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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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dort oben an die Wand gestellt wird, und ein Stuhl gegenüber. Dann soll Master William von Senche hergebracht werden; er ist wahrscheinlich betrunken.« Corbett schnupperte; es duftete nach Weihrauch. »Dann geht ins Refektorium der Abtei, nehmt den Sakristan Adam von Warfield und Bruder Richard fest und bringt sie her, was immer sie dagegen einwenden mögen. Draußen soll eine bewaffnete Wache aufziehen, und alle Eingänge zur Abtei und zum Palast sind zu verschließen. Niemand darf ohne meine Erlaubnis hinein oder hinaus.«
    »Mit William von Senche gibt es sicher keine Schwierigkeiten«, meinte der Offizier. »Aber die Mönche werfen uns vielleicht Blasphemie vor, unbefugtes Eindringen in Kirchenbesitz und Angriff auf einen geistlichen Orden.« Der Soldat grinste säuerlich. »Ich habe keine Lust, irgendeinen Pfaffen brüllen zu hören, Thomas à Beckets Martyrium werde wiederholt, und ich möchte auch nicht, daß meine Männer nach Strich und Faden verflucht und exkommuniziert werden.«
    »Nichts dergleichen wird passieren«, sagte Corbett. »Dies ist kein Zusammenstoß zwischen König und Kirche, sondern einer zwischen Justizbeamten und erwiesenen Verbrechern.«
    »Es sind Mönche.«
    »Verbrecher sind sie trotzdem, Master Limmer, und das Werde ich beweisen. Ich weiß, wenn die Sache vorüber ist und der König erfährt, welche Rolle Ihr dabei gespielt habt, wird er Euch loben und belohnen. Und was die Heilige Mutter Kirche angeht, so wird sie nur allzu erfreut sein, wenn sie sieht, daß Gerechtigkeit geschehen ist, und sie wird vollauf mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt sein.«
    Der Offizier grinste und eilte hinaus. Draußen rief er seinen Männern Befehle zu.
    »Und wir, Master?«
    »Du, Ranulf, bleibst mit Maltote hier bei der Seitentür. Kommt nur zu mir, wenn einer von denen, die ich befrage, Gewalt anwenden oder damit drohen sollte, was ich aber nicht glaube.«
    Corbett ging den Gang hinunter ins südliche Querschiff, wo die Bogenschützen bereits die Bank aufgestellt und aus der Marienkapelle einen Stuhl für Corbett herbeigeschleppt hatten. Der Sekretär setzte sich und flüsterte ein Stoßgebet: Hoffentlich hatte er recht. Seinen tapferen Worten vor dem Soldaten zum Trotz fühlte er sich nervös und unbehaglich. Sollten seine Anschuldigungen sich als falsch erweisen und seine Theorie zusammenbrechen, dann würde er eine Menge zu erklären haben, den Bischöfen wie auch dem König. Corbett hörte Geschrei und unterdrücktes Fluchen vor der Abteikirche. Die Tür flog auf, und ein Trupp Bogenschützen, geführt von Limmer, brachten drei zappelnde Gestalten herein, die sie fest bei den Armen hielten. Corbett stand auf. Adam von Warfield war offenbar am Rande eines Schlaganfalls. Sein gelbliches Gesicht zeigte Zornesflecken hoch auf den Wangenknochen; seine Augen loderten vor Wut, und Corbett sah Spuren von weißem Schaum in seinen Mundwinkeln.
    »Dafür werdet Ihr Euch zu verantworten haben, Sekretär!« brüllte der Mönch. »Ich werde dafür sorgen, daß Ihr von unserem Orden exkommuniziert werdet! Von den Kirchenfürsten Englands, ja, vom Papst selbst!« Er sträubte sich und konnte sich schließlich von den grinsenden Bogenschützen losreißen, fuhr herum und starrte seine Peiniger an. »Ihr alle!« donnerte er. »Ihr alle seid verdammt! Dies ist heiliger Besitz, des Königs eigene Abtei! Und dieser Mann«, fügte er hinzu und richtete einen vorwurfsvollen Finger auf Corbett, »ist ein Glied des Satans!«
    Corbett warf einen Blick zu Bruder Richard hinüber, und was er sah, ermutigte ihn. Der kleine dicke Mönch schien ängstlich besorgt zu sein; sein Blick huschte unaufhörlich hin und her, seine kleine, rosarote Zunge fuhr immer wieder über seine Lippen. Neben ihm stand der Verwalter, William von Senche; er war vor lauter Schrecken wieder nüchtern.
    Endlich hörte Adam auf zu brüllen und blieb schwer atmend und mit hängenden Armen stehen. Corbett betrachtete den Umhang und die braune Kutte mit der weißen, troddelverzierten Kordel um den Leib. Er hatte die Wut des Mannes erlebt, den Schaum vor seinem Mund, den dämonischen Zorn. War das der Mörder, der den armen Huren in den Gassen von London nachstellte? Der Sakristan holte Luft und wollte zur nächsten Tirade ansetzen, und Corbett wußte, wenn er den Mönch weiterwettern ließe, würde er womöglich die Unterstützung seiner Militäreskorte verlieren; ein paar der Soldaten machten jetzt schon besorgte Gesichter wegen der

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