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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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lassen! Nach all dem –« Ryan hielt inne und starrte Platonow gequält an. »Was kümmert Sie das eigentlich?«
    Â»Schon bei unserer ersten Begegnung vor ein paar Jahren war ich von Ihnen beeindruckt – von dieser Sache mit den Terroristen in London 1 . Gut, unsere politischen Ansichten mögen sich unterscheiden, aber für mich steht fest, daß Sie Ungeziefer ausgerottet haben. Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich habe mich gegen die Unterstützung von Terroristen durch unseren Staat gewandt. Echten Marxisten, die ihr Volk befreien wollen, sollten wir jede Hilfe gewähren, aber nicht allen möglichen Banditen, diesem Abschaum, der nur Waffen schnorrt. Die Politik einmal beiseite: Sie sind ein ehrenhafter, mutiger Mann. Ich respektiere Sie. Schade, daß Ihr Land das nicht tut. Amerika stellt seine Besten nur auf Sockel, damit die Durchschnittlichen Zielübungen auf sie veranstalten können.«
    Ryans anfangs argwöhnischer Blick wurde nun abwägend. »Da haben Sie allerdings recht.«
    Â»So, mein Freund – was wird man Ihnen antun?«
    Jack seufzte tief und warf einen scharfen Blick den Gang entlang. »Ich muß mir diese Woche einen Anwalt nehmen,
der wird sich wohl in dem Schlamassel zurechtfinden. Ich hatte gehofft, dem aus dem Weg gehen, mich herausreden zu können, aber – dieser neue Mann bei der Börsenaufsicht, auch so eine Schwuchtel wie Trent –« Ryan holte tief Luft. »Trent benutzte seinen Einfluß, ihm den Job zu verschaffen. Wetten, daß die zwei ... Ich bin mit Ihnen einig. Wenn man schon Feinde haben muß, dann wenigstens Männer, die man respektieren kann.«
    Â»Hilft die CIA Ihnen denn nicht?«
    Â»Ach, so viele Freunde habe ich dort nicht – das wissen Sie ja. Senkrechtstarter, viel zuviel Geld, Greers Wunderknabe, meine Beziehung zu den Briten. Auch so etwas schafft Feinde.« Jack schüttelte zwei Aspirin aus einem Röhrchen und schluckte sie.
    Â»Ritter hat mich noch nie gemocht. Er stand meinetwegen vor ein paar Jahren einmal schlecht da und hat mir das nie verziehen. Der Admiral möchte mir helfen, ist aber zu alt. Und auch der Richter hätte schon vor einem Jahr in Pension gesollt.«
    Â»Wir wissen, daß der Präsident Ihre Arbeit schätzt.«
    Â»Der Präsident ist Jurist, war einmal Staatsanwalt. Wenn der nur andeutungsweise hört, daß jemand vielleicht gegen ein Gesetz verstoßen hat – erstaunlich, wie schnell man ganz allein steht. Auch eine Bande im Außenministerium ist hinter mir her. Ehrlich, Washington ist eine miese Stadt.«
    Es stimmt also, dachte Platonow. Sie hatten die Nachricht zuerst von Peter Henderson, Codename Cassius, bekommen, der das KGB seit über zehn Jahren mit Informationen versorgte, erst als Assistent eines Senators, dann als Analytiker im Finanzministerium. Anfangs hatte man Ryan beim KGB als reichen Dilettanten eingestuft, doch dann hatte etwas seiner Karriere mächtig Schub gegeben, und inzwischen verfaßte er fast die Hälfte aller Lageberichte fürs Weiße Haus. Von Henderson wußte man, daß er eine umfangreiche Studie zur Frage der strategischen Waffen erstellt hatte, die im Außenministerium mit Entsetzen aufgenommen worden war. Platonow schätzte Ryan als intelligenten,
mutigen Gegenspieler, der aber zu sehr an Privilegien gewöhnt und zu empfindlich gegen persönliche Angriffe war. Raffiniert, aber sonderbar naiv. Und heute erkannte Platonow, daß Ryan sich für unüberwindlich gehalten hatte und jetzt erst lernen mußte, daß das nicht der Fall war. Daher sein Zorn.
    Â»Die ganze Arbeit für die Katz«, sagte Jack nach einigen Sekunden. »Meine Empfehlungen werden verworfen.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Â»Dieses Arschloch Allen hat den Präsidenten beschwatzt, SDI zum Verhandlungsgegenstand zu machen.« Platonow mußte sich zusammennehmen, um nicht sichtbar auf diese Eröffnung zu reagieren. Ryan fuhr fort: »Alles umsonst. Wegen dieser bescheuerten Börsengeschichte fällt meine Analyse unter den Tisch. Ich bin diskreditiert, und die CIA stützt mich nicht, sondern wirft mich den Wölfen zum Fraß vor.« Jack verschlang den Rest seines Hot dog.
    Â»Man könnte ja etwas unternehmen«, schlug Platonow vor.
    Â»Rache nehmen? Ist mir auch schon eingefallen. Ich könnte das an die Presse geben, aber die Washington Post plant

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