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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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in den umliegenden Bergen auf Streife. Zudem traf die Kolonne zur Zeit des Mittagsmahls ein. Der Kfz-Platz des Bataillons war in Sicht.
    Der Bogenschütze saß im ersten Fahrzeug der Kolonne und fragte sich, weshalb er dem übergelaufenen Major so uneingeschränkt vertraute, fand aber dann, daß nun nicht die Zeit für solche Sorgen war.
    Der Bataillonskommandeur kam kauend aus seinem Bunker und wartete auf den BTR-60 des Einheitsführers. Er reagierte gereizt, als die Seitentür des Schützenpanzers langsam aufging und ein Unbekannter in Offiziersuniform erschien.
    Â»Wer zum Teufel sind Sie?«
    Â»Allahu Akbar!« schrie der Major und mähte den Frager nieder. Die schweren MG auf den BTR fetzten in die essenden Männer, während die Leute des Bogenschützen in die Unterstände jagten. Die Verteidiger hatten gegen hundert Bewaffnete keine Chance; nach zehn Minuten war aller Widerstand gebrochen. Zwanzig Gefangene wurden gemacht. Die einzigen Russen – zwei Leutnants und ein Feldwebel der Fernmeldetruppe – tötete man auf der Stelle; der Rest wurde unter Bewachung gestellt. Die Männer des Majors eilten zu den Fahrzeugen.
    Dort erbeuteten sie zwei weitere BTR und vier Lkw. Den Rest zündeten sie an. Alles, was sie nicht fortschleppen konnten, wurde verbrannt. Sie nahmen vier Mörser, ein halbes Dutzend Maschinengewehre und alle Uniformen, die sie finden konnten. Der Rest des Postens wurde völlig zerstört – besonders die Funkgeräte, die man erst mit Gewehrkolben zerschlug und dann ins Feuer warf. Ein kleiner Wachtrupp blieb zurück bei den Gefangenen, denen man Gelegenheit gab, sich den mudschaheddin anzuschließen  – oder zu sterben, weil sie den Ungläubigen gedient hatten.
    Noch fünfzig Kilometer bis Kabul. Die neue, größere Kolonne rollte nach Norden. Weitere Männer des Bogenschützen stießen dazu, sprangen auf die Fahrzeuge. Seine
Streitmacht war nun zweihundert Mann stark und ausgerüstet wie Soldaten der afghanischen Armee, bis hin zu den russischen Fahrzeugen.
    Ihr ärgster Feind war die Zeit. Neunzig Minuten später erreichten sie den Stadtrand von Kabul und stießen auf den ersten einer Reihe von Kontrollposten.
    Bei so vielen russischen Soldaten in seiner Nähe bekam der Bogenschütze eine Gänsehaut. Nach Sonnenuntergang zogen sich die Russen, wie er wußte, in ihre Lager und Bunker zurück und überließen die Straßen den Afghanen, aber auch die sinkende Sonne gab ihm kein Gefühl der Sicherheit. Die Kontrollen waren oberflächlicher, als er erwartet hatte, und der Major redete sich überall durch, indem er Papiere und Parolen aus dem gerade erst zerstörten Bataillons-Gefechtsstand zeigte und nannte. Entscheidender noch war, daß ihre Route die am stärksten gesicherten Teile der Stadt umging. Knapp zwei Stunden später lag Kabul hinter ihnen, und sie rollten im Schutz der Dunkelheit weiter vorwärts.
    Sie fuhren, bis ihnen der Treibstoff ausging. An diesem Punkt steuerten sie ihre Fahrzeuge von der Straße, nahmen ihre schweren Waffen auf den Rücken und brachen ausgeruht auf ins Gebirge und nach Norden.
    Â 
    Nichts wie Hiobsbotschaften heute, dachte Gerasimow, als er Oberst Watutin anstarrte. »Was soll das heißen, Sie bekommen nichts aus ihm heraus?«
    Â»Genosse Vorsitzender, unser medizinisches Personal ist der Auffassung, daß sowohl sensorische Deprivation als auch jede Form physischer Mißhandlung« – das Wort Folter benutzte man beim KGB nicht mehr – »den Gefangenen töten könnten. Und da Sie auf einem Geständnis bestehen, müssen wir zu ... primitiven Verhörmethoden greifen. Der Gefangene ist schwierig, seelisch sehr viel stärker, als wir erwartet hatten«, sagte Watutin so gelassen wie möglich. Im Augenblick hätte er alles mögliche für ein Glas Wodka getan.
    Â»Und alles nur, weil Sie die Verhaftung versaut haben!«
bemerkte Gerasimow kalt. »Ich hatte viel von Ihnen erwartet, Oberst, Sie für einen Mann mit Zukunft gehalten, geglaubt, Sie seien soweit für eine Beförderung. Habe ich mich da geirrt, Genosse Oberst?«
    Â»Es ist in diesem Fall ausschließlich meine Aufgabe, einen Landesverräter zu entlarven. Und das habe ich bereits getan. Wir wissen, daß er Verrat begangen hat, wir haben die Beweise –«
    Â»Jasow wird sie nicht

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