Der Kapuzenmörder
Offiziere, die ihre Leute von dem französischen Schiff herunterholten, und die hastigen Kommandos des französischen Kapitäns, der darauf brannte, die Grace à Dieu so schnell wie möglich aufs offene Meer zu bringen.
»Wohin sollen wir den Gefangenen bringen, Sir Hugh?« Corbett sah erst den Offizier, dann Puddlicott an.
»Newgate wird genügen; aber er soll zwischen den beiden Soldaten angekettet bleiben.« Corbett trat an den Meisterbetrüger heran und schaute ihm in das sanfte Gesicht. »Puddlicott, der Schauspieler«, sagte er leise und berührte die blonden Haare des Mannes. »Wie oft wurden die gefärbt, hm? Schwarz, rot, braun? Und der Bart? Gewachsen und abrasiert und wieder gewachsen, wie Ihr es gerade brauchtet?« Puddlicott schaute ihn kühl an. »Was für Beweise habt Ihr gegen mich, Master Corbett?«
»So viele, wie ich brauche. Ihr wißt, daß Adam von Warfield verhaftet ist? Er beschuldigt Euch ganz unumwunden. Oh, ich weiß von Euren Verkleidungen, dem Bart, dem unterschiedlich gefärbten Haar, von der Mönchskutte und dem Kapuzenumhang, aber das alles wird Euch nicht vor dem Strick des Henkers bewahren. Es macht mir keine Freude, Puddlicott, aber Ihr werdet hängen.«
Die arrogante Kühle schwand aus Puddlicotts Blick.
»Wenn Ihr gesteht«, fuhr Corbett fort, »und bestimmte Fragen beantwortet, dann läßt sich vielleicht noch etwas machen.«
»Zum Beispiel?« höhnte Puddlicott.
»Ihr habt Hochverrat begangen. Ihr kennt die neuen Gesetze: Ihr werdet dafür gehängt, dann abgeschnitten, gestreckt und gevierteilt.«
Corbett sah, wie sich die Augen des Gefangenen vor Angst und Schrecken weiteten.
»Nun ja, Schreiber«, sagte Puddlicott mit schwerer Zunge, »vielleicht sollten wir uns unterhalten.«
Corbett schaute am Kai entlang. Er konnte nichts für diesen Mann tun; nur die Gefangenschaft konnte er ihm vielleicht ein wenig erleichtern.
»Bringt den Gefangenen dort hinüber«, befahl er.
Die Soldaten folgten Corbett und Ranulf mit Puddlicott in der Mitte in eine kleine Bierschenke. Corbett ließ den Schankraum räumen.
»Laßt ihn los«, befahl er den Soldaten. »Aber die Ketten muß er behalten. Ihr könnt die Tür draußen bewachen.«
Die Soldaten sahen enttäuscht, daß ihre Hoffnung auf eine kostenlose Mahlzeit sich zerschlug. Sie ließen Puddlicott los und legten ihm die Hand- und Fußschellen so an, daß er schlurfen und die Hände gebrauchen konnte. Corbett schob seinen Gefangenen an einen Ecktisch.
»Macht es Euch dort auf dem Schemel bequem. Wirt, Euer bestes Gericht. Was ist es?«
»Fischpastete.«
»Ist sie frisch?«
»Gestern schwammen die Fische noch im Meer.«
Corbett lächelte. »Die größte Portion für meinen Gast hier. Und Weißwein.«
Puddlicott sah mit halbem Lächeln zu, wie der Wirt davoneilte, um ihn zu bedienen, als sei er ein wichtiger Staatsgast, nicht etwa ein gefaßter Straftäter. Sie warteten schweigend, bis der Wirt zurückkam. Puddlicott aß hungrig, und Corbett mußte den kühlen Kopf des Mannes bewundern. Als er aufgegessen hatte, trank Puddlicott seinen Weinbecher leer und hielt ihn Corbett entgegen, um sich nachschenken zu lassen. »Man soll Heu machen, solange die Sonne scheint«, grinste Puddlicott und wurde dann ernst. »Ich muß Euch um einen Gefallen bitten, Schreiber.«
»Ich schulde Euch keinen.«
»Ich habe einen Bruder.« Puddlicott ließ sich nicht abweisen. »Er ist von Geburt an ohne Verstand. Die Brüder im Spital von St. Anthony kümmern sich um ihn. Gebt mir Euer Wort, daß er gut versorgt bleiben wird. Eine königliche Rente, und ich sage Euch, was Ihr wissen wollt.« Er hob den Becher. »Und wenn ich sterben muß, dann soll es schnell gehen. Richard Puddlicott war nicht auf Gottes Erde, um den Londoner Pöbel zu belustigen.«
»In beiden Dingen habt Ihr mein Wort. Also — Ihr habt das Gold und Silber gestohlen?«
»Natürlich. Adam von Warfield und William, der Verwalter, waren daran beteiligt. William ist bloß ein Säufer, aber Adam ist ein bösartiger Hund. Ich hoffe, er baumelt neben mir.«
»Das wird er.«
»Gut, das wird es um so angenehmer machen.« Puddlicott nahm einen Schluck aus seinem Becher.
»Vor achtzehn Monaten«, begann er, »war ich in Frankreich; ich hatte gerade einen kurzen Aufenthalt in Westminster hinter mir, wo ich William von Senche geholfen hatte, ein wenig von den Schätzen der Abtei aus dem Refektorium der Mönche beiseite zu schaffen. Nun bin ich kein Dieb«, fuhr er grinsend fort, »aber
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