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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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einen Bericht über das Börsending. Das Hinrichtungskommando wird im Kapitol zusammengestellt. Von Trent wahrscheinlich. Wetten, daß das Schwein auch gestern den Reporter auf mich angesetzt hat? Wer hört schon auf mich, wenn ich die Wahrheit an die Öffentlichkeit bringe? Verflucht, ich riskiere schon den Hals, wenn ich hier nur mit Ihnen zusammensitze, Sergej.«
    Â»Warum sagen Sie das?«
    Â»Warum ich das sage?« Ryan gestattete sich ein Lächeln, das abrupt wieder verschwand. »Weil ich nicht ins Gefängnis gehe. Eher sterbe ich, als daß ich diese Schande ertrage. Verdammt noch mal, ich habe mein Leben für dieses Land riskiert! Und dafür will man mich in den Knast schicken!«
    Â»Vielleicht können wir Ihnen helfen.« Endlich kam der KGB-Mann zur Sache.
    Â»Ãœberlaufen? Das soll wohl ein Witz sein. Sie erwarten
doch nicht, daß ich in Ihr Arbeiter- und Bauernparadies ziehe?«
    Â»Nein, aber bei einer entsprechenden Gegenleistung könnten wir Ihre Lage vielleicht verbessern. Es werden Zeugen gegen Sie auftreten. Denen könnte etwas zustoßen ...«
    Â»Lassen Sie den Quatsch!« Jack beugte sich vor. »Sie tun so etwas nicht in unserem Land, und wir unterlassen es in Ihrem.«
    Â»Alles hat seinen Preis. Das wissen Sie besser als ich.« Platonow lächelte. »Was war das zum Beispiel für ein ›Desaster‹, das Mr. Trent gestern abend erwähnte?«
    Â»Und woher weiß ich, für wen Sie in Wirklichkeit arbeiten?« fragte Jack.
    Â»Wie bitte?« Das überraschte den Russen.
    Â»Sie verlangen eine Gegenleistung? Sergej, ich setze jetzt mein Leben aufs Spiel. Und glauben Sie nicht, daß das einfacher ist, nur weil ich es schon einmal getan habe. Passen Sie auf: Wir haben einen Agenten in der KGB-Zentrale in Moskau. Ganz oben. Sagen Sie mir jetzt, was sein Name mir einbringt.«
    Â»Die Freiheit«, erwiderte Platonow sofort. »Wenn er wirklich ganz oben sitzt, wie Sie sagen, würden wir eine Menge für Sie tun.« Ryan sagte über eine Minute lang kein Wort. Die beiden Männer saßen einander gegenüber wie beim Poker, starrten sich an, als stünde ihr ganzes Vermögen auf dem Spiel – und als wüßte Ryan, daß er die schlechteren Karten hatte. Platonow hielt dem Blick des Amerikaners stand und gewann.
    Â»Ich fliege Ende der Woche nach Moskau – es sei denn, die Sache käme vorher ans Tageslicht, was bedeutete, daß ich erledigt wäre. Was ich Ihnen gerade gesagt habe, darf nicht über den Dienstweg laufen, sondern geht an Gerasimow persönlich. Der ist es nämlich nicht.«
    Â»Und warum soll ich Ihnen eigentlich glauben, daß Sie den Namen des Agenten kennen?« Der Russe nahm seinen Vorteil behutsam wahr.
    Nun lächelte Jack. Er hatte also doch noch einen Trumpf in der Hand. »Den Namen kenne ich nicht, aber die relevanten
Daten. Wenn ich Ihnen vier Dinge nenne, die uns über CONDUCTOR erreichten – das ist der Codename des Agenten –, können Ihre Leute den Rest erledigen. Das Ganze darf aber nicht über den Dienstweg gehen, denn sonst brauche ich mich erst gar nicht ins Flugzeug zu setzen – so hoch sitzt der Betreffende nämlich. Und woher weiß ich, daß Sie Wort halten werden?«
    Â»In unserem Geschäft muß man seine Versprechungen halten«, versicherte Platonow.
    Â»Dann richten Sie Ihrem Vorsitzenden aus, daß ich ihn unter vier Augen sprechen will.«
    Â»Den Vorsitzenden? Der empfängt keine –«
    Â»Dann nehme ich mir einen Verteidiger und versuche, die Sache hier durchzustehen. Ich habe nämlich keine Lust, wegen Hochverrat ins Gefängnis zu gehen. So, das war mein Vorschlag, Genosse Platonow«, schloß Jack. »Angenehme Heimfahrt.«
    Jack erhob sich und ging fort. Platonow folgte ihm nicht, sondern drehte sich um und erblickte seinen Leibwächter, der ihm durch ein Signal zu verstehen gab, daß sie nicht beobachtet worden waren.
    Nun mußte er zu einem Entschluß kommen. War Ryan aufrichtig? Laut Cassius ja.
    Er führte den Agenten Cassius jetzt seit drei Jahren. Peter Hendersons Informationen hielten immer der Überprüfung stand. Mit seiner Hilfe hatten sie einen Oberst der Strategischen Raketenstreitkräfte enttarnt und festgenommen, der für die CIA gearbeitet hatte. Von ihm stammten unschätzbar wichtige strategische und politische Informationen

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