Mann, der gut italienisch und französisch und sogar ein wenig englisch sprach.
Nach der Vorstellung durch Mr. Foresti sagte er David, daß er von der Vernichtung der Räuberboote in der letzten Nacht gehört habe, und bat um nähere Einzelheiten.
David berichtete, wo sie die Boote aufgespürt und vernichtet hatten. Er betonte, daß ihr Mörserschiff den größten Anteil daran hatte, weil es direkt auf die sechs Boote gestoßen sei. »Auch ein kleineres Schiff ist einem Rudel dieser Boote überlegen, wenn es gut geführt wird.«
Präsident Orio streifte David mit einem wachen, wissenden Blick und gab dann seiner Überzeugung Ausdruck, daß die Regierung des Sultans
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