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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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biß sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Lady Somerville konnte auch einen anderen Skandal gemeint haben, vielleicht etwas, das sie in Westminster mitbekommen hatte. War ihr Mörder überhaupt der Hurenschlächter? Oder war es jemand anderes, der nur diesen Anschein erwecken wollte?
    Viertens: Pater Benedict. Was hatte ihn so beunruhigt? Warum hatte er Cade diese geheimnisvolle Nachricht geschickt? War es nicht merkwürdig, daß es Cade nicht gelungen war, ihn zu finden und die Wahrheit hinter den Sorgen des Priesters zu ergründen? Und hatte der Mord an Pater Benedict etwas mit dem Tod der Prostituierten zu tun?
    Fünftens: Richard Puddlicott. War dieser Erzbetrüger in einen von de Craons raffinierten Plänen verwickelt? Hatte das etwas mit den Mordfällen zu tun, die Corbett zu untersuchen hatte? Corbett lehnte sich zurück, und all die verschiedenen Möglichkeiten schwirrten ihm im Kopf herum.
    »Wie viele Geheimnisse haben wir hier?« murmelte er. »Eins, zwei oder drei? Und steht jedes für sich, oder gehören sie alle zusammen?«
    »Hugh!«
    Er fuhr herum. Maeve stand mit schlaftrunkenen Augen in der Tür. Sie sah aus wie ein Gespenst in der weißen Wolldecke, in die sie sich gehüllt hatte. Auf Zehenspitzen kam sie heran und gab ihm einen Kuß auf den Scheitel.
    »Du führst Selbstgespräche«, sagte sie leise.
    »Das tue ich immer.« Er sah zu ihr hoch. »Ist Ranulf schon auf?«
    »Er schläft tief und fest. Man hört ihn schnarchen wie ein Eher, unten an der Treppe. Er und Maltote waren gestern nacht unterwegs. Sag nichts, Hugh, aber ich glaube, unser Ranulf ist verliebt.«
    Corbett lächelte, obwohl sich sein Magen zusammenzog.
    »Hugh, weißt du, wer es ist?«
    »Nein«, log er. »Du kennst doch Ranulf, Maeve. Sein Liebesleben ist verwickelt und kompliziert wie eine von deinen Stickereien.«
    Maeve wandte sich ab. »Ach, übrigens«, sagte sie über die Schulter, »Maltote hat mir eine Nachricht gebracht. Mein liebster Onkel, Lord Morgan, wird binnen einer Woche hier bei uns sein.«
    Corbett wartete, bis die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte. »O Gott«, seufzte er. »Ranulf liebt Lady Mary Neville und wird irgendeine Torheit begehen, und Onkel Morgan wird die ganze Sache nur noch schlimmer machen.«
    »Ich habe doch gesagt, du sollst keine Selbstgespräche führen. Es ist also Lady Mary Neville!«
    Corbett fuhr herum. »Du kleine Füchsin!« rief er. »Ich dachte, du wärst gegangen!«
    »Lady Mary Neville.« Maeve machte runde Augen. »Ich habe schon von ihr gehört. Ranulf wird ehrgeizig. Wer weiß«, sagte sie und schlüpfte hinter die Tür, bevor Corbett etwas nach ihr werfen konnte, »wer weiß, vielleicht wird er als nächstes noch eine walisische Prinzessin umwerben!«
    Corbett grinste und wandte sich wieder seinen Notizen zu. Er dachte an sein Gespräch mit Cade und kratzte sich zornig am Kopf. Er hatte nach einem Muster gesucht, aber wenn es eines gab, weshalb war es dann durchbrochen worden? Er griff nach dem Federkiel.

    Item eins : de Craon — welche Rolle spielte er?
    Item zwei: Wo war Puddlicott? Warum erschien er erst in Paris, dann in London? Was trieb er? Bestand eine Verbin’ dung zwischen ihm und de Craon? Hatte einer oder hatten beide etwas mit den Morden zu tun?
    Item drei: Was hatte Cade zu verbergen?
    Item vier : Was hatte Warfield, der Sakristan, zu verbergen?
    Item fünf: Was hatte Lady Somerville mit ihrer kryptischen Bemerkung über Mönche und über etwas Böses in Westminster gemeint? Hatte sie sich Pater Benedict anvertraut? War dieselbe Person für beider Tod verantwortlich?
    Item sechs: War ihr Mörder derselbe, der die Prostituierten umbrachte? Wenn ja, dann mußte er in der Woche, die mit dem 11. Mai begonnen hatte, sehr beschäftigt gewesen sein. Dann hatte er an drei aufeinanderfolgenden Abenden Lady Somerville, Pater Benedict und die Hure Isabeau ermordet. Item sieben: Das letzte Mordopfer, Agnes, deren Leichnam er gesehen hatte. Sie war vor zwei Tagen umgebracht worden, als Corbett gerade auf dem Rückweg in die Stadt gewesen war. Ihr Tod war auf den zwanzigsten gefallen, nicht auf den dreizehnten. Warum?

    Corbett fröstelte es. Hatte Cade recht? Gab es da wirklich ein Muster? Jagten sie einen, zwei oder sogar drei Mörder?

SIEBEN

    E ine Stunde später verließ ein mürrischer, von Unbehagen erfüllter Corbett das Haus und gelobte sich im stillen, ein Wörtchen mit Ranulf zu reden, der immer noch die Folgen seiner nächtlichen Sauferei

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