Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
Kapitulationsbestimmungen von sich aus behindert und die Kapitulanten nicht absegeln lassen. Warum nur, Hugh? Er ist doch kein Minister dieses korrupten Hofes? Und wer ist Caracciolo?«
    »Auf die erste Frage kann ich nur auf die uns beiden bekannte Hörigkeit gegenüber Emma Hamilton verweisen, denn ich hoffe sehr, daß das Gerücht nicht stimmt, wonach König Ferdinand ihm das Herzogtum Brontë auf Sizilien mit dreitausend Pfund Jahreseinkommen in Aussicht gestellt hat. Zur anderen Frage: Prinz Caracciolo stammt aus vornehmer neapolitanischer Familie, hat in der britischen Flotte während des amerikanischen Krieges gedient, war Kommandant in der neapolitanischen Flotte, hat den König nach Neapel begleitet, ist dann zurückgekehrt, weil die Franzosen sonst seine Güter beschlagnahmt hätten, hat die neapolitanische Flotte von Frankreichs Gnaden kommandiert und ist jetzt mit seinen fast siebzig Jahren auf der Flucht.«
    David überlegte einen Moment. »Dann ist aber unbestritten, daß er seinen König verraten hat.«
    Kelly hob die Schultern. »Es sieht so aus, aber ich weiß nicht, ob er gezwungen wurde oder welche Motive er hatte.«
    Als sich David zur Thunderer zurückrudern ließ, riefen ihm die Gefangenen von den Polaccas nach: »Engländer Verräter, Engländer Mörder!« Die Ruderer sahen, wie er die Zähne zusammenbiß und starr geradeaus blickte.
    An Bord seines Schiffes fand er den Flaggleutnant Lord Nelsons vor. Er sollte im Auftrag des Admirals fragen, ob David ein größeres Kontingent seiner Seesoldaten abordnen könne, das mit anderen nach Capua marschieren solle, um die Stadt zu belagern und von den Franzosen zu befreien.
    »Setzen Sie sich doch, Mr. Brown. Möchten Sie einen Port, einen Kaffee oder einen Fruchtsaft, während ich auf die Karte schaue?«
    Der Leutnant ließ sich von Edward Crown, Davids Diener, einen Kaffee reichen, während David auf die Karte sah und überlegte. Capua lag knapp fünfzig Kilometer landeinwärts. Wenn er seine Seesoldaten dorthin schickte, war er unlösbar in Nelsons neapolitanisches Abenteuer verstrickt und konnte seinen Auftrag in der Adria nicht ausführen.
    »Bitte bestellen Sie Seiner Lordschaft, daß es mir die Befehle der Admiralität nicht gestatten, Seesoldaten außerhalb der Sieben Inseln so weit landeinwärts zu senden. Ich habe das Verlassen meines Operationsgebietes den Lords der Admiralität gegenüber mit der Gefahr durch die französische Flotte gerechtfertigt. Wenn Seesoldaten der Thunderer hier in Neapel gegen die Franzosen eingesetzt werden sollten, so könnte ich das verantworten.«
    Wenige Stunden später kam ein Major der Seesoldaten vom Flaggschiff, um mit David und Hauptmann Ekins den Einsatz von Seesoldaten bei der Belagerung von Fort St. Elmo zu besprechen. Kapitän Troubridge würde die Belagerung leiten.
    An diesem Nachmittag erlaubte David gruppenweise für ausgesuchte Seeleute auch den Landgang. Aber sie mußten bewaffnet sein. Kaum waren sie von Bord, da bedauerte David diese Entscheidung. Am Kai vor dem Arsenal wurden Galgen aufgestellt. Eine Menschenmenge sammelte sich auf dem Platz vor ihnen.
    Dann schleppten neapolitanische Soldaten mit ihren dunkelblauen Hosen, roten Jacken, schwarzen Schultergurten und Tschakos etwa zwei Dutzend Männer und einige Frauen heran. Die Soldaten drängten die johlende Menge zurück, Trommeln wurden geschlagen und die ersten fünf Gefangenen zum Galgen geführt. Als ihre Körper zuckend am Seil hingen, schrien die Gefangenen auf den Polaccas wieder laut: »Engländer Mörder! Engländer Verräter!«
    David wandte sich ab und schrie die Seeleute an der Reling an, die gafften: »Geht an eure Arbeit!« Er schaute mit dem Teleskop zum Flaggschiff und sah, wie dort Lord Nelson die Exekutionen beobachtete. Welcher Dämon hatte nur von ihm Besitz ergriffen? Neben ihm standen Sir Hamilton und Lady Emma.
    »Es ist vorbei, Sir«, sagte eine leise Stimme neben ihm. Es war Reverend Pater, der mit gefalteten Händen zur Hinrichtungsstätte blickte. »Möge Gott uns diese Verbrechen nicht anlasten.«
    »Amen«, fügte David hinzu, und dann hörten sie, wie die Gefangenen auf den Polaccas wie ein riesiger Chor ein Lied sangen. »Es ist ein Lied, das die Katholiken gern bei Beerdigungen singen, Sir«, erklärte der Reverend. »Sie befehlen Gott die Seelen der Toten.«
    Die Landgänger waren am Abend alle zurückgekehrt. Einige waren stockbesoffen, wie der Bootsmann schimpfte. Andere waren bedrückt und erzählten, wie

Weitere Kostenlose Bücher