Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
sollen eine der schweren Bänke herbringen. Ich will diese Tür einschlagen!«
    Der Offizier wollte protestieren, aber Corbett klatschte in die Hände.
    »Im Namen des Königs!« rief er. »Diese Tür muß geöffnet werden!«
    Limmer eilte davon.
    »Und ein paar andere sollen eine Leiter bringen!« rief Corbett. »Die längste, die sie finden können!«
    Er blieb vor der Tür zur Schatzkammer stehen und wartete, bis die Soldaten zurückkamen. Hinter ihm murmelten Ranulf und Maltote düstere Warnungen, und William von Senche wimmerte vor Angst. Bruder Richard lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, und der Sakristan stand da wie ein Schlafwandler und zeigte keinerlei Gefühlsregung. Die Soldaten kamen zurück. Sechs von ihnen schleppten eine schwere Kirchenbank, und hinter ihnen kamen noch zwei mit einer langen, schmalen Leiter. Corbett trat beiseite. Limmer schob die Gefangenen aus dem Weg. Die Bogenschützen, denen diese Aufgabe großen Spaß machte, wuchteten ihren Rammbock gegen die mächtige Tür. Rückwärts und vorwärts schwangen sie die schwere Bank, und das Krachen hallte durch die leere Kirche wie das Läuten einer Glocke. Zunächst hielt die Tür den Angriffen stand, aber dann befahl Limmer den Soldaten, sich auf die äußere Kante zu konzentrieren, wo die Angeln im Mauerwerk verankert waren. Wieder stießen die Soldaten zu, und jetzt hörte Corbett, wie das Holz knarrte und ächzte. Eine der Angeln brach ab, und die Soldaten machten keuchend und schnaufend eine Pause, ehe sie ihre Arbeit wieder aufnahmen. Endlich fing die Tür an, nachzugeben. Noch einmal stießen sie zu, es krachte ohrenbetäubend, und die Tür barst und riß aus den Angeln. Die Bogenschützen stemmten sie beiseite und rissen die schweren Riegel und Schlösser ab, und Corbett trat in den langen, dunklen Gewölbegang. Eine Kerze wurde gebracht, und er befahl, die Fackeln in den Wandhaltern anzuzünden, und nahm sich eine davon heraus.
    »Limmer, zwei — nein, drei Bogenschützen sollen die Gefangenen bewachen, die übrigen mir nach, aber Vorsicht! Der Gang ist steil und endet an einer Treppe, aber die hat man weggeschlagen. Also seht Euch vor!« Er drehte sich um. »Ach, übrigens, wo ist eigentlich Cade?« Erst jetzt merkte er, daß der Untersheriff sich sehr im Hintergrund gehalten hatte.
    »Der ist draußen«, knurrte Ranulf.
    »Dann holt ihn her!«
    Sie warteten, bis Ranulf mit Cade zurückkam; dieser blieb verblüfft vor der zertrümmerten Tür zur Schatzkammer stehen.
    »Gütiger Gott, Sekretär!« wisperte er. »Hoffentlich wißt Ihr, was Ihr tut.«
    »Gütiger Gott!« äffte Corbett ihn nach. »Ich glaube, ich bin hier der einzige, der das weiß.«
    Sie gingen den Gang hinunter; die Flammen ihrer Fackeln ließen ihre Schatten an der Wand tanzen, und ihre Schritte hallten hohl durch das Gewölbe wie gespenstischer Trommelklang. Corbett blieb jäh stehen und hielt seine Fackel vor sich. Der Gang war unvermittelt zu Ende, und er schob sich behutsam voran, hockte sich nieder und schwenkte seine Fackel über die dunkle Krypta dort unten. Die Treppe war noch da — das heißt, die obersten vier Stufen — , und dann gähnte Dunkelheit. Die Leiter wurde nach vorn gebracht und herabgelassen, und als sie sicher stand, stieg Corbett vorsichtig hinunter; die eine Hand lag auf den Sprossen, und mit der anderen hielt er die Fackel vor sich, damit sie nicht mit Gesicht und Haaren in Berührung kam. Er schaute hoch; die anderen standen im Kreis im Fackelschein.
    »Laßt zwei Bogenschützen oben und kommt herunter!« rief er. »Und bringt so viele Fackeln mit, wie ihr könnt.«
    Unten angekommen, wartete er auf die Bogenschützen, die murrend und fluchend zu ihm herunterkamen. Weitere Fackeln wurden angezündet, und als sie sich an das trübe Licht gewöhnt hatten, sahen sie sich um. Die Krypta war ein weites, leeres Gewölbe, durchbrochen nur von einer zentralen Säule, die, wie Corbett folgerte, den Sockel des mächtigen Pfeilers bildete, der oben die hoch aufgeschwungene Kuppel des Kapitelhauses trug. Er hielt den Atem an. Würde er recht behalten? Dann sah er es: das kostbare Funkeln von Gold und Silber aus halboffenen Truhen, Kisten und Schatullen.
    »Die sollten doch sicher verschlossen sein?« murmelte Cade, der sie im selben Augenblick auch erblickt hatte. Er lief zu einer der Truhen hinüber. »Ja! Ja!« rief er aufgeregt. »Die Vorhängeschlösser sind aufgebrochen!« Er senkte seine Fak-kel. »Schaut, Sir Hugh, da ist Kerzenwachs

Weitere Kostenlose Bücher