Der Kampf um die Sieben Inseln
diese Räubereien auch verurteile, aber zu weit entfernt sei, um sie zu verhindern.
»Und Ali Pascha, Herr Präsident?« fragte David.
»Ali Pascha ist Statthalter des Sultans und hat ein großes Gebiet zu verwalten. Da sind solche Räuberbanden nicht zu kontrollieren. Wir müssen uns selbst schützen und danken Ihnen für die Hilfe, die Sie beim Aufbau einer Schutztruppe geleistet haben, Sir David.«
David hatte sehr wohl gemerkt, daß der Präsident kein Wort gegen die Türkei als eine Schutzmacht seiner Republik sagen wollte, und ging nun direkt auf sein Ziel los. »Für den Schutz zur See, den Ihnen Ali Pascha nicht garantieren kann, biete ich Ihnen einen schnellen, gut armierten Schoner, den Sie sicher schon in Guin liegen sahen, zum Kauf an, Herr Präsident.«
»Wir müssen unsere Küsten verteidigen, Sir David. Das ist klar. Aber ist der Schoner nicht ein wenig zu klein für diese Aufgabe?«
»Sie sind ein erfahrener Seeoffizier, Herr Präsident. Sicher braucht eine Inselrepublik von dieser Ausdehnung auch einmal ein größeres Schiff, wenn die russisch-türkische Flotte nicht mehr hier ist. Aber für die Überwachung der Küsten ist kein Schiff besser geeignet als so ein wendiger, schneller Schoner mit immerhin sechs Zwölfpfünder-Karronaden und zwei langen Sechspfündern.«
Der Präsident lächelte etwas verschlagen. »Nun ja, es wäre ein Anfang. An welchen Preis hätten Sie denn gedacht?«
»Herr Präsident, wir wollen die junge Republik nicht übervorteilen. Andererseits muß ich an das Prisengeld für meine Besatzungen denken. Ich schlage vor, daß ein Dreiergremium den Preis festsetzt, in dem uns Mr. Foresti vertritt, die Republik ein von Ihnen benannter Vertreter. Diese beiden wählen dann einen völlig neutralen Fachmann als dritten im Bunde. Es wird doch genügend Kapitäne neutraler Schiffe im Hafen geben, die als kompetent und ehrlich bekannt sind. Ich akzeptiere den Preis, den das Gremium für fair und angemessen hält.«
»Einverstanden«, sagte der Präsident. »Aber nehmen Sie es mir nicht übel, so richtigen Spaß macht das Handeln mit Ihnen nicht, Sir David.«
Sie lachten alle und schieden im besten Einvernehmen.
Der Tag fand einen erfolgreichen Abschluß im Abendessen mit Admiral Ushakov. Auch Oberst Tomski war von seinen Inspektionen auf der Insel zurück und begrüßte David herzlich. »Sie haben uns mit der Vernichtung der Albanerboote sehr geholfen, David Karlowitsch. Unsere Truppen an Land können nicht überall sein. Wir waren in dieser Nacht in der Nähe von Egrips. Aber Sie haben die Boote auf der Höhe von Messongi vernichtet. Wenn die hätten landen können, wären wir zu spät gekommen. Innerhalb einer halben Stunde plündern sie ein Dorf völlig aus und sind wieder auf den Booten. So schnell sind wir auch mit Dragonern nicht.«
David berichtete, daß der Präsident Orion wohl den Schoner kaufen und für solche Patrouillen einsetzen werde. Ushakov beklagte, daß er zu wenig kleine Schiffe habe.
Das Essen war gut, der Wodka wurde unaufhörlich nachgefüllt. Der Chor sang russische Volksweisen. Die Balalaika versetzte sie in sentimentale Stimmung, und Ushakov verkündete feierlich, daß er den Ruhmestaten der russischen Flotte eine neue hinzufügen und die Engländer bei der Belagerung Maltas und der Zusammenarbeit mit den Russen an der ligurischen Küste unterstützen werde.
»Und Sie werden mich zu Lord Nelson begleiten, David Karlowitsch, und ihm sagen, daß wir gute Waffenbrüder sind. In fünf Tagen werde ich erst nach Messina segeln und dann nach Palermo.«
David war über den Erfolg seiner Mission sehr froh. Ob Nelson die Russen nun vor Malta haben wolle oder nicht, könne dieser selbst mit Ushakov ausmachen. »Es wird mir eine Ehre sein, Gospodin Admiral, zwei so berühmte Seehelden bekannt zu machen. Ich werde die Thunderer bei den Inseln belassen und mit der Fregatte Shannon nach Palermo segeln. Die Inseln könnten nach Ihrem Absegeln den Schutz benötigen. Aber vorher muß ich noch nach Ragusa, weil wir mit den Schiffen dieser Republik einige Probleme haben.«
»Lassen Sie sich aber nicht kaufen, David Karlowitsch. Die Pfeffersäcke kaufen jeden. Ich erwarte Sie dann in Messina.« Ushakov klopfte David jovial auf die Schulter und leerte noch ein Glas mit ihm.
Der nächste Morgen war schwer für David. »Für Essen mit russischen Offizieren sollte es besondere Auszeichnungen geben«, sagte er zu Leutnant Watt, als er am nächsten Vormittag mit schmerzendem
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