Der Kampf um die Sieben Inseln
die jungen Leute, die keinen Respekt mehr vor dem Alter hätten, und dann trennten sie sich bis zum Abend.
Der nächste Morgen war hart, obwohl David nur die Hälfte der ihm in die Hand gedrückten Gläser getrunken hatte. Er lief nackend an Deck und ließ sich zum stillen Amüsement der Mannschaft mit der Deckpumpe abspritzen. Edward mußte ihm viel Kaffee servieren, ehe er sich endlich in seine beste Uniform kleidete und von seiner Gig zu Nelsons Flaggschiff rudern ließ. Er stieg in Nelsons Boot um, und dann kam dieser schon das Fallreep hinunter, und sie wurden zu Ushakovs Schiff gerudert.
Nelson stieg als ranghöchster Offizier zuerst das Fallreep hinauf, begleitet von den Klängen der russischen Kapelle. Aber an Deck wartete Nelson, bis David neben ihm stand, und trat erst dann zur Begrüßung auf Ushakov zu, der ihn an Deck erwartet hatte. David übernahm die Vorstellungen. Ushakovs Uniform war nur mit einem einzigen Orden geschmückt, während Nelsons Brust wieder völlig bedeckt war. Beide begrüßten sich distanziert, und David hatte nur Formeln über die Genugtuung des persönlichen Kennenlernens, die Vertiefung der Waffenbrüderschaft und ähnliche Allgemeinplätze zu übersetzen.
Dann wurde Vizeadmiral Kartsov vorgestellt, der das baltische Geschwader nach Palermo geführt hatte, Kapitän Myatlev und Oberst Tomski von der russischen Seite, Kapitän Hardy und ein Oberst der Seesoldaten von der britischen Flotte.
In der Kajüte war David danach vorwiegend Zuschauer, denn beide Admirale hatten ihre zivilen Dolmetscher, die nun nicht nur die Trinksprüche, sondern auch das amtliche Gespräch übersetzten.
David konnte nur mühsam seine Überraschung verbergen, als Nelson berichtete, daß die Portugiesen ihre Schiffe von Malta abgezogen hätten und daß bei dem Mangel an Soldaten nun auch keine Möglichkeit bestehe, La Valetta, die Hauptstadt, in absehbarer Zeit einzunehmen. David wußte, daß Nelson die Portugiesen zur Fortsetzung der Blockade bewogen hatte und daß Nelson Soldaten zugesagt worden waren. Aber Nelson wollte die Russen nun nicht auf Malta haben, und da schienen ihm falsche Angaben eine erlaubte List.
Ushakov, der den Wunsch des Zaren kannte, als Maltas Schirmherr die Insel zu befreien, antwortete brummig und ungehalten, das werde seinen Plan, nach Malta zu segeln, nicht beeinträchtigen. Nelson redete nun lebhaft auf ihn ein, nannte ihn schmeichelnd den Befreier der Adria und beschwor ihn im Namen König Ferdinands, nach Neapel zu segeln und mit der Vertreibung der Franzosen aus den italienischen Staaten sein Befreiungswerk zu krönen.
Ushakov blieb bei seiner Position, und während die Offiziere in einer Gesprächspause zum Büfett gingen, wurde David von Kapitän Hardy beobachtet. Er sah, mit welcher Herzlichkeit einige der Russen mit David umgingen, wie auch Ushakov ihm freundlich begegnete, während sich sonst sein Gesicht verschloß, wenn ein Brite auf ihn zutrat. Hardy blieb nicht verborgen, daß auch Nelson das bemerkte. Hardy wußte, daß David loyal war und Nelsons Tricks nicht verraten würde. Aber er sah Nelsons Gesicht an, daß der davon nicht überzeugt war.
David war nicht aufgefallen, wie seine Kontakte mit seinen alten Kameraden beobachtet worden waren. Aber er kannte Nelsons Vorbehalte ihm gegenüber und war nicht sehr überrascht, als ihm mitgeteilt wurde, seine Anwesenheit beim Gegenbesuch Ushakovs auf Nelsons Flaggschiff sei nicht erforderlich, da sich die Herren ja nun kannten. Gleichzeitig wurde ihm aber die Einladung zum Ball des Königs am folgenden Abend überbracht.
Nun gut, dachte David und setzte für den folgenden Tag eine Inspektion auf der Shannon an.
Leutnant Foster und die Offiziere der Shannon wußten nichts von den Erfahrungen, die David bei seinem ersten Ball in Palermo gesammelt hatte, und waren daher erstaunt, daß er einen Trupp Seesoldaten zur Begleitung abordnete und verbot, daß jemand einzeln zum Schiff zurückkehre. Auch Gregor und Alberto begleiteten sie mit ihren Waffen.
Diesmal wurde David von Nelson persönlich dem König und der Königin vorgestellt und begrüßte dann noch Sir Hamilton und Lady Emma sowie den Premierminister. Dann entließ man ihn in das Gewühl, und die russischen Offiziere, die sich ein wenig fremd fühlten, gesellten sich zu ihm. Kapitän Hardy sah, wie sich Nelsons Gesicht verfinsterte.
Ushakovs Kapitän Myatlev zog David auf die Seite. »David Karlowitsch, Sie wissen, wie sehr Ushakov darauf brennt, Malta für
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