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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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aber überhaupt keine Reaktion ... das verblüfft mich doch.«
    Â»Nun, falls er anbeißen sollte, kann er Ihnen das leicht genug mitteilen.«
    Â»Stimmt.«

21
    Ist das Wetter mein Feind? fragte sich der Bogenschütze. Der Himmel war klar, der Nordwestwind kam kalt von Sibirien herangefegt. Er brauchte Wolken. Im Augenblick kamen sie nur nachts und deshalb langsam voran. Je länger sie sich auf sowjetischem Territorium aufhielten, desto größer die Gefahr, daß sie auffielen, und wenn man sie entdeckte...
    Es war sinnlos, darüber Spekulationen anzustellen. Er brauchte nur den Kopf zu heben, um die Panzerfahrzeuge über die Straße nach Dangara rollen zu sehen. In der Gegend war mindestens ein Bataillon stationiert, wenn nicht gar ein ganzes Mot-Schützenregiment; auf allen Straßen und Wegen fuhren Streifen. Sein Verband war für die Begriffe der mudschaheddin groß und stark, aber wenn sie einem Regiment Russen auf eigenem Boden in die Quere gerieten, konnte nur Allah sie retten.
    Sein Sohn konnte nicht weit sein –, aber wo? An einem Ort, den er nie finden würde, davon war der Bogenschütze überzeugt. Die Hoffnung hatte er schon lange aufgegeben. Nun wurde sein Sohn als Ungläubiger aufgezogen, in einer fremden Welt, und dem Bogenschützen blieb nun nur das Gebet zu Allah, er möge zu seinem Sohn kommen, ehe es zu spät sei. War Kindesentführung nicht das abscheulichste aller Verbrechen? War es nicht grausam, einem Kind die Eltern und den Glauben zu nehmen?
    Jeder einzelne seiner Männer hatte guten Grund, die Russen zu hassen: Ihre Familien waren tot oder in alle Winde zerstreut, ihre Häuser ausgebombt. Seine Männer verstanden nicht, daß dies zur modernen Kriegsführung gehört. Als ›Primitive‹ waren sie der Auffassung, daß der Kampf nur den Kriegern vorbehalten war.
    Das letzte Fahrzeug der Kolonne verschwand hinter einer Straßenbiegung. Der Bogenschütze schüttelte den Kopf.
Genug nachgedacht. Die Russen, die er gerade beobachtet hatte, saßen alle in ihren Kettenfahrzeugen und wärmten sich. Was draußen vorging, merkten sie nicht, und darauf kam es an. Er hob den Kopf und sah seine Männer gut getarnt in ihren russischen Uniformen hinter Felsblöcken und in Vertiefungen liegen, paarweise, damit einer schlafen und der andere Wache halten konnte.
    Der Bogenschütze schaute auf. Die Sonne sank. Bald würde sie hinter dem Bergkamm verschwinden, und dann konnten seine Männer weiter nach Norden marschieren. Hoch über ihnen funkelte die Aluminiumhaut eines Flugzeugs in der Sonne.
    Â 
    Oberst Bondarenko hatte einen Fensterplatz und starrte auf die feindselige Gebirgslandschaft hinab. Er entsann sich seiner kurzen Dienstzeit in Afghanistan, der endlosen, erschöpfenden Anstiege, bei denen man nur im Kreis herumzulaufen schien. Er schüttelte den Kopf. Wenigstens das hatte er hinter sich. Er hatte seine Zeit heruntergerissen, Gefechtserfahrung gesammelt und konnte sich nun in Ruhe seiner großen Liebe, der Ingenieurwissenschaft, zuwenden. Der Kampf war etwas für junge Männer; Gennadi Josifowitsch war inzwischen über vierzig. Nachdem er einmal bewiesen hatte, daß er ebensogut klettern konnte wie die jungen Hirsche, brauchte er das nie wieder zu tun. Im Augenblick bewegte ihn etwas anderes.
    Was macht Mischa? Als der Mann aus dem Ministerium verschwunden war, hatte er angenommen, daß er krank war. Als die Abwesenheit aber mehrere Tage gewährt hatte, begann er die Sache ernst zu nehmen und fragte den Minister, ob Oberst Filitow im Krankenhaus läge. Die Antwort, die er damals bekommen hatte, war beruhigend gewesen -, aber nun regten sich Zweifel. Minister Jasow hatte zu rasch, zu zungenfertig reagiert –, und dann hatte Bondarenko den Befehl erhalten, zu Projekt Heller Stern zurückzukehren und die Anlage gründlich zu studieren. Der Oberst hatte das Gefühl, daß man ihn aus dem Weg haben wollte –, aber warum? Warum hatte Jasow so seltsam
auf seine harmlose Frage reagiert? Hinzu kam die Tatsache, daß man ihn überwachte. Konnten diese beiden Dinge in einem Zusammenhang stehen? Der Zusammenhang war so offensichtlich, daß Bondarenko ihn ohne weiteres Nachdenken ignorierte. Mischa als Ziel einer Ermittlung der Sicherheitsorgane, das war einfach unvorstellbar. Viel wahrscheinlicher war, daß er einen streng geheimen Auftrag für Jasow

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