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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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ausführte. Bondarenko schaute hinab auf den mächtigen Erddamm des Nurek-Wasserkraftwerks. Die zweite Hochspannungsleitung war fast fertig, wie er feststellte, als vor dem Anflug auf Duschanbe-Ost Landeklappen und Fahrwerk ausgefahren wurden. Nach der Landung verließ er als erster die Maschine.
    Â»Gennadi Josifowitsch!«
    Â»Guten Morgen, Genosse General«, sagte Bondarenko überrascht.
    Â»Kommen Sie mit«, sagte Pokryschkin, nachdem er den Gruß des Obersten erwidert hatte. »Dann brauchen Sie nicht mit diesem Bus zu fahren.« Er winkte seinem Feldwebel, der Bondarenko den Koffer aus der Hand wand.
    Â»Sie hätten nicht persönlich zu kommen brauchen.«
    Â»Ach was.« Pokryschkin ging voraus zu seinem Hubschrauber, dessen Rotoren sich bereits drehten. »Irgendwann muß ich mir auch mal Ihren Bericht ansehen. Gestern hatte ich gleich drei Minister hier. Endlich hat man rundum gemerkt, wie wichtig unsere Arbeit ist, und unseren Etat um fünfundzwanzig Prozent erhöht – ich wollte, ich könnte mit meinen Meldungen soviel bewirken!«
    Â»Aber ich habe doch nur –«
    Â»Ãœberflüssig, Oberst. Sie haben die Wahrheit erkannt und anderen weitervermittelt. Nun gehören Sie hier zur Familie. Wie wäre es, wenn Sie nach Abschluß Ihrer Arbeit in Moskau ganz zu uns kämen? In Ihrer Personalakte werden Sie als vorzüglicher Ingenieur und Verwaltungsfachmann beurteilt. Ich brauche einen guten Stellvertreter.« Pokryschkin drehte sich mit einem Verschwörerblick um. »Könnte ich Sie vielleicht dazu bewegen, die Uniform der Luftwaffe anzulegen?«

    Â»Genosse General, ich –«
    Â»Ich weiß, wer einmal Soldat der Roten Armee ist, bleibt auch dabei. Das soll Ihnen bei uns nicht zum Nachteil gereichen. Außerdem können Sie mich gegen diese Knochenköpfe vom KGB unterstützen. Bei einem Flieger wie mir können die sich mit ihrer Erfahrung dicke tun, aber gegenüber einem Mann mit Gefechtsauszeichnung sähe das anders aus.« Der General bedeutete dem Piloten mit einer Handbewegung, er möge starten. »Warten Sie nur, Gennadi, in ein paar Jahren sind wir hier ein ganz neuer Verein, die ›Kosmos-Verteidigung‹ vielleicht. Sie können sich hier eine ganz neue Karriere aufbauen und weit kommen. Überlegen Sie sich das ernsthaft. In drei, vier Jahren sind Sie sowieso General, aber ich kann Ihnen mehr Sterne garantieren als die Armee.«
    Â»Im Augenblick aber –« Bondarenko wollte über den Vorschlag nachdenken, aber nicht im Hubschrauber.
    Â»Im Augenblick sehen wir uns die Spiegel und Computerprogramme der Amerikaner an. Der Chef unseres Spiegelteams meint, die amerikanische Konstruktion ließe sich unseren Geräten anpassen. Es wird ein Jahr dauern, bis die Pläne fertig sind. Nur über den eigentlichen Bau bestehen noch Zweifel. Inzwischen stellen wir Reservelaser fertig und bemühen uns, sie wartungsfreundlicher zu machen.«
    Â»Das dauert auch seine zwei Jahre«, merkte Bondarenko an.
    Â»Mindestens«, stimmte General Pokryschkin zu. »Vor meiner Abberufung wird das Programm keine Früchte tragen. Das ist unvermeidlich. Nach einer weiteren erfolgreichen Großerprobung wird man mich nach Moskau abberufen und zum Leiter der entsprechenden Abteilung im Ministerium machen. Einsatzfähig ist das System dann bestenfalls bei meiner Pensionierung.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Schwer zu akzeptieren, wie lange solche Projekte heutzutage brauchen. Aus diesem Grunde möchte ich Sie hier haben, Gennadi Josifowitsch: Es geht mir um die Kontinuität. Ich suche einen Nachfolger.«
    Bondarenko war sprachlos. Pokryschkin hatte ihn ausgewählt,
zweifellos ihm den Vorzug vor Männern seiner eigenen Waffengattung gegeben. »Aber Sie kennen mich doch kaum –«
    Â»Ohne Menschenkenntnis wird man nicht General. Sie haben die richtigen Eigenschaften und stehen gerade am rechten Punkt Ihrer Karriere – bereit für ein eigenes Kommando. Ihre Uniform ist weniger wichtig als Ihr Charakter. Das habe ich dem Minister mitgeteilt.«
    Nun denn. Bondarenko war zu überrascht, um sich über die Chance zu freuen. Und das alles nur, weil der alte Mischa mich hier eine Inspektion durchführen ließ. Hoffentlich ist er nicht ernstlich krank.
    Â 
    Â»Er ist jetzt schon seit über neun Stunden wach«, sagte einer der Offiziere fast

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