Der Kampf um die Sieben Inseln
begrüßen, daß über der Leander wieder die britische Flagge weht.«
Ushakovs Augen quollen fast aus ihren Höhlen. »Sie unterstützen die Unverschämtheit? Wenn ich eine Prise verschenke, dann will ich darüber entscheiden und nicht, daß man so tut, als sei es eine Selbstverständlichkeit, daß ich dem großen Lord zu Willen bin.«
»Aber, Gospodin Admiral«, fiel ihm David ins Wort. »Hier muß es sich um ein Mißverständnis handeln. Lord Nelson würde einen solchen Brief nie schreiben, wenn er nicht von der Admiralität Nachricht hätte, daß der Zar die Rückgabe verfügt hat. Sie haben das Schreiben Ihres Admiralitätsrates nur noch nicht erhalten. Seine Majestät, der Zar, hat erfahren, was die Leander für alle Briten bedeutet, und edel gehandelt. Da bin ich ganz sicher. Die Leander hat bei Abukir mit ihren fünfzig Kanonen in der Schlachtlinie gekämpft und mit anderen das französische Achtzig-Kanonen-Schiff Franklin niedergerungen. Sie hat danach auf dem Weg nach Sizilien sechseinhalb Stunden dem französischen Vierundsiebziger Généreux widerstanden und erst aufgegeben, als ein Drittel der Besatzung tot oder verwundet war. Gospodin Admiral, das Schiff ist ein historisches Denkmal für Britannien. Lord Nelson wird dem Zaren und Ihnen für die Rückgabe unendlich dankbar sein.«
Ushakov blickte nachdenklich. »Sie meinen also, David Karlowitsch, daß ich die Verfügung des Zaren nur noch nicht erhalten habe. Aber die Leander ist eines der wenigen seetauglichen Schiffe, die ich noch habe. Die anderen halten keinen Sturm aus.«
»Korcula hat doch gute Werften, Gospodin Admiral. Dort könnten Sie die Schiffe überholen lassen.«
»Und womit bezahle ich, Gospodin Kommodore? Ich habe kaum Geld, um die Heuer für meine Seeleute aufzubringen. Unsere Verwaltung ist langsam, und die Hälfte allen Geldes wird veruntreut. Das sollten Sie doch wissen!« Ushakov sah verbittert drein, und David erkannte mit einem Mal, wie verzweifelt und unglücklich er war. Er sollte die Macht Rußlands im Westen demonstrieren. Aber er fand im Mittelmeer einen Seehelden, dessen Erfolg sein eigenes Bild überstrahlte, und er hatte eine Flotte, die weit entfernt von eigenen Werften die ganze Schludrigkeit des russischen Schiffbaus offenbarte. Außerdem verweigerte man ihm das notwendige Geld, und statt Macht zu demonstrieren, bot er das Bild eines verarmten Außenseiters.
David wandte seine ganze Beredsamkeit auf, um Ushakov zu zeigen, daß er von Nelson gebraucht werde. Er verwies auf die bedeutende Rolle, die Kapitän Baillie mit den russischen Marineinfanteristen bei der Rückeroberung Süditaliens geleistet habe. Er erklärte, daß Nelsons Kräfte bei der Belagerung Maltas, der Blockade Ägyptens und bei der Unterstützung der Alliierten an der ligurischen Küste überfordert seien und daß Rußlands Schiffe dringend gebraucht würden. Er stellte in Aussicht, daß der König von Neapel seine Werften in Palermo und Neapel zur Verfügung stellen könne, und deutete an, daß das tyrrhenische Meer reichere Prisen bot als das adriatische.
Ushakovs Gesicht verlor den Ausdruck der Verbitterung. Er schien nachzudenken und sagte schließlich: »Ich werde mir Ihre Argumente überlegen, David Karlowitsch. Kommen Sie doch heute abend zum Essen zu mir und Kapitän Myatlew.«
David war etwas erleichtert, als er sich an Land rudern ließ, um mit Mr. Foresti, dem britischen Generalkonsul, zu sprechen. Er schilderte ihm sehr vorsichtig, in welchem Dilemma Ushakov stecke und daß in seiner Ablehnung Nelsons und Englands überhaupt ein gut Teil Neid verborgen sei.
Foresti nickte. »Ushakov ist in keiner beneidenswerten Lage. Die Kaufleute wollen seinen Zahlmeistern für Proviantlieferungen keinen Kredit mehr geben. Die türkischen Verbündeten muß er ständig vom Plündern abhalten. Der alte Adel will seine Macht auf den Inseln zurück. Ushakov meint, daß er mit dem Adel allein keine Republik aufbauen kann, aber die Petersburger Verwaltung wirft ihm Knüppel zwischen die Beine, wenn er das Bürgertum beteiligen will. Seine Schiffe sind so verrottet, daß sie keinen Machtfaktor darstellen. Ich erreiche meine Ziele am besten, wenn ich ihn vorsichtig unterstütze.«
David stimmte ihm zu, daß es für England am besten sei, wenn Ushakov als Ordnungsmacht nicht ausfalle. Er sei ein Puffer zu den Türken. »Aber was konnten Sie erreichen, um unsere Ausfälle bei den Besatzungen auszugleichen, Mr. Foresti?«
Foresti hatte fünfundvierzig
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