Der Kampf um die Sieben Inseln
es tun, Durchlaucht, aber ich werde Ihnen nicht sagen, wo ich ihn verberge. Ich traue Ihren Richtern nicht. Bitte sagen Sie Ihrem Diener, daß mein Maat für ihn sorgen wird und daß er alles tun soll, was dieser von ihm verlangt. Nur dann können wir ihn in Sicherheit bringen. Er darf niemandem verraten, daß er Ihr Diener war. Er soll immer nur angeben, daß er Handelsschiffmatrose war. Und Sie geben bitte nur an, daß Sie ihn schwer verletzt hier zurückließen.«
Der Prinz bejahte und sprach auf seinen Diener ein, der zunächst abzulehnen schien, daß er sich von seinem Herrn trennen sollte.
David nahm Gregor an die Seite und sagte ihm, er solle den Diener, den sie fortan Alberto Rosso nennen würden, mit einem Sack verhüllen und ihn selbst und allein zur Falcon rudern. Dort solle er ihn mit einem Schreiben an Kapitän Ross übergeben. Bevor er die Falcon erreiche, solle er den Sack abstreifen. Auf der Falcon gelte Alberto als Freiwilliger.
Gregor bestätigte den Befehl, trat auf Alberto zu und reichte ihm die Hand. Alberto sah ihn prüfend an, lächelte und schlug ein. Niemand ahnte, daß das der Beginn einer unzertrennlichen Freundschaft war.
Als Gregor mit dem Diener gegangen war, sagte David zum Prinzen: »Durchlaucht, ich muß Sie jetzt auf das Flaggschiff bringen lassen. Ich wünsche Ihnen gerechte Richter.«
Der Prinz reichte David zum Abschied die Hand. Hauptmann Ekins geleitete ihn mit einigen Seesoldaten zur Foudroyant.
Gegen Mittag suchte Leutnant Ross David auf. Er berichtete, daß er einen Maat habe, der in Italien aufgewachsen sei und sich gut mit dem Alberto verständigen könne. David eröffnete ihm, daß er sich bereithalten solle, morgen nach Korfu abzusegeln, um Admiral Ushakov und Kapitän Harland Nachrichten zu überbringen.
Nachdem Ross gegangen war, überschlugen sich die Ereignisse. Ein Boot mit einem neapolitanischen Offizier legte an der Thunderer an und wollte wissen, wo der Diener des Prinzen geblieben sei. David ließ den Offizier gar nicht an Bord kommen, sondern rief herunter, wenn er den Mann meine, der mit dem Prinzen abgeliefert worden sei, dann komme er zu spät. Der Mann sei von seinen Fängern so zerstochen worden, daß er an Blutverlust gestorben sei. Man habe ihn ins Meer geworfen. »Wir können doch nicht für jeden Verräter einen Festakt veranstalten. Suchen Sie in der Bucht nach, ob ihn die Haie noch nicht gefressen haben.«
Bald darauf ließ sich Admiral Kelly zur Thunderer rudern. In der Kajüte sagte er: »David, Lord Nelson hat sofort ein Gericht aus Neapolitanern gebildet mit dem Grafen Thurn, einem erbitterten Feind Caracciolos, als Vorsitzendem. Alle Bitten um ein britisches Gericht wurden abgelehnt. Ich zweifle nicht an einem baldigen Todesurteil.«
»Aber Hugh, das ist doch eine Angelegenheit der Neapolitaner. Was hat Nelson damit zu tun? Warum beruft er ein neapolitanisches Gericht auf seinem Flaggschiff ein?«
»Caracciolo hat als Kommodore der französischen Vasallenflotte auch auf britische Schiffe schießen lassen.« Kelly hob die Hand, als er sah, daß David ihm ins Wort fallen wollte. »Ich weiß selbst, David, daß das kein Grund für ein neapolitanisches Gericht wäre. Aber es geht doch hier auch nicht um das Gericht. Es geht um einen Vorwand für eine Hinrichtung, das ist alles. Ich schäme mich, britischer Flaggoffizier in Neapel zu sein.«
David faßte einen Entschluß. »Hugh, wenn du mir morgen früh deine Auffassung über die Geschehnisse in Neapel niederschreibst, ohne Anrede, nur als Gedankennotiz, dann kann ich dafür sorgen, daß sie dem Ersten Lord und dem Ersten Seelord zur Kenntnis gebracht werden.«
Kelly blickte David nachdenklich an. »David, das ist ein gefährlicher Weg. Nelson ist der Liebling des Volkes. Daran kann auch die Admiralität, nicht einmal die Regierung vorübergehen. Und er ist rachsüchtig. Wenn er erfährt, daß du über ihn Berichte schreibst, wird er dich vernichten. Aber wenn du das mit deinem Namen riskierst, dann will ich mich nicht um eine Notiz drücken.«
David hatte gerade Mittag gegessen und hing ein wenig seinen Gedanken nach. Da klopfte es an seiner Tür. Ärgerlich rief er: »Was ist denn los?« Der Reverend trat ein. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Sir. Ich war bei den Polaccas und habe Brot gebracht. Die Gefangenen erhalten ja keine Verpflegung. Da hat mich der Pfarrer des Flaggschiffs angerufen und mir mitgeteilt, daß Prinz Caracciolo mit Stimmenmehrheit des Gerichts zum Tode durch
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