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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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beschäftigt, um Papst Bonifatius eindringlich um das Recht zu bitten, hier Wahlen abzuhalten. Er hat seinen Hofstaat aus Westminster abgezogen; die Krone hat kein Geld, um Maurer und Gärtner zu bezahlen. Ich glaube nicht, daß er weiß, wie schlimm die Lage hier wirklich ist. Wenn diese Angelegenheit erledigt ist, wird er Aufklärung bekommen.«
    »Den anderen ist es auch gleichgültig«, ergänzte Cade. »Für die reichen Bürger ist Westminster ein Dorf, und die Bischöfe von Canterbury und London sehen nur zu gern, daß es verfällt.« Sie kamen zwischen den Obstbäumen hervor. In einer kleinen Umfriedung, deren Zaun aber umgestürzt war, standen die geschwärzten Ruinen von Pater Benedicts Haus. Corbett ging langsam um das Gebäude herum. Es war nicht aus Fach werk, sondern aus behauenen Steinen erbaut; sonst wäre davon nichts als ein Haufen Asche übriggeblieben. Corbett betrachtete das holzgerahmte Fenster, das hoch in der Wand lag, sicher mannshoch über dem Gemüsegarten.
    »Das ist das einzige Fenster?« fragte er.
    »Ja.«
    »War es ein Strohdach oder ein Ziegeldach?«
    »Oh, es war mit roten Ziegeln gedeckt.«
    Corbett ging zur Haustür, die immer noch schief an den stählernen Angeln hing. Sie war aus Eichenholz, etwa zwei Zoll dick und mit Eisenbeschlägen verstärkt.
    »Und es gab nur diese Tür?«
    »Ja! Ja!«
    Corbett stieß sie auf, und sie betraten die rußgeschwärzte Ruine; der beißende Geruch von verbranntem Holz und altem Qualm ließ sie die Nase rümpfen.
    Das Innere des Hauses war völlig ausgebrannt, die einst weißgekalkten Wände schwarz verrußt. Der gemauerte Herd am hinteren Ende zerfiel zu bröselnden Steinen.
    »Ein einfaches Haus«, murmelte Corbett. »Pater Benedicts Bett muß dort hinten in der Ecke gestanden haben, neben dem Kamin. Stimmt’s?«
    Warfield nickte.
    »Wahrscheinlich hat er hier gegessen, geschlafen und studiert?«
    »Ja, Master Corbett. Es gab nur dieses eine Zimmer.«
    »Und auf dem Fußboden?«
    »Wahrscheinlich Binsenstreu.«
    Corbett ging in die nächste Ecke und stocherte in der Asche auf dem Boden. Er hob ein wenig verkohltes Reisig auf und zerrieb es zwischen den Fingern. Ja, das waren Binsen; wahrscheinlich waren sie sehr trocken gewesen und dürften deshalb leicht Feuer gefangen haben.
    Er trat in die Mitte des Raumes und betrachtete die Wand unter dem Fenster, wo das Feuer heftig gebrannt hatte; der Fensterrahmen war zu schwarzer, fedriger Asche verkohlt. Die Flammen hatten tiefe, schwarze Male in der Wand hinterlassen und auf dem Boden alles in pulvrigen Staub verwandelt, Corbett ging zum Kamin und zu den Überresten des Holzbettes. Eine Zeitlang blieb er dort stehen, ohne sich um das ungeduldige Murren seiner Gefährten zu kümmern, und scharrte mit dem Stiefel in der Asche.
    »Bring mir einen Stock, Ranulf!«
    Der Diener lief hinaus in den Obstgarten und kam mit einem langen Eibenholzzweig zurück, den er mit seinem Dolch glattgestutzt hatte. Corbett fing an, damit in der Asche herumzustochern, und bohrte auch in der festgestampften Erde herum. Dabei blieb er auf einer Linie, die vom Bett zum Fenster führte, und dann kam er zur Tür, wo die anderen standen.
    »Pater Benedict wurde ermordet«, erklärte er.
    Der Sakristan schnappte nach Luft.
    »O ja, Bruder Adam. Erzählt mir noch einmal, was passierte, als Ihr versuchtet, die Flammen zu löschen.«
    »Nun, wir konnten nicht an die Tür herankommen, weil die Hitze so stark war. Wir schleuderten eimerweise Wasser an die Mauern und durch das Fenster. Etwas anderes konnten wir nicht tun.«
    »Und dann?«
    »Die Flammen erloschen, und wir brachen die Tür auf.«
    »Sie war noch verschlossen?«
    »Ja, aber sie hing lose in den Angeln.«
    »Und dann fandet Ihr Pater Benedicts halbverkohlten Leichnam.«
    »Gleich hinter der Tür, und die tote Katze lag neben ihm.« Der Sakristan schüttelte den Kopf. »Aber ich sehe nicht ein, wieso er ermordet worden sein soll. Die Tür war verschlossen, und es gab nur einen Schlüssel. Pater Benedict dürfte ja kaum jemandem die Tür geöffnet haben, damit dieser hereinkommen, ein Feuer anzünden, Weggehen und die Tür hinter sich abschließen konnte!« Der Sakristan lächelte triumphierend, als habe er soeben einen Syllogismus von brillanter Klarheit vorgetragen.
    »Der Mörder war nicht im Haus«, antwortete Corbett. »Wenn das Feuer in der Nähe des Herdes ausgebrochen wäre, dann wären die Flammen dort am wildesten gewesen. Aber seht Euch die Wand unter dem Fenster

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