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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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dann?«
    »Der Teufel kommt heran. Ich höre ein Messer sausen, und der Teufel ist weg.«
    »Wie sah der Teufel aus?«
    »Oh, er trug einen Mantel und große schwarze Sandalen an seinen knorrigen Füßen.«
    »Sandalen?« rief Corbett und sah Ranulf an. »Einer unserer Mönchsfreunde!«
    »O nein!« widersprach der Bettler. »Es war Satan, der Höllenfürst, denn er flog davon, und seine mächtigen Fledermausflügel flatterten in der Nachtluft.«
    Corbett seufzte und gab ihm die restlichen Münzen.
    »Zu schön, um wahr zu sein«, knurrte er. »Komm, Ranulf, wir haben genug gehört.«
    Corbett und Ranulf kehrten durch die dunkle Stadt zur Bread Street zurück. Sie fanden den Haushalt in Aufruhr. Maltote war zurückgekehrt, und er und Ranulf fielen einander um den Hals wie zwei lange getrennte Brüder. Corbett verdrehte die Augen; er küßte Maeve und die kleine Eleanor, die mit großen, aufgeregten Augen zu ihm aufblickte, und dann ging er die Treppe hinauf in seine Schlafkammer. Maeve folgte ihm mit einem Becher Wein und setzte sich neben ihn aufs Bett.
    »Es ist dunkel da draußen«, sagte Corbett müde. Er schaute zum vergitterten Fenster hinüber. »Dunkel wie in der Hölle«, fugte er hinzu. »Da geht etwas Böses um, etwas Widerwärtiges, Viehisches. Es ist keine menschliche Bosheit, nicht wie bei de Craon, der die Macht liebt, oder bei Edward, der gern der neue Justinian des Abendlandes wäre.« Corbett griff nach dem Handgelenk seiner Frau. »Du darfst nicht mehr allein ausgehen, schon gar nicht bei Nacht, bis diese Sache aufgeklärt ist!«
    Er stellte den Weinbecher weg, umarmte seine Frau und küßte sie sanft auf den Hals, aber als er aufblickte, drängte die Dunkelheit immer noch ans Fenster.

    Corbett stand zeitig am nächsten Morgen auf und frühstückte im Küchenvorraum. Dann sagte er Griffin, der in der Küche herumstolperte, er wolle nicht gestört werden, und begab sich in seine kleine Schreibstube im hinteren Teil des Hauses. Er holte ein kleines Stück Pergament hervor, glättete es mit einem Bimsstein und fing an, alles, was er wußte, in einer Liste zusammenzufassen.
    Erstens: Sechzehn Prostituierte waren ermordet worden. Jeden Monat war eine gestorben, meistens am dreizehnten. Alle Waren auf die gleiche Art umgebracht worden: Man hatte ihnen die Kehle durchgeschnitten und sie körperlich verstümmelt. Die meisten waren in der eigenen Wohnung gestorben, die letzte allerdings in einer Kirche. Corbett nagte am Ende seines Federkiels. Was wußte er sonst noch? Cade zufolge waren die Opfer alle jung gewesen, Kurtisanen eher als gemeine Straßendirnen. Warum suchte der Mörder sich nur diese aus und nicht die alten Vetteln und die Huren mit den rotgefärbten Haaren, die in den stinkenden Gassen schliefen? Corbett legte den Kopf in den Nacken. Wenn die meisten zu Hause ermordet worden waren, mußten sie ihrem Mörder die Tür geöffnet haben; sie hatten ihn hereinkommen lassen, und folglich mußte es jemand sein, dem sie vertraut hatten. Und wer konnte das sein? Ein Reicher? Ein Kunde, den sie alle gemeinsam hatten? Ein städtischer Beamter? Oder ein Priester? Corbett kratzte sich an der Stirn. Cade hatte berichtet, niemand habe etwas gesehen. Wer war dieser Mörder? Wer konnte hereinschlüpfen wie der Schatten des Todes, stechen, hacken und wieder verschwinden wie ein dämonisches Irrlicht? Und warum immer am dreizehnten? War es ein satanischer Festtag? Bedeutete das Datum etwas? Und warum nur einmal im Monat? Welches Motiv stand dahinter? Corbett dachte an das, was Pater Thomas gesagt hatte, und ihn fröstelte. Er tauchte die Feder in die Tinte und schrieb weiter.
    Zweitens: Lady Somervilles Tod. Sie war draußen unter freiem Himmel getötet worden. Wenn man dem verrückten Bettler glauben konnte — und Corbett mißtraute dem Gefasel des Kerls —, dann mußte Lady Somerville ihren Mörder gekannt haben, denn sie hatte ihn in der Dunkelheit angesprochen. War das ein Hinweis auf den Mörder? Und wieder war Corbett beim gemeinsamen Nenner angelangt. Wen kannte Lady Somerville? Auf wen würde sie im Dunkeln warten? Auf einen Priester? Einen Mönch? Einen städtischen Beamten? Einen Edelmann? Auf jemanden, dem sievertrauen konnte?
    Drittens: Was meinte Lady Somerville mit dem Satz »Die Kutte macht noch keinen Mönch«? War das ein Hinweis auf das Doppelleben des Mörders? War es überhaupt der Mörder, den sie damit meinte? Oder bezog es sich auf das Privatleben eines Priesters oder Mönchs? Corbett

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