Der Kampf um die Sieben Inseln
neunundachtzig kennengelernt.«
David stellte ihr Leutnant Foster vor, der sich noch den Mund vom Büfett abwischte, und den jungen Philip Woodfine, der vor Bewunderung stotterte. Schließlich kam sie, bei beiden Kavalieren leicht eingehakt, auch zu Admiral Ushakov, und der königliche Statthalter stellte sie als Tochter eines sizilianischen Adelsgeschlechtes vor.
Ushakov küßte Maria Charlotta galant die Hand und betonte, daß Rußland und England in edler Waffenbrüderschaft vereint der Schönheit huldigten. Maria Charlotta versank im Hofknicks, sagte noch einige freundliche Worte und bat dann: »Würden Sie mich bitte zur Garderobe führen, Sir David? Dann wird man mir die Kutsche rufen.«
David reichte ihr seinen Arm und führte sie durch den Saal. »Werden wir uns wiedersehen?« fragte er leise.
»Ich kann Ihnen Messina und seine nähere Umgebung zeigen, Sir David, wenn Sie im Palais Margotta mitteilen lassen, wann es Ihnen recht ist. Ich bedanke mich für den wunderschönen Abend, den ich in Ihrer Gesellschaft erlebte.«
David schlief nicht gut in dieser Nacht. Er konnte seine Gedanken nicht von Maria Charlotta lösen, die der wunderbaren Geliebten der Kopenhagener Zeit so ähnlich war. Aber mit ihrem Bild schob sich auch immer Britta mit den beiden Kindern in seine Gedanken. Hatte er sich zur Treue entschlossen, dann lockten ihn Maria Charlottas Arme. Wollte er ihr folgen, dann traten lachend Britta und die Kinder dazwischen.
Die Wachen wunderten sich, warum er so oft mit Alex an Deck erschien und umherschaute. »Wat is denn det für eena, dein Kommodore?« fragte ein Maat am nächsten Morgen Gregor. »Alle paar Stunden kommt der an Deck und schnuppert mit die Töle umher.«
Gregor antwortete: »Er riecht Gefahren oft vorher. Daher sind die Thunderer und die Bulldog nicht verbrannt. Naja, mal kann er sich auch irren.«
David hatte sich am nächsten Tag gerade entschlossen, eine Nachricht zu Maria Charlotta zu senden, da bat ihn ein russischer Fähnrich zu Ushakov. David warf sich seufzend in seine gute Uniform und ließ sich zum Flaggschiff rudern. Bei Ushakov waren der russische Gesandte an Neapels Hof und ein Herr Italinski, der Koordinator für die russischen Militäraktionen in Italien. Weitaus bedeutender als Ushakovs Rolle waren für Italien ja bisher Marschall Sukurows russische Truppen, die über die Schweiz nach Norditalien einmarschiert waren und die Franzosen in mehreren Schlachten geschlagen hatten.
Beide Herren wollten nun Ushakovs Besuch bei Nelson in Palermo vorbereiten und orientierten sich bei David über die britische Position. David konnte ihnen wenig sagen. Von den Sieben Inseln aus wußte er ja nicht, wie die augenblicklichen Planungen für Malta, Ägypten oder Norditalien standen.
Aber am nächsten Tag verwirklichte David seinen Plan, und bald war die Ausfahrt mit Marie Charlotta für den Nachmittag arrangiert. Es war nicht einfach, den treuen Gregor fernzuhalten, der David ja auf allen Landausflügen beschützen wollte. David benutzte verschiedene Notlügen, ließ sich erst zum Hafenadmiral rudern und an einer nahegelegenen Kirche von der Kutsche abholen.
»Haben Sie die Kirche besichtigt oder haben Sie gebetet, Sir David?« fragte Maria Charlotta nach der Begrüßung. Er schob eine Besichtigung vor, und sie schlug sofort viel schönere Kirchen vor. »Lassen Sie uns doch erst ein wenig die Umgebung erkunden«, bat David, und sie gab dem Kutscher die entsprechenden Instruktionen.
Sie trug ein Sommerkostüm, das ihre Figur betonte und ihr sehr gut stand. Sie wirkte auf David aber unsicher und verwirrt. Er bestritt die Unterhaltung zunächst und erzählte von den Sieben Inseln und ihrer Gefährdung durch albanische Räuber und nordafrikanische Piraten.
»Woher haben Sie die Narben im Gesicht, die feinen Linien?« fragte sie unvermittelt.
David sprach nicht gern über diese Wunden und war daher in seinem Bericht über die Folterung im Vodoo-Lager eher wortkarg. Dennoch erschütterten sie die Qualen, die er damals erdulden mußte, sehr. Sie griff nach seiner Hand und sagte: »Sie Armer. Gibt es für Sie denn auch eine angenehme Erinnerung an dieses furchtbare Haiti?«
»O ja!« antwortete David und erzählte von seiner Bekanntschaft mit Toussaint Louverture. Seine Bewunderung für diesen Mann ließ ihn lebhaft werden, und seine Schilderung des Abschieds rührte Maria Charlotta.
»Was für aufregende Dinge erleben Sie. Wie anders ist Ihr Leben als das der Landbewohner, die
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