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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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verleitete. Es klang nämlich wie die Pfeife einer Lokomotive.

    Â»Ich hab ihn«, sagte der Mann an der Fernsehkamera. »Er ist unterwegs zum Bad.« Zwei TV-Kameras mit Teleobjektiven waren auf die beiden Fenster der Wohnung gerichtet.
    Die Wohnungstür ging auf und wieder zu: Der Verdächtige hatte seinen Roten Stern hereingeholt, den ein Bote vom Verteidigungsministerium jeden Morgen brachte. Sie hörten das Gurgeln der Kaffeemaschine und tauschten einen vielsagenden Blick –, der Verräter trank tatsächlich jeden Morgen guten Bohnenkaffee!
    Inzwischen war er sichtbar, saß an dem kleinen Küchentisch und las seine Zeitung. Als der Kaffee fertig war, stand er auf, um die Milch aus dem kleinen Kühlschrank zu holen. Er schnüffelte daran, um sicherzustellen, daß sie nicht sauer war, ehe er sie in die Tasse gab. Dann schmierte er sich dick Butter auf sein Schwarzbrot.
    Â»Ißt immer noch wie ein Soldat«, meinte der Kameramann.
    Â»Und was war er einmal für ein guter«, merkte ein anderer Offizier an. »Alter Narr, wie konntest du nur so etwas tun?«
    Nach dem Frühstück sahen sie zu, wie Filitow ins Bad ging, um sich zu waschen und zu rasieren. Auf dem Fernsehschirm verfolgten sie, wie er eine Bürste hervorholte und seine Stiefel polierte. Sie wußten, daß er immer Stiefel trug, was ungewöhnlich war für einen Bediensteten des Verteidigungsministeriums. Ungewöhnlich waren aber auch die drei Sterne an seiner Uniformbluse. Er musterte sich im Spiegel über der Frisierkommode. Die Zeitung kam in die Aktentasche, und dann verließ Filitow die Wohnung. Als letztes hörten sie, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Der Major ging ans Telefon.
    Â»Der Verdächtige ist unterwegs. Heute nichts Außergewöhnliches. Observationsteam bereit.«
    Â»Gut«, erwiderte Watutin und legte auf.
    Einer der Kameraleute stellte die Linse auf die Haustür scharf. Filitow erwiderte den Gruß des Fahrers, stieg ein, und der Wagen fuhr an. Ein ganz ereignisloser Morgen,
fanden alle. Nun konnten sie es sich leisten, geduldig zu sein.
    Â 
    Die Berge im Westen waren wolkenverhangen, ein feiner Nieselregen fiel. Der Bogenschütze war noch nicht aufgebrochen. Es mußten noch Gebete gesprochen, Menschen getröstet werden. Ortiz war fort, um sich von einem französischen Arzt die Wunde im Gesicht versorgen zu lassen. In der Zwischenzeit durchwühlte sein Freund CIA-Dokumente.
    Dabei fühlte er sich unbehaglich, aber der Bogenschütze sagte sich, daß er ja nur nach Papieren suchte, die er der CIA selbst gebracht hatte. Er fand die gesuchte Karte, an der mit Büroklammern mehrere Planzeichnungen befestigt waren. Diese skizzierte er rasch und akkurat nach, ehe er alles wieder so zurücklegte, wie er es vorgefunden hatte.
    Â 
    Â»Müßt ihr immer so verkrampft sein?« Bea Taussig lachte.
    Â»Gehört bei uns zum Image«, erwiderte Al und kaschierte seine Abneigung gegen den Gast mit einem Lächeln. Was fand Candi nur an dieser ... was immer sie sein mochte. Daß sie etwas gegen ihn zu haben schien, störte ihn nicht – Al war allgemein beliebt, und das genügte ihm. Und wenn er nicht dem Bild entsprach, das sich manche von einem Armeeoffizier machten, dann war das nicht sein Problem. Aber Bea hatte etwas Seltsames an sich.
    Â»Gut, kommen wir zum Geschäft«, sagte ihr Gast amüsiert. »Leute aus Washington wollen von mir wissen, wie bald –«
    Â»Jemand sollte diesen Bürokraten stecken, daß man solche Sachen nicht einfach an- und abstellen kann«, murrte Candi.
    Â»Höchstens sechs Wochen.« Al grinste. »Vielleicht sogar noch früher.«
    Â»Wann?« fragte Candi.
    Â»Bald. Wir hatten zwar noch keine Gelegenheit, es durch einen Simulator laufen zu lassen, aber ich habe ein gutes Gefühl. Die Idee stammt von Bob und vereinfacht die Software
noch mehr, als ich es im Auge hatte. Wir kommen also mit weniger Computerleistung als erwartet aus.«
    Â»Ach, wirklich?«
    Â»Ja, wir haben die Sache übertechnisiert und uns zu sehr auf Vernunft und zu wenig auf unseren Instinkt verlassen. Man braucht dem Computer nicht eigens zu sagen, wie jedes Problem auszuarbeiten ist. Die Anzahl der Befehle läßt sich durch Einbau vorbestimmter Optionen ins Programm um zwanzig Prozent verringern. Das geht rascher und ist einfacher als die bisherige Methode, die dem Computer

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