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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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mit Konterbande beliefert werden. Ich bitte um Verständnis, daß wir das nicht dulden können und die Schiffe beschlagnahmen müssen.«
    Der Rektor blickte einen Augenblick gelassen auf seine Hände, hob dann die Augen und sagte: »Die Republik Ragusa wahrt strikte Neutralität. Der Rat hat alle Bürger angewiesen, die entsprechenden Vorschriften zu beachten. Er bedauert es sehr, wenn einzelne Kapitäne die Politik des Rates mißachten. Sie werden verstehen, Sir David, daß der Rat bei so weit verzweigten Handelsverbindungen den Kapitänen viel Freiheit lassen muß. Aber jeder Kapitän, der unseren Anordnungen zuwider handelt, tut das in eigener Verantwortung und muß die Folgen tragen. Der Rat wird in diesen Fällen keinen diplomatischen Schutz gewähren.«
    David bedankte sich für diese klare Aussage und versicherte, daß alle Besatzungen korrekt behandelt würden. Das Gespräch wurde dann ein wenig informeller, wandte sich der Kriegslage und dann den Handelsverbindungen beider Staaten zu, aber immer hatte David den Eindruck, daß sich der Rektor nur sehr diplomatisch und reserviert äußerte. Jede spontane und engagierte Stellungnahme fehlte. So war David ein wenig enttäuscht, aber auch etwas erleichtert, als die Audienz nach einer halben Stunde beendet war.
    Der Sekretär des Rektors, der David die wenigen Schritte zum Kai begleitete, sagte, daß er David ja wohl keinen Führer zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt anbieten müsse, da er ja schon die Bekanntschaft von Dr. Morton gemacht habe. »Kaum jemand von uns kennt die Stadt, ihre Geschichte und Kultur so gut wie Ihr Landsmann, Sir David.«
    Die Besatzung der Thunderer war etwas enttäuscht, daß so wenig Schiffe im Hafen lagen. Bootsmann Jenkins, der sich bei Mr. Demetros kundig gemacht hatte, konnte erklären: »Ragusa ist Zwischenhändler, wie es bei uns im Kanal vor den großen Kriegen die Holländer waren. Seine Schiffe laufen nur selten die Heimat an, sondern bringen die Waren direkt vom Erzeuger zum Kunden.«
    Die Mannschaften sahen mißtrauisch drein. Wenn wenig Betrieb war, dann waren die Kneipen und Bordelle meist langweilig. Aber Landgang erhielten am ersten Abend sowieso nur besonders bewährte Seeleute.
    Mr. Demetros mußte Dr. Morton aufsuchen und fragen, ob ihm ein Besuch Davids am nächsten Vormittag angenehm sei. Mr. Demetros kehrte bald zurück, berichtete beeindruckt von dem großen Haus an der Piazza, das jedermann zu kennen schien, und überbrachte auch eine Einladung für David und die Offiziere am nächsten Abend.
    Als David am nächsten Vormittag die Piazza betrat, schritt ihm zu seiner Verwunderung schon Dr. Morton entgegen. »Ich habe mir hier noch einen Kaffee gegönnt, Sir David. Es wäre schade, wenn sie ungeleitet hier entlanggehen würden, wo aus jedem Stein die Geschichte lebendig hervorschaut. Sehen Sie nur hier die Orlandostatue, das Symbol der Gerichtshoheit der Stadt, vergleichbar den Standbildern in den Hansestädten. Und schauen Sie hier der Glockenturm. Männlein aus Kupfer schlagen mit Hämmern auf die Glocke, um die Stunden zu verkünden.«
    Und so wanderte David die Stradun, die breite Hauptstraße, entlang bis zur Abtei der Franziskaner und erhielt einen lebendigen und kenntnisreichen Einblick in die Geschichte dieser Republik.
    Im Haus lernte er dann auch die Frau des Doktors kennen, eine immer noch sehr aparte ältere Dame, und erfuhr, daß eigentlich ein Zufall den vermögenden Privatgelehrten nach Ragusa verschlagen habe. Da er Italienisch aus Leidenschaft für die Sprache gelernt hatte, bat ihn sein Onkel um Vermittlung in einer sehr delikaten Vermögensangelegenheit, die Geschäfte in Ragusa betraf. Schon in der ersten Stunde sei er der Stadt verfallen und habe es nie bereut. Er spreche inzwischen alle Sprachen, die im Hinterland von Bedeutung seien, und habe die Werke des größten Dichters, Giovanni Gondola, ins Englische übersetzt.
    Als David ihn auf die sehr formelle und diplomatische Haltung des Rektors ansprach, lächelte Dr. Morton verständnisvoll. »Ragusa hat immer überlebt, weil der Rat jede Verantwortung für die Handlungen seiner Untertanen ablehnte. Der Rat vertritt strikte Neutralität, aber er weiß genau, daß mit ein wenig Umgehung der Neutralität mehr Geld zu verdienen ist. Also schaut er weg und kassiert die Steuern. Aber kommen Sie! Es sind nur wenige Schritte, und ich bringe Sie zu Mr. Ragnina, dem Herrn der Zettel, einem Senator, der für das zuständig ist, was wir vielleicht

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