Der Kampf um die Sieben Inseln
Sie die erste Wahl sind. Könnten Sie das mit Ihren Anweisungen verbinden?«
»Jawohl, Mylord. Ich werde morgen früh unverzüglich auslaufen.«
»Das ist für mich eine große Erleichterung. Ich nehme an, daß Sie in etwa zehn Tagen Bericht erstatten können. Ach, da fällt mir noch ein: Ich hörte kürzlich, daß Sie mit dem Herzog von Chandos, dem Ersten Seelord, befreundet sind. Trifft das zu?«
»Jawohl, Mylord. Wir waren anno achtzig gemeinsam Leutnants auf der Surprise im Kanal. Damals hatte er den Herzogtitel noch nicht geerbt.«
»Nun, das ist ja eine lange Freundschaft. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Erkundung, Sir David.«
»Ergebensten Dank, Mylord.«
Als David wieder zurück in seine Gig stieg, fiel ihm auf, daß Nelson gar nicht gefragt hatte, warum er um ein Gespräch nachgesucht hatte. Nun, es hatte sich erledigt. Er wollte weg aus Neapel, und Nelson wollte ihn forthaben, weil er von der Freundschaft zum Ersten Seelord erfahren hatte und einen solchen Zeugen nicht in Neapel gebrauchen konnte.
Auf der Thunderer ließ David sofort die Offiziere und die wichtigsten Deckoffiziere in seine Kajüte rufen und eröffnete ihnen, daß sie morgen früh zur Aufklärung in Richtung Leghorn (Livorno) auslaufen würden. Die Nachricht löste überall Freude aus, wie er den Gesichtern ansah. »Leutnant Campbell wird sofort mit einem schriftlichen Befehl, den Mr. Ballaine ausfertigen wird, Hauptmann Ekins und alle Seesoldaten auf unser Schiff zurückholen. Alle anderen werden in ihren Verantwortungsbereichen dafür sorgen, daß wir auslaufbereit sind. Wenn Sie Anforderungen haben, die ich gegenzeichnen muß, teilen Sie mir das bitte sofort mit.«
Die Besatzung schien auch froh über den neuen Auftrag zu sein, der sich bald herumsprach. »Das war vielleicht 'ne Scheißstadt, dieses Neapel. Wenn de an Land warst, haben se dich mit der einen Hand umarmt, mit der anderen einen Rebellen abgeschlachtet, und nie wußte man, ob se einem nich das Messer in den Rücken stoßen. Und dreckig sind se ooch und geben dir gepanschten Gin für teures Geld.«
Aber nicht alle waren froh. Lewis, der degradierte Maat, der das Wachboot vor Zakynthos kommandiert hatte, steckte mit ein paar anderen die Köpfe zusammen und heckte einen Plan aus. Bootsmann Jenkins sah sie und trieb sie an die Arbeit.
David ließ sich am Abend noch zu Hugh Kelly übersetzen, um sich zu verabschieden. »Du Glücklicher«, sagte Kelly. »Hoffentlich kann ich auch bald hier weg. Ich wünsche dir alles Gute. Vielleicht erwischst du ein paar Prisen.«
»Das würde die Stimmung der Besatzung heben. Aber ich muß dir noch berichten, was Nelson sonst sagte.« Und er erzählte von der Erwähnung des Ersten Seelords.
»Wer ihm das wohl gesteckt haben mag? Nelson weiß, daß er auf schmalem Grad wandert. Da soll die Admiralität nicht so genau unterrichtet werden. Ich hoffe nur für ihn und für England, daß er bald wieder zur Vernunft kommt und wie vorher der große Flottenführer ist.«
»Darauf können wir anstoßen«, sagte David, und sie hoben ihre Gläser.
Mitten in der Nacht wurde David durch Geräusche, Rufe, Befehle und Angstschreie geweckt. Alex stand an der Tür zur Heckgalerie und schlug an. David öffnete die Tür, trat hinaus und sah, daß eines ihrer Boote nach achtern ruderte, wo fürchterliche Schreie aus dem Wasser ertönten. Die Ruderer schlugen mit Bootshaken ins Wasser und zogen schließlich etwas ins Boot.
Bevor sie zurückkehrten, hatte sich David einen Mantel übergezogen und war an Deck gegangen. »Was war los, Mr. Everett?« fragte er den Wachhabenden.
»Sir, die Wache hörte im Wasser Schreie. Ich sah achtern drei Schwimmer. Einer kämpfte anscheinend mit einem Hai. Ich ließ sofort ein Boot besetzen, um Deserteure zurückzuholen oder Seeleute in Not zu retten. Aber sie haben wohl nur einen fassen können, Sir.«
Sie schleppten einen Mann an Deck. Es war Lewis, der degradierte Maat. Sein linkes Bein war so hoch am Körper abgetrennt, daß man es gar nicht mehr abbinden konnte. Der Schock war so groß, daß er anscheinend keinen Schmerz fühlte und die Schwere der Verletzung nicht begriff.
»Mit wem wolltest du desertieren, Mann?« fragte David.
»Mit Jason und Wallis. Aber die können Sie nicht mehr prügeln lassen, und ich pfeife auf Ihre Peitsche und Ihr Mistschiff. Fahren Sie zur Hölle!«
»Holt den Pfarrer!« befahl David. »Und du Lewis, laß das Fluchen! Du wirst bald vor einem höheren Richter stehen. Möge er
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