Der Kampf um die Sieben Inseln
Nerven.
Am 1. September 1799 erreichte die russisch-türkische Flotte die Bucht von Palermo und fand nicht nur die britische Flotte vor Anker, sondern auch russische Linienschiffe und Fregatten. »Das ist bestimmt ein Teil der baltischen Flotte«, sagte David zu Leutnant Foster. »Und wenn mich nicht alles täuscht, treffe ich hier auf zwei Kameraden aus meiner Zeit in der baltischen Flotte.«
Aber erst mußte sich David bei Lord Nelson melden, der ihn auf seinem Flaggschiff Foudroyant erwartete, und traf ihn in einer fast melancholischen Stimmung. Nelson schien inaktiv, begrüßte zwar das Erscheinen der russisch-türkischen Flotte, erwartete aber wenig Ergebnisse von seinem Treffen mit Ushakov.
David teilte Nelson mit, daß Ushakov tatkräftiger geworden sei, seitdem er eine größere Summe aus Rußland erhalten habe. »Admiral Ushakov war ja auch in einer wenig beneidenswerten Situation. Seine Flotte verrottete, seine Mannschaften hatten lange keine Heuer, jede der Sieben Inseln verlangte eine andere Politik von ihm, und die ungeliebten Türken mußten mühsam gebändigt werden, damit sie nicht die eigenen Verbündeten ausplünderten.«
Nelson sah ihn von der Seite an. »Wie schön, daß Sie soviel Verständnis für unseren auch nicht ganz einfachen Verbündeten haben, Sir David. Es wäre mir lieb, wenn Sie morgen bei meinem Besuch bei Admiral Ushakov anwesend wären, um die Einführung zu erleichtern.«
Als David zur Shannon zurückkehrte, sah er schon ein Boot der neuen russischen Schiffe bei der Shannon liegen. Vorfreude stieg in ihm auf.
Auf dem Achterdeck standen zwei russische Offiziere mit Leutnant Foster und bemühten sich um eine Unterhaltung, die sehr mühselig war, da Foster kein Wort Russisch und nur wenige Worte Französisch sprach, während der englische Wortschatz der Russen auch sehr begrenzt war.
Als die Russen hörten, wie die Wache präsentierte und Pfeifen und Trommeln zu Davids Begrüßung an Bord erklangen, drehten sie sich erwartungsfroh um und strahlten David entgegen. David blickte auf Alexej Gregorowitsch Kalmykow, einst sein Midshipman und dann sein Vierter Leutnant auf dem Linienschiff Konstantin, jetzt in der Uniform eines Kapitäns, gereifter, männlicher. Und neben ihm Fürst Sorotkin, einst sein Midshipman, nun Leutnant.
Die Erinnerungen überwältigten David fast. Als er die beiden zuletzt gesehen hatte, waren sie ihm nach seinem Duell bei der Flucht aus Rußland behilflich gewesen. Diese unwandelbar treuen Gefährten! Er breitete die Arme aus, und sie umarmten sich vor den staunenden Augen der britischen Besatzung, küßten sich auf die Wangen und stammelten ihre Namen.
Gregor sah ihnen zu und rieb sich die Augen. Neben ihm sagte einer: »Guck dir doch diese Rußkis an, und unser Kommodore ist ja auch ein halber. Die knutschen sich was ab.«
Gregor sah ihn böse an und ballte die Faust. »Das sind hervorragende Kämpfer und Freunde. Ein Dutzend von deiner Sorte wiegt nicht einen von denen auf.«
Da sahen die beiden Russen Gregor. »Der junge blonde Riese ist noch bei Ihnen, David Karlowitsch. Er ist ja noch kräftiger geworden.«
David sagte: »Er ist immer mein treuer Gefährte, war mit mir im Kanal und in der Karibik.« Er winkte Gregor heran, und der war schon Engländer genug, die ausgestreckten Hände der russischen Offiziere zu schütteln und nicht ergeben zu küssen, wie er es als Muschik gelernt hatte.
David ging mit den beiden Russen in die Kajüte, und Edward hatte schon den Wodka herausgestellt. Sie stießen an, und dann wollten alle fast gleichzeitig alles wissen über »Weißt du noch?« und »Wie ist es dir seitdem ergangen?« Nach einer Weile hielten sie inne, und Kapitän Kalmykow sagte: »Heute abend müssen Sie mein Gast sein, David Karlowitsch. Myatlev und Tomski haben auch zugesagt. Aber ein Abend reicht ja nicht, um alles zu erzählen.«
»Alexej Gregorowitsch«, antwortete ihm David. »Ich muß morgen früh anwesend sein, wenn Lord Nelson Admiral Ushakov besucht. Da kann ich am Abend vorher nicht Eimer voll Wodka in mich hineinschütten. Und das haben Sie doch vor.«
Kalmykow beteuerte lachend, er wisse ja, daß David kein richtiger Russe sei, und werde ihm nur ein kleines Gläschen anbieten. Fürst Sorotkin ergänzte: »Wir haben auch einen guten Portwein für Sie, wenn Ihnen der Wodka zu gefährlich ist. Meine Tante, die Sie übrigens herzlich grüßen läßt, sagte mir, daß Sie gern einen Port trinken.«
Nun scherzte David noch etwas über
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