Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
Vom Netzwerk:
»Jones, Sie sind immer noch ein Hexenmeister!« Er gab das Papier zurück und ging nach achtern, um einen Ausweichkurs zu befehlen.
    Der Sonarmann neben Jones nahm das Stück Papier und las die Schätzung laut vor. »Woher wußten Sie das? Das soll doch eigentlich gar nicht möglich sein.«
    Â»Ãœbung, alles Übung«, meinte Jones und nahm Notiz von der Kursänderung. Das war nicht der Mancuso, den er in Erinnerung hatte. Früher wäre der Skipper herangegangen, um Fotos durchs Periskop und Zielübungen mit den Torpedos zu machen; hätte das sowjetische Schiff wie einen Feind im Krieg behandelt. Diesmal aber vergrößerte er die Distanz zu der Fregatte, schlich sich weg. Da Jones nicht glauben wollte, daß in Mancuso eine solche Veränderung vorgegangen war, fragte er sich, was es mit dieser neuen Mission auf sich hatte.
    Von Mr. Clark hatte er nicht viel gesehen. Der Mann verbrachte viel Zeit achtern im Maschinenraum, wo sich das ›Fitneßcenter‹ des Bootes befand – eine Tretmühle, eingeklemmt zwischen zwei Werkzeugmaschinen. Schon hielt sich die Besatzung über seine Schweigsamkeit auf, denn
Clark lächelte nur im Vorbeigehen und ging seiner Wege. Ein Chief entdeckte die Tätowierung an seinem Unterarm und wisperte den Kameraden zu, was der rote Seehund bedeutete.
    Jones erhob sich und ging nach achtern. Für heute hatte er genug Unterricht gegeben, und als Zivilist stand es ihm frei, nach Belieben im Boot umherzuwandern. Er stellte fest, daß Dallas ganz gemächlich mit neun Knoten nach Osten lief. Ein Blick auf die Seekarte verriet ihm, wo sie sich befanden, und an der Nervosität des Navigators merkte er, wie weit ihr Weg noch war. Jones ging nach unten, um sich ein Coke zu holen, und begann sich ernsthafte Gedanken zu machen. Dies schien eine spannende Angelegenheit zu werden.
    Â 
    Â»Ja, Mr. President?« Judge Moore nahm den Anruf angespannt an. Kam jetzt die Entscheidung?
    Â»Diese Sache, über die wir gestern sprachen –«
    Â»Jawohl, Sir.« Moore starrte das Telefon an. Abgesehen von dem Hörer, den er hielt, bestand das ›sichere‹ Telefonsystem aus einem im Schreibtisch eingebauten digitalen Zerhacker, der die Worte in Bits zerlegte, verstümmelte und an ein Empfangsgerät sandte, das sie dann rekonstituierte und dank des digitalen Prozesses ohne Nebengeräusche wiedergab.
    Â»Sie können loslegen. Wir können nicht – nun, ich habe letzte Nacht entschieden, daß wir den Mann nicht im Stich lassen dürfen.« Das mußte für den Präsidenten das erste Telefonat des Tages gewesen sein, und die Gefühlsbewegung klang noch durch. Moore fragte sich, ob das Schicksal des gesichtslosen Agenten ihm den Schlaf geraubt hatte. Gut möglich; der Präsident war so veranlagt. Er war aber auch ein Mann, der bei einmal gefällten Entscheidungen blieb. Pelt würde den ganzen Tag lang versuchen, ihn umzustimmen, aber da der Präsident seinen Entschluß schon um acht Uhr früh bekanntgegeben hatte, würde er auch dabei bleiben müssen.
    Â»Ich danke Ihnen, Mr. President. Ich werde alles in Bewegung
setzen.« Zwei Minuten später war Ritter in Moores Büro.
    Â»Grünes Licht für das Rausholen von KARDINAL!« rief Moore.
    Â»Was bin ich froh, daß ich den Mann gewählt habe!« sagte Ritter und schlug sich in die Handfläche. »In zehn Tagen sitzt unser KARDINAL an einem sicheren Ort. Das Debriefing wird Jahre dauern!« Dann eine ernüchterte Pause. »Schade, daß wir ihn als Agenten verlieren. Übrigens hat Mary Pat gestern die Filme an ihn übergeben.«
    Â»Großartiges Team, die Foleys«, bemerkte Moore. »So, Bob, Ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Legen Sie los.«
    Â»Wird gemacht, Sir.« Ritter ging, um seine Nachricht abzusetzen, und informierte dann Admiral Greer.
    Das Telex ging über Satellit und traf schon fünfzehn Minuten später in Moskau ein: REISEPLÄNE GENEHMIGT. ALLE BELEGE FÜR ROUTINEMÄSSIGE KOSTEN-RÜCKERSTATTUNG AUFBEWAHREN.
    Â 
    Ed Foley nahm den entschlüsselten Spruch mit in sein Dienstzimmer. Nur noch eine Übergabe, dachte er. Wir stecken ihm gleichzeitig das Signal zu, und dann braucht Mischa sich nur noch an den Plan zu halten und nach Leningrad zu fliegen. Günstig war, daß KARDINAL seine Flucht einmal im Jahr geprobt hatte. Seine alte Panzereinheit

Weitere Kostenlose Bücher