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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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dir gnädig sein.«
    Jetzt schien Lewis zu erfassen, daß er sterben mußte. Die Augen traten hervor, er öffnete den Mund zu einem furchtbaren Schrei, aber da kniete Reverend Pater schon neben ihm, legte ihm die Hände ineinander und betete: »Vater im Himmel, vergib deinem Kind John Lewis seine Schuld. Nimm es in dein Himmelreich auf. Vater unser, der du bist …«
    Lewis war still geworden, sah ihn mit großen Augen an und bewegte die Lippen. Dann fiel sein Kopf zur Seite, und er war tot.
    Sie hatten am nächsten Vormittag die Bucht der Schönheit und der Leiden schon viele Meilen hinter sich gelassen, als die Mannschaft zur Beisetzung von Lewis antrat. Der Reverend sprach von Schuld, Sühne und der Gnade Gottes, und sie übergaben seinen Körper der See. Besondere Rührung war nicht zu spüren.
    »Die Kerle taugten nichts«, sagte der Bootsmann zum Stückmeister. »Und dämlich waren sie obendrein. Jeder hatte doch gesehen, daß der Pöbel schon einige Tage lang die Haie mit Leichen angefüttert hatte. Wie kann da einer an Land schwimmen wollen?«
    Auch David machte sich nicht viel Gedanken um den Verlust. Er stand mit Mr. Watt am Kartentisch und besprach ihre möglichen Operationen. »Die Franzosen in Italien sind stark unter Druck, weil die Russen und Österreicher über die Schweiz nach Oberitalien vorgestoßen sein sollen. Sie ziehen alle ihre Truppen nach Norden zurück. Sobald Capua gefallen ist, will Nelson in Richtung Rom vorstoßen. Wenn die Franzosen zur See Verstärkungen bringen wollen, können sie nur durch die Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien vorstoßen oder aus dem Ligurischen Meer an Bastía vorbei. Ich möchte zuerst die Straße von Bonifacio kontrollieren.«
    Mr. Watt nickte und fügte hinzu: »Schade, daß die Falcon jetzt nicht bei uns ist. Wenn wir bei Bonifacio nichts finden, Sir, müßten wir wohl erst ostwärts nach Civitavecchia segeln, damit uns da keiner durchrutscht, ehe wir nach Norden vorstoßen.«
    »Einverstanden, Mr. Watt. Und nun müssen wir die Leute wieder ordentlich drillen, damit wir unsere Standards erreichen. Morgen könnten wir auf Scheiben schießen, und dann suchen wir uns wieder eine Küstenbatterie zum Üben.«
    »Hoffentlich ist der Brocken nicht zu groß, Sir«, lachte Watt.
    Die Thunderer segelte unter französischer Flagge, und außer den Fischerbooten an der italienischen Küste hatten sie noch nichts gesichtet. In der Offiziersmesse kam schon Ungeduld auf. »Nun könnte bald was in Sicht kommen«, meinte Leutnant Campbell.
    »Was hättest du denn gern?« foppte ihn Leutnant Faulkner. »Die französische Flotte oder ein Schatzschiff?«
    »Dämliche Frage«, maulte Campbell.
    Leutnant Shield, der gerne aß, was man ihm ansah, mischte sich ein. »Die jungen Herren sind immer so ungeduldig, irgend etwas wird schon in Sicht kommen. Solche Unruhe beim Essen ist gar nicht gesund.«
    Shield behielt recht. Es kam etwas in Sicht. Zwei Segel liefen vor ihnen mit Kurs auf Rom. Eines der Schiffe war eine Brigg, das andere, windwärts von der Brigg, ein Schoner, der die Segel gekürzt hatte, um der Brigg nicht davonzulaufen.
    David war guter Laune, seitdem er Neapel hinter sich gelassen hatte, und sagte zu Mr. Watt: »Na, wollen wir wetten, daß das ein Kaper ist, der seine Prise nach Ostia bringen will?«
    »Sir, ihre Wettangebote sind etwas einseitig. Meine Wette geht in die gleiche Richtung. Und ich fürchte, keiner hält dagegen.«
    »Dann wollen mir mal sehen, daß wir die beiden nicht verängstigen. Lassen Sie Wäsche aufhängen, Mr. Watt, Hängematten und alles Zeug, was zeigt, daß wir nicht an Kampf denken. Aber in fünf Minuten muß alles wegzuräumen sein. Keine Seesoldaten an Deck!«
    »Aye, aye, Sir«, bestätigte Mr. Watt lächelnd, und auch den Seeleuten schien die Maskerade Spaß zu bereiten. Sie hingen vorn über der Reling und winkten. Einer hockte auf dem Bugspriet und schwenkte ein Tuch. Aber an den Jagdgeschützen knieten die Kanoniere und visierten den Schoner an.
    »Kann einer unserer Musikanten ein französisches Volkslied?« fragte David. Ein Fiedler und ein Pfeifer meldeten sich.
    »Na, dann spielt es doch. Der Wind wird es denen zutragen. Bald ändern wir dann die Melodie.« Die Matrosen lachten.
    Sie kamen tatsächlich auf hundert Meter querab vom Schoner, und niemand schöpfte Verdacht. »Melder!« befahl David. »Das untere Geschützdeck soll die Kanonen fertigmachen zum Ausrennen. Oberes Geschützdeck bereit zur

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