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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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war bei der Katastrophe von Charkow mit dabei, dem Rückzug auf Stalingrad, dann der Gegenoffensive –«
    Â»Ich kenne seine Akte«, erwiderte Watutin neutral.
    Â»Er ist für die ganze Armee eine Symbolgestalt. So einen Mann exekutiert man nicht nur aufgrund so zweifelhafter Beweise. Sie haben nur diese Fotos, aber nicht den Beweis, daß er sie auch machte.«
    Â»Wir haben ihn noch nicht verhört.«
    Â»Stellen Sie sich das etwa so einfach vor?« Ignatjew verdrehte die Augen. Sein Lachen war ein rauhes Bellen. »Wissen Sie eigentlich, wie zäh der Mann ist? Er tötete noch Deutsche, als er selbst in Flammen stand! Dieser Mann hat dem Tod Tausende von Malen ins Gesicht gesehen und sich nicht darum geschert!«
    Â»Ich hole schon aus ihm heraus, was ich wissen will«, beharrte Watutin leise.
    Â»Aha, die Folter. Sind Sie noch ganz bei Trost? Glauben Sie vielleicht, die Rote Armee hält still, während Sie einen ihrer Helden foltern? Stalin und Berija sind tot, Genosse.«

    Â»Wir können die Informationen aus ihm herausholen, ohne ihm körperlichen Schaden zuzufügen«, sagte Watutin. Der Tank war eines der bestgehüteten Geheimnisse des KGB.
    Â»Unsinn!«
    Â»Was ist dann Ihre Empfehlung, General?« Die Antwort kannte Watutin bereits.
    Â»Ãœbergeben Sie mir den Fall. Wir sorgen schon dafür, daß er die Rodina nie wieder verrät«, versprach Ignatjew.
    Â»Und ersparen der Armee die Peinlichkeit.«
    Â»Die sollten wir allen Beteiligten ersparen, nicht zuletzt Ihnen, Genosse Oberst. Ihre sogenannte Ermittlung ist eine Katastrophe.«
    Hm, was ich erwartet hatte: ein kleines Getobe, ein paar Drohungen, vermischt mit Sympathie und Kameradschaftlichkeit. Watutin sah nun einen Ausweg, aber damit waren weitere Beförderungen ausgeschlossen. Er konnte sich von dem wahren Ziel der Ermittlungen zurückziehen und für den Rest seines Lebens Oberst bleiben, oder er konnte seine ursprünglichen Absichten weiterverfolgen – ohne politische Motive – und riskieren, in Ungnade zu fallen. Die Entscheidung fiel ihm widersinnig leicht.
    Â»Genosse, das ist mein Fall. Der Vorsitzende hat mich mit seiner Bearbeitung beauftragt, und ich werde ihn auch weiterhin so bearbeiten, wie ich es für richtig halte. Ich danke Ihnen für Ihren Rat, Genosse General.«
    Ignatjew schätzte den Mann und die Erklärung ab. Auf Integrität stieß er nur selten, und es betrübte ihn ein wenig, daß er dem Mann nicht zu seiner Haltung gratulieren konnte. Aber Loyalität der sowjetischen Armee gegenüber ging vor.
    Â»Wie Sie wünschen. Ich erwarte aber, daß Sie mich über Ihre Aktivitäten informiert halten.« Ignatjew ging ohne ein weiteres Wort.
    Watutin blieb ein paar Minuten an seinem Schreibtisch sitzen und machte sich Gedanken über seine Lage. Dann rief er nach seinem Wagen. Zwanzig Minuten später war er im Lefortowo-Gefängnis.

    Â»Ausgeschlossen«, sagte der Arzt, ehe er seine Frage gestellt hatte.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Sie wollen diesen Mann in den Tank stecken, der sensorischen Deprivation aussetzen, nicht wahr?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Das würde ihn wahrscheinlich umbringen. Sie wollen das bestimmt vermeiden. Und ich möchte mein Projekt damit nicht gefährden.«
    Â»Das ist mein Fall, für den ich verantwortlich bin.«
    Â»Genosse Oberst, der Mann ist über siebzig. Er zeigt alle Symptome einer kardiovaskulären Erkrankung – ganz normal in seinem Alter – und hat chronische Atembeschwerden. Bei Beginn der ersten Angstphase würde sein Herz platzen wie ein Ballon.«
    Â»Was meinen Sie damit – platzen?«
    Â»Verzeihung – es ist nicht so einfach, das einem Laien zu erklären. Er hat Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen. Das ist bei uns allen so und liegt an der Nahrung. Seine Arterien sind wegen seines Alters enger als unsere und auch weniger elastisch. Schlägt sein Herz zu schnell, lösen sich die Ablagerungen und blockieren den Fluß des Blutes - das ist dann ein Herzinfarkt. Nein, der Tank kommt für diesen Mann nicht in Frage. Ich glaube nicht, daß Sie ihn töten wollen, ehe er Ihnen die gewünschten Informationen geben kann.«
    Â»Und andere physische Maßnahmen?« fragte Watutin leise.
    Â»Wenn Sie von seiner Schuld überzeugt sind, können Sie ihn gleich erschießen lassen«, merkte der

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