Der Kannibalenclan
haben.«
»Vielleicht… aber da hätte das Heizungsrohr im Haus nicht platzen und Sie hätten nicht die ganze Wohnung auf den Kopf stellen dürfen«, gibt Sascha zu verstehen.
»Mir wäre es lieber gewesen, das Rohr wäre schon viel früher geplatzt. Dann könnten viele Mädchen noch leben«, gibt der Staatsanwalt seine Meinung kund.
»Ach was, in unserer heutigen Gesellschaft haben doch schon Kinder Geschlechtskrankheiten. Es gibt in unserer Stadt hunderte von Prostituierten, die noch nicht einmal zehn Jahre alt sind. Wissen Sie, wie viele drogensüchtige Mädchen sich auf unseren Straßen herumtreiben? Das wollte ich nicht zulassen, dagegen wollte ich kämpfen. Verwahrloste Jungen und Mädchen finden Sie an jeder Ecke, und sie haben nur eines im Sinn: Leute auszurauben und auf den Strich zu gehen. Die neue Freizügigkeit in unserem Land ist doch an allem schuld, bei uns herrscht nur noch Gewalt und Korruption. Alle Politiker wirtschaften doch nur in ihre eigene Tasche. Wie viele Menschen sterben ihretwegen, allein in unserer Stadt.
Wenn die Politiker nicht nur an sich denken würden, gäbe es all diese Schweinereien nicht. Aber was soll man machen?«
»Und Sie wollten das Übel der Stadt bekämpfen, indem Sie die Mädchen in Ihre Wohnung locken, sie vergewaltigen, als Sexsklavinnen halten, töten und essen?«
Der Staatsanwalt blickt Sascha an. Er kann nicht glauben, was er da gerade gehört hat – dieser Unhold schiebt den Grund für seine Taten ganz weit weg.
»Ja, das ist richtig«, und dabei grinst Sascha scheu.
»Nun, bei den drei Mädchen, oder was von ihnen noch übrig war, als wir in Ihre Wohnung eindrangen, hat die Gerichtsmedizin nicht festgestellt, dass sie drogensüchtig waren«, entgegnet der Staatsanwalt.
»Ach was, was wissen die denn schon. Natürlich haben sie bei mir keine Drogen bekommen, und nachdem sie so lange Zeit bei mir waren, konnten sie auch keine Spuren von Drogen mehr in sich haben.«
»Die Eltern der Mädchen haben mir etwas anderes erzählt.
Sie sagten alle, dass ihre Kinder noch nie Drogen genommen hätten.«
»Was wissen die denn schon!«, höhnt Sascha. »Bis die mitbekommen, was bei ihren Kindern abläuft, sind die längst schon abhängig.«
»Gut, lassen wir das vorerst. Kommen wir zu den Mädchen, die wir in Ihrer Wohnung vorgefunden haben. Wie sind sie in Ihre Wohnung gekommen?«
»Herr Staatsanwalt, ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Ihnen nichts erzählen werde, was meine Mutter in irgendeiner Weise belasten kann.«
»Dann ist also die Version Ihrer Mutter richtig. Sie sagte, sie habe die drei Mädchen auf der Straße gesehen, sie wollten sich gerade Batterien für ihr Kofferradio kaufen. Sie habe die drei gebeten, ihr beim Tragen ihrer schweren Einkaufstasche zu helfen, weil sie so starke Rückenschmerzen habe.«
»Wenn sie’s so gesagt hat, wird’s schon stimmen.« Sascha entspannt sich etwas und beginnt zu erzählen: »Ich hatte sehr viel Zeit, Sie wissen ja, ich war arbeitslos, und da bin ich halt durch die Straßen gelaufen. Ich war auch viel im Bahnhof. Da laufen sie doch alle rum, diese Huren. Wenn mir eine gefallen hat, habe ich sie mir genommen.«
»Waren das nur Mädchen, die Sie mit nach Hause genommen haben?«
»Ja, das waren nur Mädchen, ich bin doch nicht schwul.«
»Da hat uns aber der elfjährige Ljoscha etwas anderes erzählt. Er sagte – ich lese Ihnen seine Aussage vor: ›Sascha trieb sich überall herum, wir kannten ihn alle. Einmal ist er auf mich zugegangen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen würde, aber ich bin weggerannt, weil ich Angst hatte.‹ Was sagen Sie dazu, Sascha?«
»Was soll ich sagen, ich kann Ihnen nur immer wieder sagen, dass mich nur Mädchen interessiert haben. Sie haben doch auch keinen einzigen Jungennamen in meinen Notizen gefunden. Ich hätte mir das schon aufgeschrieben, wenn ein Junge dabei gewesen wäre.«
»Also keine Jungen?«
»Nein. Ganz sicher nicht«
»Zurück zu den drei Mädchen Jewgenija, Olga und Anastasia, die wir in der Wohnung vorfanden. Erzählen Sie uns, wie hat sich das abgespielt, als die drei Mädchen plötzlich die Wohnung betraten?«
»Ich war gerade im Flur mit meinem Hund, als die Mädchen hereinkamen. Ich erinnere mich genau.« Dabei muss er lachen.
»Bei einem der Mädchen hat mein Hund gleich zugebissen.
Die anderen haben geschrien, da hat er sie auch gleich gebissen. Die Mädchen weinten, obwohl er gar nicht so fest zugeschnappt hatte. Da habe ich sie alle drei ins
Weitere Kostenlose Bücher