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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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und selbst die interne amerikanische Analyse des Roter-Oktober-Zwischenfalls vor zwei Jahren 2 , kurz vor Senator Donaldsons Rücktritt. Und vor einer Weile hatte Cassius berichtet, gegen Ryan würde ermittelt. Damals war das nur ein Gerücht gewesen, das niemand ernst genommen hatte. Die Amerikaner ermittelten dauernd gegeneinander; das schien ihr Nationalsport zu sein. Dann aber war
die Story erneut aufgetaucht, gefolgt von der Szene mit Trent. War es wirklich möglich ...?
    Eine undichte Stelle ganz oben im KGB, dachte Platonow. Natürlich existierte eine Prozedur, Daten direkt an den Vorsitzenden weiterzuleiten. Das KGB berücksichtigte alle Möglichkeiten. Doch wenn der entsprechende Spruch abgesandt war, mußte auch gehandelt werden. Nur die Andeutung, daß die CIA einen Agenten weit oben in der Hierarchie des KGB plaziert hatte ...
    Aber das war nur ein Aspekt.
    Wenn wir den Haken erst einmal ausgeworfen haben, gehört Dr. Ryan uns. Vielleicht ist er naiv genug zu glauben, ein einmaliger Austausch von Informationen gegen eine Leistung sei möglich, und er bräuchte nie wieder ... Wahrscheinlich ist er so verzweifelt, daß ihm die Konsequenzen im Augenblick gleichgültig sind. Welche Informationen wird er uns wohl liefern? In seiner Position mußte er so gut wie alles zu sehen bekommen. Was für eine Chance, einen wertvollen Agenten zu rekrutieren. Das war der Sowjetunion seit Kim Philby nicht mehr gelungen – vor über fünfzig Jahren!
    Aber ist er wichtig genug, um einen Verstoß gegen die Vorschriften zu rechtfertigen? fragte sich Platonow und leerte sein Glas. Seit Menschengedenken hatte das KGB in den USA keine Gewalttat mehr begehen lassen – auf diesem Gebiet gab es ein Gentlemen’s Agreement. Nun ja, es mochten ein, zwei Amerikaner einen Verkehrsunfall haben oder einem Herzanfall erliegen. So etwas mußte aber erst vom Vorsitzenden genehmigt werden.
    Platonow war ein ordentlicher Mann. Er fuhr sich mit der Papierserviette übers Gesicht, tat allen Abfall in den Pappbecher und warf ihn in einen Müllbehälter. Nichts verriet, daß er jemals hier gewesen war.
    Â 
    Der Bogenschütze war siegessicher. Die Reaktion seiner Untergebenen auf seine Pläne hätte nicht positiver sein können. Die größte Begeisterung hatte ihr neuestes Mitglied gezeigt, der ehemalige Major der afghanischen Armee.
Über fünf angespannte Stunden hinweg hatten sie in einem Zelt zwanzig Kilometer vor der Grenze ihre Pläne geschmiedet.
    Die erste Phase war bereits abgeschlossen. Sechs Lkw und drei Schützenpanzer BTR-60 waren in ihren Händen; einige beschädigt, aber damit hatten sie gerechnet. Die toten Soldaten des Marionettenregimes wurden ihrer Uniformen beraubt, elf Überlebende verhört. Wer sich als zuverlässig herausstellte, durfte sich verbündeten Guerillagruppen anschließen. Was die anderen betraf ...
    Der ehemalige Armeeoffizier, der von den Russen ausgebildet worden war, packte Karten und Sprechtafeln zusammen.
    Zehn Kilometer im Norden, an der Straße nach Shékábád, war ein Bataillon stationiert. Der Ex-Major setzte sich über Funk mit ihm in Verbindung und deutete an, ›Sonnenblume‹ habe einen Angriff mit mäßigen Verlusten abgewehrt und kehre nun zurück.
    Sie luden einige Leichen in ihren blutigen Uniformen auf. Ausgebildete ehemalige Soldaten der afghanischen Armee bemannten die schweren Maschinengewehre auf den BTR, als die Kolonne sich in Marsch setzte und auf der Schotterstraße vorschriftsmäßig Abstand hielt. Der Bataillons-Gefechtsstand lag am anderen Ufer des Flusses. Zwanzig Minuten später kam er in Sicht. Die Brücke war schon vor langem zerstört worden, aber russische Pioniere hatten mit Schotter eine Furt aufgeschüttet. Bei dem Wachposten am Ostufer hielt die Kolonne an.
    Nun wurde es spannend. Der Major gab das richtige Erkennungszeichen, der Posten winkte sie durch. Eines nach dem anderen rollten die Fahrzeuge über die Furt. Noch fünfhundert Meter.
    Der Bataillons-Gefechtsstand lag auf einer kleinen Anhöhe und war mit Unterständen aus Sandsäcken und Stämmen umgeben. Keiner dieser Unterstände war voll bemannt. Das Lager war zwar gut positioniert und bot nach allen Seiten weites Schußfeld, war aber nur nachts voll bewacht. Im Augenblick wurde es nur von einer einzigen
Kompanie gesichert; die übrigen Soldaten waren

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