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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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aus dem Kopf. »Er nannte sich immer nur Richard!«
    »Halt’s Maul!« fauchte der Sakristan, und sein bleiches Gesicht war vor Angst und Wut verzerrt.
    »Nein, das tue ich nicht!« schrie der Verwalter.
    »Und wie sah er aus?«
    »Das weiß ich nicht.« Der Verwalter rieb sich das Gesicht mit beiden Händen, »Ich weiß es wirklich nicht«, blökte er. »Er kam immer erst abends und hielt sich im Dunkeln. Es sei am besten so, meinte er. Aber er kleidete sich immer wie ein Mönch, mit Kutte und Umhang, und hatte die Kapuze weit ins Gesicht gezogen; und bei den Feiern trug er eine Satyrmaske.«
    »Hatte er einen Bart?«
    »Ja, das wohl. Ich glaube, sein Haar war schwarz.«
    Corbett stand auf und baute sich vor den drei Männern auf. »Ich könnte mir denken, daß Bruder Adam von Warfield weiß, wer er wirklich war. Ja, Master William, Euer Zeremonienmeister nennt sich Richard. Sein voller Name lautet Richard Puddlicott, und er ist ein bekannter Verbrecher. Habt Ihr Euch nie gefragt, weshalb solch ein Mann, ein völlig Fremder, ein Interesse daran haben konnte, Ausschweifungen und Orgien zu veranstalten?«
    »Er kam eines Abends in den Palast«, stammelte der Verwalter. »Ich erzählte ihm, daß ich mich langweilte. Er schlug vor, sich ein bißchen zu amüsieren.« Er warf dem Sakristan einen Seitenblick zu. »Und dann, eines Tages, erfuhr Adam von Warfield davon.« Er zuckte die Achseln. »Den Rest kennt Ihr. Ein paar Mönche kamen dazu.« Er sah Corbett mitleiderregend an. »Wir haben nichts Unrechtes getan«, jammerte er. »Wir wollten niemandem schaden.«
    »Aber dann kam jemand zu dem Schluß, daß die Feste ein Ende haben müßten, und die Huren, die Ihr eingeladen hattet, mußten zum Schweigen gebracht werden.«
    Der Verwalter und Bruder Richard stöhnten entsetzt auf. »Ihr wollt doch nicht sagen...« Bruder Richard fing an zu schreien. »Ihr wollt doch nicht sagen, wir hätten etwas mit den schrecklichen Morden an den Mädchen in der Stadt zu tun!«
    »Doch, das will ich. Und nicht nur damit, sondern vielleicht auch mit dem Mord an Pater Benedict, der von Euren mitternächtlichen Völlereien erfahren hatte, und an Lady Somerville, die ebenfalls Verdacht geschöpft hatte.«
    Adam von Warfield sprang auf, und Corbett trat zurück. Das Gesicht des Mönchs war fahl und angespannt und glänzte von einer feinen Schweißschicht. In seinen Augen glühte die Wut, die in ihm loderte.
    »Niemals!« schnarrte er. »Ich hatte... wir hatten damit nichts zu tun!«
    Corbett setzte sich auf seinen Stuhl und schüttelte den Kopf. »Ich habe Zeugen«, erwiderte er. »Mehrere Augenzeugen haben den Mörder gesehen. Alle sprechen von einem Mann im Gewand eines Benediktinermönchs, ganz ähnlich dem, das Ihr jetzt tragt.« Corbett zog seinen Dolch ein Stück aus der Scheide. »Ich schlage vor, Ihr setzt Euch wieder, Bruder Sakristan.«
    Der Mönch hockte sich zwischen seine beiden Kumpane und ließ Corbett nicht aus den Augen.
    »Nichts davon könnt Ihr beweisen«, knurrte er.
    »Noch nicht, aber vielleicht schon bald.«
    Der Mönch starrte ihn an, und plötzlich verzog er das Gesicht zu einem bösartigen Lächeln.
    »Nein, das könnt Ihr nicht, Sekretär«, wiederholte er. »Beweisen könnt Ihr nur, daß wir unser Gelübde gebrochen haben. Unrecht? Ja, ich gebe zu, es war unrecht. Aber Ihr habt in Anwesenheit eines Zeugen behauptet, man könne uns Hochverrat vorwerfen. Ich bin ja kein Jurist, Master Corbett, aber wenn Unzucht jetzt Hochverrat ist, dann muß jeder Mann in dieser verdammten Stadt verhaftet werden.«
    Corbett erhob sich wieder. »Ich werde meine Vorwürfe beweisen. Master Limmer, Ranulf, Maltote! Kommt her. Zur Tür der Schatzkammer!« Der Sekretär lächelte Warfield finster an. Zu seiner Genugtuung sah er, daß aller hochfahrende Bombast aus der Miene des Mönchs verschwunden war. Er wirkte entkräftet wie ein gebrochener alter Mann.
    »Was habt Ihr vor?« wisperte er.
    Corbett schnippte mit den Fingern und marschierte davon; die drei Gefangenen und ihre Eskorte folgten ihm. Sie gingen ins südliche Querschiff und blieben vor der dicken, eisenbeschlagenen Tür stehen. Corbett zog seinen Dolch, und trotz der Proteste und sorgenvollen Ausrufe seiner Gefährten schlitzte er jedes Siegel auf.
    »Was soll das?« fragte Ranulf leise. »Wir haben doch keinen Schlüssel.«
    »Ach, natürlich!« Corbett fluchte leise; in seiner Aufregung hatte er nicht daran gedacht. »Master Limmer, ich brauche vier von Euren Männern, sie

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