Der Kannibalenclan
Bad gesperrt.
Da schrien sie noch lauter, aber als ich den Hund dazusperrte, war es gleich ganz ruhig.«
»Hatten Sie nicht Angst, dass jemand die Schreie hören könnte?«
»Nein, warum? Das kleine Badfenster ist verschlossen gewesen. Und wenn es einmal zu laut wurde, ging ich hinein.
Dann waren sie gleich wieder ruhig.«
»Und was haben Sie dann mit den Mädchen gemacht?«
»Na, was werde ich schon mit ihnen gemacht haben?«, fragt Sascha zurück, und der Stolz in seiner Stimme ist kaum zu überhören.
»Haben sich die Mädchen nicht gewehrt?«
»Anfangs schon ein wenig, aber das half ihnen nichts. Bei mir bekamen sie die Prügel, die sie zu Hause hätten bekommen sollen. Und wenn es mir zu bunt wurde, habe ich sie vom Hund beißen lassen, der tut das nämlich ganz gern. Dann sind sie wieder tagelang mit Klopapier über den Wunden rumgelaufen.«
»Haben Sie die Mädchen oft geschlagen?«
»Na klar, die brauchten es ja jeden Tag. Oft auch mehrmals am Tag. Sie mussten doch lernen, dass sie tun, was man ihnen sagt. Das kennen diese Schlampen doch nirgendwoher.
Irgendjemand muss sie doch erziehen. Dauernd auf der Straße… von wegen!« Sascha ist sichtlich aufgeregt, fuchtelt mit den Armen in der Luft herum, gestikuliert. Offensichtlich ist er selbst von seinen Worten sehr überzeugt.
Unbeeindruckt macht der Staatsanwalt weiter.
»Haben Sie die Mädchen mit der Hand geschlagen?«
»Nein, nur selten, und dann mit der Faust. Meistens nahm ich meinen Stock, den ich mir eigentlich für den Hund zugelegt hatte. Aber die Mädchen brauchten die Schläge ohnehin viel dringender als er.«
»Waren die Mädchen Tag und Nacht im Bad?«
»Die meiste Zeit schon. Außer wenn meine Mutter oder meine Schwester aufs Klo mussten oder baden wollten. Da nahm ich sie mit auf mein Bett. Dann mussten sie zeigen, was sie konnten. Doch die waren ja noch viel zu blöd dazu, ich musste ihnen erst einmal alles beibringen.«
»Waren die drei Mädchen, von denen wir sprechen, noch Jungfrauen?«
»Ja, die schon.«
»Dann können sie ja so verdorben nicht gewesen sein, wie Sie behaupten.«
»Doch, doch… die haben alle gern mitgemacht, ich glaube ganz fest, dass sie Spaß hatten. Sie haben ja auch schnell gelernt, die Luder.«
Der Staatsanwalt muss sich sichtlich beherrschen, diesem Mann zuzuhören, der seelenruhig erzählt, welche Pein die jungen Mädchen über sich ergehen lassen mussten. Die Sekretärin starrt nur noch auf ihren Block und notiert jede Aussage; sie kann und will dem Häftling nicht mehr in die Augen sehen.
»Bekomme ich heute gar keine Zigaretten, Herr Staatsanwalt? Gerade heute, wo ich Ihnen so viel erzähle?«
»Sie wissen doch, ich bin Nichtraucher, ich habe keine Zigaretten dabei.«
»Dann erzähle ich auch nichts mehr, wenn ich keine Zigaretten bekomme.«
Als würde Sascha seine Drohung wahr machen wollen, steht er auf. Doch die beiden Polizisten hinter ihm drücken ihn wieder auf seinen Stuhl. Einer der Polizisten sagt, er habe Zigaretten dabei und Sascha könne welche haben. Nachdem der Staatsanwalt sein Einverständnis gegeben hat, reicht er Sascha die Packung. Der nimmt sich eine Zigarette heraus und steckt die Packung in seine Jackentasche. Verdutzt blickt der Polizist auf die Tasche, rührt sich aber nicht.
»Sagen Sie uns doch einmal, war es für Sie von besonderem Reiz, dass die Mädchen noch so jung waren?«
»Nein, Herr Staatsanwalt, das war es nicht. Aufregend war, dass es drei auf einmal waren, das hatte ich nämlich noch nicht gehabt. Sie glauben gar nicht, was man da alles sieht. Jede ist doch anders von diesen Schlampen. Das hat mich ganz besonders gereizt.«
»Was soll das heißen, jedes Mädchen war anders, es waren doch allesamt junge Mädchen?«
»Ach was, Sie haben doch gar keine Ahnung. Jeder Mensch ist anders, wenn er Angst hat. Angst um das eigene Leben verändert die Menschen… da ist keiner mehr wie der andere.«
»Das verstehe ich nicht ganz. Wussten die Mädchen denn schon von Anfang an, dass sie sterben müssen?«
»Von der ersten Minute an wussten sie es. Ich habe ihnen doch immer wieder gesagt, dass sie nett zu mir sein müssen, wenn sie nicht lange leiden wollen. Ich habe ihnen auch gesagt, dass sie Schmerzen leiden müssen, wenn ich nicht zufrieden mit ihnen bin. Eine von ihnen – ich glaube, es war Anastasia –
wollte einmal nicht so, wie ich wollte, da habe ich sie vor den anderen Mädchen in die Badewanne gelegt und ihr den Oberschenkel aufgeschnitten.
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