Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
hinein. Ich sah, wie ein Flämmchen aufzüngelte und ahnte, was da geschah, und so ergriff ich die Flucht.«
    »Und mehr wißt Ihr nicht?«
    »Ich würde es Euch erzählen.«
    »Dann, Master Puddlicott, sage ich Euch adieu.« Corbett stand auf und rief nach der Wache, und Puddlicott griff nach seinem Becher und trank ihn aus.
    Corbett blieb stehen und sah zu, wie die Soldaten Puddlicotts Handgelenke sorgfältig an sich ketteten.
    »Bringt ihn nach Newgate«, befahl er dann. »Man soll ihn dort als Gast des Königs unterbringen. Gebt ihm die beste Zelle und auch sonst alles, was er will. Das Schatzamt kommt für die Kosten auf.«
    Corbett machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Schenke, und Puddlicotts freundlicher Abschiedsgruß hallte ihm in den Ohren.

    Edward von England kniete auf der Fensterbank und schaute hinaus auf die Gärten des Schlosses von Sheen. Corbett und de Warenne, der Earl von Surrey, saßen da und beobachteten ihn wachsam. Natürlich war der König erfreut gewesen; die Barone des Schatzamtes zählten bereits die Münzen aus den Säcken, und hochrangige Schreiber waren zu einer umfassenden Inventur in die Schatzkammer geschickt worden. Die Londoner Märkte waren nach dem königlichen Silbergeschirr abgesucht worden, und auf dem Gelände der Abtei waren königliche Truppen in Stellung gegangen. Edward hatte bereits eine wütende Protestnote an seinen geliebten Bruder, den König von Frankreich, geschickt und darin erklärt, daß Monsieur Amaury de Craon persona non grata sei, und wenn er je wieder einen Fuß auf englischen Boden setzen sollte, werde er das englische Gesetz in seiner ganzen Härte zu spüren bekommen. Corbett hatte seinen Dank erhalten: eine Silberkette mit einem goldenen Keltenkreuz für Maeve und einen Silberbecher voller Goldstücke für die kleine Eleanor.
    Corbett hatte der König auf die Schulter geklopft und ihn seinen treuesten und loyalsten Diener genannt, aber Corbett war auf der Hut. Edward von England war ein vollendeter Schauspieler und beherrschte Wutanfälle, Tränen, falsche Leutseligkeit ebenso wie die Rolle des mutigen Generals und des strengen Gesetzgebers. All das waren Masken, die Edward ganz nach Belieben auf- und wieder absetzen konnte. Jetzt zeigte er sich kühl, ruhig und gefaßt, und Corbett spürte seine echte Wut über das, was der König als Verrat, Vertrauensbruch und Blasphemie empfand.
    »Ich könnte Cade aufhängen«, murmelte der König über die Schulter.
    »Euer Gnaden, der Mann ist noch jung und unerfahren«, sagte Corbett. »Er hat sich als äußerst wertvoll erwiesen. Er war der einzige Beamte in London, der mir geholfen hat. Eine Belohnung würde ihn zu größerer Gefolgschaftstreue anspornen als ein Tadel.«
    Edward lachte leise. »Einverstanden. Ich kannte schon Cades Vater. Er begann sein Leben als Bogenschütze am königlichen Hofe. Cade war sein dreizehnter Sohn. Wußtet Ihr, daß er schon als Kind den Mädchen unablässig unter die Röcke schaute? Er muß auf hartem Wege lernen, daß ein Beamter der Krone darauf achtgeben muß, mit wem er schläft und mit wem er seine Geschäfte macht.«
    »Und das Mädchen? Judith?«
    »Sie wird ihren Lohn bekommen.«
    Corbett scharrte mit den Füßen und warf einen Seitenblick auf de Warenne.
    »Und Puddlicott und die anderen?«
    »Ah!« Edward drehte sich um, und Corbett gefiel sein Gesichtsausdruck überhaupt nicht. »Die werden hängen!«
    »Aber Warfield ist ein Priester, ein Mönch!«
    »Er hat einen Hals wie jeder andere Mann.«
    »Die Kirche wird Einwände erheben.«
    »Das glaube ich nicht. Ich werde darauf hinweisen, daß die Mönche von Westminster nicht nur ihre Gelübde, sondern auch ihren König verraten haben. Könnt Ihr Euch den alten Winchelsea von Canterbury vorstellen?« Edward grinste verschlagen. »Lieber Gott, manchmal bin ich zu gern König. Ich freue mich schon darauf, unserem ehrwürdigen Bischof von Canterbury und seinen bischöflichen Brüdern zu erzählen, wie nachlässig sie in ihrer pastoralen Sorgfalt gewesen sind. Sie sollten ein schärferes Auge auf ihre Weinberge und auf diejenigen haben, die sie so scheinheilig >ihre Schäfchen< nennen.«
    »Ich habe Puddlicott mein Wort gegeben«, sagte Corbett, »daß er zwar hängen, aber eines schnellen Todes sterben werde. Ohne Verstümmelungen. Und dann wäre da noch die Angelegenheit mit seinem Bruder...«
    Der König sank auf seiner Fensterbank zusammen. »Ich habe keinen Streit mit einem Schwachsinnigen; für den Burschen

Weitere Kostenlose Bücher