Der Kampf um die Sieben Inseln
Flagge die Stadt verlasse und auf die Belagerer zureite. Jubelschreie ertönten an Deck, und Mr. Watt nickte David freudig zu. »Das war schnelle und entscheidende Hilfe, Sir.«
»Ja, dann wollen wir abwarten, wann uns Kapitän Messer nach Ancona geleitet«, meinte David.
Aber als Messer nach zwei Stunden eintraf, konnte er sich nur wortreich entschuldigen, daß anders disponiert werden mußte. Der Stab der italienischen Patrioten spreche mehrheitlich auch Englisch, und so erleichtere es die Zusammenarbeit sehr, wenn er die russisch-türkischen Landtruppen befehlige, die nach Senigállia vorrücken sollten. »Vielleicht treffen wir uns dann vor Ancona wieder. Aber der dortige Befehlshaber, General Monnier, ist ein trickreicher und harter Bursche. Stellen Sie sich nur vor, er hat doch einen Oberst Alix als Parlamentär zu Kapitän Voinovitsch geschickt. Er sollte über einen Gefangenenaustausch verhandeln, bevor wir Gefangene hatten. Da waren wir mißtrauisch und haben den Herrn Obersten untersucht. Und er hatte einen Brief von General Monnier an den Kommandanten der Festung, der diesem die Kapitulation verbot. Nun ist er selbst Gefangener. Aber zu Ancona: Mein Batterieoffizier wird Sie begleiten, Sir David, und Sie mit jeder gewünschten Information versorgen.«
Die Belagerung des Hafens
und des Hinterlandes von Ancona 1799
Ancona war eine stark befestigte Hafenstadt. David war auf den vorderen Masttopp gestiegen, wobei er sich wieder einmal ärgerte, wie steif er geworden war, und studierte die Befestigungsanlagen durchs Teleskop. Der Hafen war auf beiden Seiten durch lange Molen geschützt. Von der nördlichen Mole gingen wieder Bastionen ab. Die Einfahrt wurde durch drei Linienschiffe gedeckt, aber mindestens eines lag auf Grund. Alte venezianische Kähne dachte David, und nahm die Bastion Lazaretto ins Visier.
Das war ein Brocken! Zur See hin wurde die Bastion durch die andere Mole geschützt. Sie selbst war aus großen Steinen geformt und war mindestens mit einem Dutzend schwerer Kanonen bestückt. Zur Landseite hin deckte sie ein Dutzend kleinerer Schiffe. Aber Lazaretto war durch die Vulcano zu erreichen. Doch Castello, das mußte die Bastion hinter der ersten Hügelkette sein, war zu weit entfernt.
David sagte das dem russischen Batterieoffizier, und der stimmte zu. »Sehen Sie, Gospodin Kommodore, dort haben wir eine russische und dort eine türkische Batterie. Wir wollen sie an diesen Knick am Ufer vorziehen, der Ponte Conachia genannt wird. Dazu müßten aber Lazaretto und die kleine Bastion davor, die Santa Luda heißt, ausgeschaltet werden.«
David kratzte sich an der Schläfe und befahl dem Signal-Midshipman: »Mr. Watt und Mr. Wilson möchten sich bitte zu mir bemühen.« Dann ließ er wieder das Teleskop von einer Seite zur anderen wandern.
Pulverdampf stieg von den landwärts gelegenen Bastionen auf. Dort beschossen sich Verteidiger und Belagerer. Und nun versuchte auch Lazaretto einen Schuß in ihre Richtung. Dreihundert Meter zu kurz. Spart euer Pulver, murmelte David in sich hinein. Ihr werdet es brauchen, wenn wir euch unter Feuer nehmen.
Mr. Wilson enterte leichtfüßig die Wanten empor. Mr. Watt war etwas langsamer, wie David beruhigt feststellte. Er wies sie ein und fragte, was sie meinten.
»Castello liegt sicher außerhalb unserer Reichweite, Sir, zumindest, solange uns Lazaretto hindert, dicht an die Mole heranzusegeln. Lazaretto und Santa Lucia können wir beschießen. Aber Wirkungen werden nicht leicht zu erzielen sein, Sir, wenn die Kanonen in nach oben und hinten gedeckten Bastionen stehen. Ich weiß auch nicht, wie die Mörser bei Dauerfeuer reagieren.«
»Sie werden kühlen müssen, Mr. Wilson, da bin ich ganz sicher. Die Thunderer wird sich vor die Mole legen und die untere Batterie in Schach halten müssen. Die Flugbahn unserer Kanonen müßte bei dieser Entfernung über die Mole hinwegreichen, aber ich werde das noch mit Mr. Lavery ausrechnen. Wieviel Granaten haben sie noch, Mr. Wilson?«
»Vierzig für jedes Kaliber, Sir.«
»Dann werden wir uns rechtzeitig erkundigen müssen, wo wir Nachschub erhalten. Vielleicht erfahre ich schon etwas, wenn ich jetzt mit dem Kommandeur der Belagerungstruppen Kontakt aufnehme.«
David traf den Generalmajor Skal in einem Bauernhaus außerhalb der Stadt. Der eigentliche Befehlshaber, Feldmarschall-Leutnant Fröhlich, inspizierte die Truppen im Hinterland. Skal war zunächst sehr reserviert, auch nachdem David gesagt hatte, daß
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