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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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möchte ihm dort eine Falle stellen und brauche dazu ein altes, abbruchreifes Schiff. Hören Sie sich um, ob jemand weiß, wo ein solches Schiff zu haben ist.« Und er erläuterte Watt seinen Plan, während sie ihren Lunch einnahmen.
    Dr. Morton empfing sie mit seiner Frau an der Tür zum Saal seines Hauses. Kerzen brannten, der Tisch war festlich gedeckt, und einige einheimische Damen und Herren warteten auf David und seine Offiziere. »Dieser Morton muß stinkreich sein«, sagte Midshipman Dixon zu Mr. Jaling, dem Senior der Midshipmen.
    »Halt dich trotzdem zurück beim Saufen, James«, sagte dieser. »Du weißt, daß der Kommodore sonst eklig werden kann.«
    Nach der gegenseitigen Vorstellung klopfte Dr. Morton an sein Glas und begrüßte seine Gäste. »Ich bin glücklich, daß ich bedeutende Landsleute in meiner neuen Heimat begrüßen kann. Ich hoffe, daß Sie Ragusa noch gut genug kennenlernen werden, um meinen Stolz auf die neue Heimat verstehen zu können. Die kulturellen und humanitären Leistungen der Stadt könnten Beispiel für viele europäische Staaten sein. Ragusa bietet seinen Bewohnern seit fünf Jahrhunderten öffentliche Hygiene und Krankenpflege, es verfügt über die älteste Apotheke Europas, hat Findelhäuser und Altenheime eingerichtet. Und die Stadt tut viel für ein reiches Kulturleben mit Theatern und Konzerten. Mögen sich meine neue und meine alte Heimat stets mit Achtung und Wohlwollen begegnen.«
    Sie applaudierten und tranken. Sie genossen die Spezialitäten des Balkans, die ihnen aufgetischt wurden. Sie schauten amüsiert und belustigt den Darbietungen einer Bauchtänzerin und eines Schwertschluckers zu, die auch einen Hauch von Orient boten. Als Zigarren gereicht wurden und sich die Damen einen Augenblick zurückzogen, trat Dr. Morton auf David zu. »Signor Ragnina gab mir noch ein Briefchen für Sie, Sir David«, und er reichte David einen kleinen Umschlag.
    Der Inhalt lautete: »Wenn Sie Interesse an den berühmten Windbüchsen haben, nachdem Ihr Freund Hassan mit seinem Blasrohr nicht mehr bei Ihnen ist, dann gehen Sie morgen zum Büchsenmacher Vojnovic in der Prijeko. Er ist informiert.«
    David hatte von den ›Windbüchsen‹, einer österreichischen Erfindung, einmal kurz etwas gehört, aber er erinnerte sich nur, daß sie mit gepreßter Luft schießen sollten. Er fragte Dr. Morton: »Wo ist der Büchsenmacher Vojnovic in der Prijeko?«
    Morton blickte etwas verwundert. »Das ist in der nächsten Querstraße hinter dem Gebäude des Zollhauses.«
    David ging am nächsten Vormittag mit Stückmeister Lavery und mit Gregor zu dem Büchsenmacher. Das Geschäft wirkte von außen nicht sehr beeindruckend, aber David wurde in die hinteren Räume geführt und traf auf den Büchsenmeister in einem geräumigen Büro. Vojnovic war im besten Mannesalter, groß, bleich im Gesicht von der ständigen Arbeit in der Werkstatt, aber lebhaft und gewandt. Er sprach nicht gut Englisch, aber er hatte in Österreich gearbeitet und sagte zu David: »Wie ich hörte, sprechen Sie Deutsch, Sir David. Vielleicht können wir uns in dieser Sprache unterhalten.«
    Gibt es irgend etwas, was sie nicht über mich wissen, dachte David noch und stimmte zu. Es war ein etwas mühsames Unterfangen, da David für den Stückmeister und für Gregor übersetzen mußte und nicht immer die nötigen Spezialausdrücke kannte, wobei Mr. Vojnovic dann mitunter mit französischen Begriffen aushelfen konnte.
    Mr. Vojnovic hatte während seiner Lehr- und Wanderzeit in Südtirol bei dem italienischen Büchsenmacher Bartholomäus Girandoni gearbeitet, der später in Wien berühmt wurde und die Windbüchse erfunden hatte. Von den knapp zweitausend Windbüchsen, die für die österreichische Armee seit etwa zwanzig Jahren hergestellt wurden, hatten einige auch ihren Weg nach Ragusa gefunden.
    Mr. Vojnovic nahm jetzt ein Gewehr in die Hand. Es war etwa hundertzwanzig Zentimeter lang, davon entfielen auf den Lauf gut achtzig Zentimeter. Am hinteren Ende des Laufes war ein Kasten aus Messing angebracht. Rechts am Lauf saß ein Magazin für zwanzig Kugeln mit einem Kaliber von dreizehn Millimeter. Am Ende des Laufes war ein lederbezogener Druckluftbehälter aufgeschraubt.
    »Das ist eine geniale Waffe, Sir, die allerdings auch Pflege und Fachkenntnis erfordert. Mit diesem Druckluftreservoir kann man zwanzig Kugeln abfeuern. Die ersten zehn sind auf hundertzehn Meter wirksam, die letzten noch auf neunzig. Geladen wird, indem man hier

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