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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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gefragt!«
    »Das weiß ich wohl, Ranulf, aber du kannst deine schlechte Laune für dich behalten. Diese Kerle haben uns wahrscheinlich den ganzen Abend nachgestellt. Wenn ihr nach Farringdon gegangen wärt, dann hätten sie euch da aufgelauert. Was weiß ich — wenn wir daheim geblieben wären, hätten sie uns vielleicht sogar dort überfallen.«
    »Na, und wer hat die Dreckskerle geschickt?«
    Corbett lächelte schmal. »Maltote ist in guten Händen. Lady Maeve weiß, wo wir sind. Laß uns frühstücken.« Er deutete auf eine kleine Schenke, die für die Metzger und Schlachter, die in den Shambles arbeiteten, schon frühmorgens geöffnet hatte. »Etwas zu essen und ein wenig verdünntes Ale?«
    »Maltote ist derweilen halb tot«, versetzte Ranulf erbost.
    »Das weiß ich«, sagte Corbett. »Aber wir müssen jetzt nachdenken. Die Botschaft, die der Laienbruder mir gebracht hat, bedeutet, daß de Craon sich anschickt, abzureisen. Ich vermute, daß man uns in seinem Auftrag überfallen hat.« Achselzuckend ließ Ranulf sich von Corbett über die Straße und in den noch stillen Schankraum führen. Schlaftrunkene Hausknechte und Küchenjungen mit rußigen Gesichtern servierten frische Pasteten und Krüge mit Ale. Corbett befahl Ranulf, mit seinem Gejammer aufzuhören, und setzte sich hin, um zu essen und zu trinken. Dabei versuchte er, sich an alle Einzelheiten seines Besuches bei de Craon zu erinnern. Nach einer Weile zeigte Ranulf sich wieder zugänglicher. »Master, wieso glaubt Ihr denn, daß de Craon hinter dem Überfall steckt?«
    »Ranulf, du hast das Haus des Franzosen in der Gracechurch Street doch besucht, oder du hast es zumindest gesehen. Ist dir irgend etwas aufgefallen?«
    »Ziemlich dreckig und baufällig. Ich fand, für einen Gesandten des französischen Königs war es eine etwas merkwürdige Residenz. Ich meine, die Straße draußen war von Abfallhaufen übersät, aber die Müllkarren waren leer.«
    Corbett wäre fast an dem Bissen Pastete erstickt, den er gerade kaute.
    »Natürlich«, flüsterte er. Bilder huschten ihm durch den Kopf: das Zusammentreffen mit de Craon und de Nevers, der alte Gärtner auf dem Friedhof bei der Westminster Abbey, die stille Straße, der einsame, leere Müllkarren, Puddlicott in Paris, Puddlicott in London...
    »Paß auf, Ranulf, du mußt schleunigst zweierlei tun. Miete dir ein Pferd und reite zum Rathaus, als wäre der Teufel hinter dir her. Cade wird dort sein. Sag ihm, die Hafenmeister an der Themse sollen allen Schiffsverkehr einstellen. Und jeder Soldat der Stadt soll sich an der Ecke der Thames Street einfinden, und zwar innerhalb von einer Stunde.« Er nahm Ranulf den Humpen aus der Hand. »Rasch, Mann! Vielleicht können wir Maltotes Augen nicht mehr kurieren, aber womöglich können wir die Leute fassen, die seine Peiniger beauftragt haben!«
    Ranulf verschwand, und Corbett saß da und verfluchte seine eigene Dummheit. Er hatte herausgefunden, daß die Schatzkammer beraubt worden war und daß man die Mauer innerhalb der letzten paar Tage geschickt durchbrochen hatte. Puddlicott mußte an dem Tunnel gearbeitet haben, wie der Bauer einen Acker rodete, langsam und regelmäßig, mehrere Monate lang. Nun war der größte Teil des Silbergeschirrs nicht angerührt worden, weil es zu klobig und zu auffällig war, um es rasch zu verhökern. Vielleicht hatten die Diebe beschlossen, sich die Beute zu teilen. Warfield bekam das Geschirr, Puddlicott die Münzen. Corbett nagte an der Unterlippe und stand langsam auf. Aber galt das gleiche nicht auch für die Säcke mit Münzen? Wegschaffen konnte Puddlicott sie, aber wenn er anfinge, sie auszugeben, würde man ihm doch sicher auf die Spur kommen? Wo würde der Strom solcher Münzen unbemerkt bleiben...? Ja, natürlich...! Corbett stöhnte auf, nahm seinen Mantel und verließ eilends die Schenke.

ZWÖLF

    C orbett machte es sich in einer der zahlreichen Tavernen an der Thames Street bequem und wartete auf Ranulf und Cade. Er warb fünf Fischer an, die hier den reichen Fang der vergangenen Nacht feierten, und beauftragte sie, die Kais und Docks nach einem französischen Schiff abzusuchen, das zum Auslaufen mit der Morgenflut klargemacht wurde. Nach etwas über einer Stunde kamen seine Spione zurück; eine französische Kogge, die Grace à Dieu, liege in Queenshite, und an Bord herrsche reges Treiben. Einer der Fischer gab eine genaue Beschreibung von de Craon, und Corbett erschrak, als ein anderer berichtete, das Schiff sei

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